In der Serie „Ätherische Öle sind wundervolle Helfer, können jedoch nicht immer Wunder vollbringen“ muss es endlich mal um Tinnitus gehen. Wir erhalten immer wieder Anfragen zu den leider weit verbreiteten lästigen bis schier nervtötenden Ohrgeräuschen, uns ist jedoch bewusst, dass wesentlich mehr dazu gehört als diese mit „ein paar Aromaölen“ einzudämmen. {Bei gut 870 Blog-Artikeln ist es tatsächlich seltsam, das diese so häufige Beschwerde es noch nicht auf diese Seiten geschafft hat! nun ja, die Rezepte befinden sich „nur“ in zweien unserer Bücher…}

statt gegen Symptome lieber für den Menschen arbeiten

Es wird also allzu oft erwartet, dass wir – meine Co-Autorin Sabrina Herber und ich – die schnelle Lösung GEGEN ein Problem parat haben. Wir sind darüber manchmal ein klitzekleines bisschen erschüttert. {Wir reagieren übrigens inzwischen etwas allergisch auf dieses neue Unwort ‚Aromaöle‘, denn wir arbeiten seit über 30 bzw seit über 20 Jahren mit neutral zertifizierten Bio-Produkten aus destillierten Pflanzen. Das Unwort ‚Aromaöle‘ bezieht sich häufig – bis auf wenige Ausnahmen – auf  „irgendwelche Düfte“, also von Massenware, die nur noch einigermaßen natürlich ist, bis zu Fantasie-Dufties aus dem Drogeriemarkt, und ja, gelegentlich auch auf hochwertige destillierte ätherische Öle aus Bio-Pflanzen.}

In der Naturheilkunde gehen wir davon aus, dass das Beheben einer gesundheitlichen Störung mindestens so viele Monate benötigt, wie sie an Jahren brauchte, um sich langsam zusammenzubrauen. Wir denken aus tiefstem Herzen ganzheitlich, also betrachten wir nicht ein isoliertes gesundheitliches Problem, sondern versuchen zu verstehen und auch zu erspüren, was bei der betreffenden Person den Wegfall aus der Balance verursachte. Das mechanistisch-lineare Weltbild hat sich jedoch inzwischen dermaßen in die Köpfe offenbar der Mehrheit der Menschen hinein gebohrt, dass sie tatsächlich denken, hier eine Tablette, dort ein paar Tropfen, hier eine Spritze, dort ein Ersatzteil, und schwupp, ist das Thema erledigt. Wie der Alltag zeigt, stimmt das leider so gut wie nie.

Haltungsfehler mit verantwortlich

Und so ist das beim Tinnitus. Dieser kann zahlreiche Ursachen haben, nicht selten gleichzeitig. Neben Tinnitus als Folge eines Infektes oder nach chronischer oder auch kurzer zu lauter Beschallung (Baustelle, Konzert) sind in den meisten Fällen zwei sehr typische moderne Haltungsfehler zumindest deutlich mit dafür verantwortlich. Wir Menschen in der „westlichen Welt“ sitzen und rennen meistens gestresst herum. Stress-Empfinden bedeutet, dass uralte, sozusagen steinzeitliche, Nerven hochgradig aktiviert sind. Denn einst mussten wir beim Wahrnehmen von Stress sofort aktiv werden, um der potenziellen Lebensgefahr zu entrinnen. Oft war es ein hungriges Tier oder ein aggressiver Artgenosse, auch vergebliche Nahrungssuche und Verletzungen bedeuteten höchste Alarmstufe: Wegrennen, Ducken und das Atmen fast einstellen war angesagt.

Dauerhaft die Schultern hochzuziehen kann zu chronischen Verspannungen führen, die Versorgung der Ohren wird vermindert, Lockerungsübungen für Schultern, Nacken und die seitlichen Partien des Halses beugen vor

Zudem schoben wir unter dem aktivierten Nervus sympathicus, dessen Aufgabe es ist, uns sekundenschnell um Rettung und Abwehr zu kümmern, mehr oder weniger unsere Schultern hoch. Damit schützten wir instinktiv unsere auf beiden Seiten des Kopfs angelegte Kopfschlagader (Carotis) vor Bissen und Säbeln. Denken Sie mal an ein Tier oder an einen Menschen, dem Schläge drohen, die Seiten des Halses und der Kopf werden blitzschnell bedeckt, sei es durch die Arme/und oder auch mehr oder weniger durch die hoch gezogenen Schultern. Schauen Sie sich einmal um: Welcher Mensch hat noch lockere, fast minimal nach unten „hängende“ Schultern? Heute bringt dieser urzeitlich Schutz niemals eine Erleichterung oder Lösung, dennoch reagieren viele Menschen mit genau dieser Haltung, wenn das Leben sie schier überwältigt.

Auch beißen wir uns durchs Leben: Zahnärztinnen können bestätigen, wie das Knirschen und die Schmerzen im Kiefergelenk zunehmen. In einem interessanten Artikel einer New Yorker Zahnärztin war bereits zum Start des Covid-Wahnsinns zu lesen, dass sie in 6 Monaten des Jahres 2020 mehr PatientInnen mit Mikro-Rissen in den Zähnen behandeln musste als in den 6 Jahren zuvor. Das verrät viel über unseren inneren Zustand, es zeigt, wie unsere Stress-Empfindungen und unterschwelligen (oder lauten) Ängste uns zu schaffen machen. Wir beißen buchstäblich die Zähne zusammen, insbesondere nachts, um durch die diversen Krisen unseres Lebens zu kommen.

Wer hat noch entspannt-lockere, fast minimal nach unten „hängende“ Schultern?

Weil Tinnitus offensichtlich eine immer häufiger vorkommende gesundheitliche Beeinträchtigung ist – manche Menschen werden schier verrückt wegen der pausenlosen Geräusche, die auch nachts den Schlaf erheblich beeinträchtigen können – widmeten wir ihr in unserem neuen Buch Aromapraxis für Pflege und Heilberufe (Haug 2024) einen eigenen Abschnitt (12.2.1, Seite 165). Dieses Buch ist sozusagen ein Rezepturenbuch – über 400!, wir hatten eigentlich gehofft, dass wir nach dem Erscheinen nicht mehr so oft mit Anfragen nach (kostenlosen) Rezepturen bombardiert werden…. Wir berücksichtigen auch, dass gleichzeitig oft seelischer Druck vorliegt, dieser trägt dann erheblich zum Stress-Erleben bei. Wir empfehlen darum auf dieser Seite auch ein stark entspannend wirksames und tröstend-süßlich duftendes Dekoletté-Spray.

Die Nase zeigt den Weg

Für die seelischen Streicheleinheiten, die im modernen Leben oft zu kurz kommen, stellten wir sogar ein ganzes Buch Aromatherapie für Kopf und Seele (Ulmer 2022) zusammen. Auch dieses ist prallvoll mit Rezeptideen! Wir weisen auf fast jeder Seite darauf hin, dass es erheblich zu Heilung und Wohlbefinden beiträgt, wenn per Nase geschnuppert und dann entschieden wird, was momentan ganz persönlich und individuell gut tut. Darum verstehen sich alle unsere Rezeptvorschläge immer nur als eine grobe „Leitplanke“. FÜR den jeweiligen Menschen, nicht gegen eine Beschwerde(n). Unsere Grundmischung ‚Schwester Ester‚, die zu Roll-ons, Massageölen, Badezusätzen, Verneblerdüften verdünnt werden kann, ist einer unserer großen „Seelen-Helfer“, süß und umarmend, doch sicherlich nicht jedermanns Sache (lesen Sie unsere Beschreibungen, vielleicht fühlen Sie sich durch eine davon inspiriert). Hören Sie auch mal, was alles zu tun sein könnte, wenn einem Alles zu viel ist, Folge 100 unseres Podcasts.

Neben entsprechenden regelmäßig durchzuführenden Übungen (mir haben die hervorragend zusammen gestellten Übungen von Liebscher und Bracht geholfen) kann Majoranöl (Origanum majorana), angereichert mit leicht durchblutungsfördernden Ölen wie Pfeffer (Piper nigrum) und/oder „Fichtennadel“ (meistens aus Tannenzweigen von Abies sibirica destilliert) unterstützend angewendet werden.

In einer 50-ml-Braunglas-Pumpflasche (in unserem Shop oder Apotheke) mischen und mindestens 2 x täglich je einige Tropfen auf Schulter, seitlichen Hals und rund um die Ohrmuscheln sanft einreiben.


:: Was ist dir/Ihnen dieser ausführliche Artikel wert? Seit 2008 kann dieses Aromatherapie-Magazin ohne Paywall gelesen werden. Alle aktuellen und insgesamt gut 870 älteren – jedoch meistens zeitlosen – Artikel über die Aromatherapie und die Aromapflege stehen euch und Ihnen hier kostenlos zur Verfügung. Meine durch Idealismus angetriebenen Recherchen, Übersetzungen, Zusammenfassungen und Einschätzungen verschenke ich, die technischen Kosten zum Betreiben einer datensicheren Website werden jedoch nicht weniger. Eine Spende kann zur Deckung dieser unsichtbaren Leistungen beitragen – auch kleine Beträge wie 3-5 € oder beispielsweise Samentütchen für mein Baum-Pflanz-Projekt sind willkommen. Ich freue mich zudem über eine Wertschätzung meiner Arbeit. Hier geht es zum Spendenformular.


 

Wer hat noch entspannte Schultern?

Einen Versuch wert, oder als Maßnahme zur Abwechslung alle 3-4 Wochen, wäre auch die noch stärker durchblutungsfördernde und auch sanft schmerzlindernde Rezeptur aus meinem Buch „Aromatherapie für Sie„, Sabrina verrät sie auf ihrer umfangreichen Rezepteseite (zum kostenlosen Download, gerne mit einer kleinen Spende)

Wenn Schwindel als Begleiter der Ohrgeräusche hinzukommt, erwiesen sich Um-die-Ohren-Einreibungen mit Rosmarin, Rosengeranie und Myrte als ideale Kombination, die nach einigen Wochen der konsequenten Anwendung oftmals Linderung bringen konnte. Zur Begleitung bei Schwindel schrieb ich bereits einen ausführlichen Artikel mit Rezeptideen.

Die eigentliche Ursache von ausgetrockneten Schleimhäuten

Last not least sollte mal die letztendlich fast immer vorliegende Grund-Ursache thematisiert werden: Wir Menschen, Frauen wie übrigens auch Männer, „verlieren“ ab circa 50 Jahren immer mehr unseres wertvollen „Schleimhaut- und Feuchtigkeits-Hormons“ Estriol (Östriol, E3). Ja, auch die Ohren sind mit Schleimhäuten ausgekleidet!!!! Worunter leiden so viele Menschen ab diesem Alter? Trockene Augen? Es fehlt E3! Trockener Intimbereich? Es fehlt E3! Quietschende Gelenke mit immer mehr Arthrose? Es fehlt E3! Trockene Nase, trockene Haut, Heiserkeit/Räuspern, trockene Nagelhäutchen, die Liste ist lang.

Naturidentisches E3 muss zwar vom Arzt/Ärztin verschrieben und meistens selbst bezahlt werden, doch es ist nicht schrecklich teuer (niemand wird dadurch reich, vielleicht ein Grund, warum dieser Mangel, dessen Folgen namens „Alterserscheinungen“ und dessen Behebung nie thematisiert wird). Laut langjährigen Erkenntnissen führt weder die orale noch die vaginale Therapie mit naturidentischem Estriol zu einer Erhöhung des Krebsrisikos (Estradiol/E2 ist der „Bösewicht“, der Hormonersatztherapien in Verruf brachte). Lesen Sie über dieses wertvolle Molekül in beiden Büchern von Dr. med Helena Orfanos-Boeckel Nährstoff-Therapie und ggfs auch im „zweiten Teil“ Nährstoff-Therapie – Der Praxisleitfaden. Ferner auch im Buch der Wiesbadener Gynäkologin Sheila de Liz Woman on Fire.

Die bei einer Tinnitus-Diagnose meistens recht ratlose Leitlinien-Medizin verschreibt Kortison. Dieses schwillt ab und reduziert Entzündlichkeiten. Das ist bequem und wirkt zunächst oft wie eine Lösung. Bis die Brumm-, Summ- und Pfeifgeräusche wiederkehren. Könnte der erschreckend weit verbreitete Mangel an wichtigen Omega-3-Fettsäuren auch ein Mitverursacher des Tinnitus sein? Per zu Hause durchzuführender Fettsäure-Analyse könnte dies gecheckt werden, hochwertiges Fischöl  oder Algenöl würde auch anderweitige Entzündlichkeiten – die ab einem bestimmten Alter fast alle Menschen heimsuchen – reduzieren helfen und das allgemeine Wohlbefinden steigern. Über diese unterschwelligen Entzündungen als Hintergrund fast aller Beschwerden und Krankheiten sprachen wir in Folge 115 unseres Podcasts.

Vielleicht wäre auch zu überlegen, ob mal mindestens drei Monate auf die entzündungsfördernde Arachidonsäure (vor allem in rotem Fleisch) verzichtet wird. Milchprodukte verschleimen den HNO-Bereich von so genannten Lymphatikern, also Menschen, bei denen durch geringe Reize beispielsweise die Nase oft verstopft ist, Milchverzehr birgt auch sonst etliche gesundheitliche Risiken. Ein Vierteljahr mit pflanzenbasierter Nahrung tut fast allen Menschen gut, muss nicht extra kosten und zudem ist sie ein Beitrag zur Gesundung unseres so angeschlagenen „Raumschiffs Erde“. Je nachdem, wie das Befinden und insbesondere der Zustand des Tinnitus dann ist, können weitere Ernährungs- und Lebensgestaltungs-Weichen gestellt werden.

Infos und Anmeldung: auf das Bild klicken!

Eine dreimonatige Kur mit der einzunehmenden Ceres-Tinktur Ginkgo biloba sollte auf jeden Fall in Betracht gezogen werden (oder Ceres Ginkgo-Dryopteris comp., lassen Sie sich in Ihrer Apotheke beraten! ein Gespräch über die Ceres-Tinkturen ist in Podcastfolge 107 mit Heilpraktikerin Natalie Rosenhauser von Löwensprung anzuhören, sie wird eine der hochkarätigen Vortragenden der Mitte Oktober 2024 stattfindenden Konferenz in Südtirol mit Doris Karadar als Gastgeberin, Infos dazu auf aromaBotanica). Vitamin B1 und B6 unterstützen unsere Nerven (zB eine Kur mit einem hochwertigen Vitamin B-Komplex), somit ggfs auch „nervige“ Geräusche, die durch „gedrückte“ Nerven bei Haltungsfehlern verstärkt werden können. Dazu (fast) täglich ausreichend eines hochwertigen Magnesium-Präparates (Magnesiumoxid aus dem Supermarkt wird nicht sehr gut resorbiert), sollten ab einem gewissen Alter (50/60) selbstverständlich sein, mit oder ohne Tinnitus.

Hoffentlich sind all diese Tipps etwas Inspiration für (möglicherweise verregnete?) August-Sommertage, uns liegt die Eigenverantwortung jedes Einzelnen immer sehr am Herzen (höre auch Podcast-Episode 93), vielleicht hilft die eine oder andere Empfehlung aus dieser Zusammenstellung. Aber liest hier noch jemand? Es ist wieder sehr, sehr still geworden… Kennst du jemanden mit Tinnitus? Hat etwas geholfen? Wie lange dauerte es?

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Abbildungen: Foto Schultern von Jacob Bentzinger auf Unsplash  • Foto Kopfhörer von Alphacolor auf Unsplash • Foto von Meital Anlen auf Unsplash • Collage unter Verwendung von Motiven von Canva: Eliane Zimmermann