Ein Problem in der Aromapflege: Immer wieder gibt es Missverständnisse bezüglich der Interaktion von Medikamenten mit eingenommenem GrapefruitSAFT. Es gilt jedoch dringend zu beachten, dass die Wirkweise von äußerlich angewendetem GrapefruitÖL nicht diese Problematik beherbergt, da beide Produkte nicht identisch zusammen gesetzt sind, zudem ist eines wässrig, das andere lipophil (fettähnlich)!
Wer es genau wissen möchte (bzw sich vor seinen Vorgesetzten immer wieder rechtfertigen muss): Naringenin in Grapefruitsaft (ein Flavonoid aus der Gruppe der Flavanone), 6′,7′-Dihydroxybergamottin und Bergamottin, die das Cytochrom P450 1A2 in der Leber hemmen, bzw. Naringin, welches das CYP3A4 hemmt, verzögern durch die Hemmung die Metabolisierung und damit den Abbau (in der Leber) verschiedener innerlich aufgenommener (getrunkener) Stoffe: Auf diese Weise wird deren Bioverfügbarkeit um ein Mehrfaches gesteigert. Dadurch wird auch die Wirkung und Wirkdauer verschiedener Arzneien und Drogen deutlich beeinflusst, beispielsweise die von Cyclosporin A, Dextromethorphan, Estradiol, Felodipin, Ivabradin, Koffein, Midazolam, Nifedipin, Simvastatin, Tacrolimus, Terfenadin, Verapamil, Citalopram und Sertralin.
Naringin, das Glykosid des Naringenins, ist für eine weitere wichtige Wechselwirkung des gegessenen/getrunkenen Grapefruitsaftes verantwortlich. Naringin hemmt die Funktion des Anion-Transportpeptids OATP1A2 im Darm. Arzneistoffe, die hauptsächlich über diesen Transporter vom Darm in den Körper aufgenommen werden, gelangen nur noch in stark verminderter Menge zu etwa 50 % ins Blut, wodurch die gewünschte Konzentration nicht erreicht wird. Bislang konnte eine reduzierte Bioverfügbarkeit für verschiedene Stoffe nachgewiesen werden, darunter Atenolol, Celiprolol, Ciclosporin, Ciprofloxacin, Etoposid, Fexofenadin, Itraconazol, Levofloxacin, Quetiapin, Talinolol – ferner auch von Östrogenpräparaten und Koffein (gute Sammlung dieser Quellen bei Wikipedia). Mehr dazu auch im erweiterten Öle-Lexikon-Artikel über Grapefruitöl.
In einer neueren Review-Arbeit [Bunse M, Daniels R, Gründemann C, Heilmann J, Kammerer DR, Keusgen M, Lindequist U, Melzig MF, Morlock GE, Schulz H, Schweiggert R, Simon M, Stintzing FC, Wink M. Essential Oils as Multicomponent Mixtures and Their Potential for Human Health and Well-Being. Front Pharmacol. 2022 Aug 24;13:956541] wird darüber hinaus fest gestellt, dass bei einer „vernünftigen“, also physiologischen (topischen/dermalen) Anwendung von ätherischen Ölen im Allgemeinen keinerlei solche Gefahren durch unerwünschte Interaktionen auftreten sollten, die AutorInnen fassen zusammen:
In allen Fällen wurden BEI VERSUCHSTIEREN relativ hohe Dosen entweder durch orale oder intraperitoneale Injektion verabreicht, und es erscheint höchst unwahrscheinlich, dass der Mensch unter physiologischen Bedingungen entsprechenden Mengen von ätherischen Ölen ausgesetzt wäre. Daher kann davon ausgegangen werden, dass ätherische Öle bei topischer oder oraler Anwendung kein signifikantes Risiko einer Beeinflussung des Blutspiegels beim Menschen durch Cytochrom P450-Induktion darstellen. Quelle

Durch Zerdrücken der Blüten des Johanniskraut tritt ein roter Pflanzensaft aus, eines der Erkennungsmerkmale des heilsamen Hypericum, von dem es circa 500 Arten gibt
Johanniskrautöl, ein wichtiger Helfer in der Aromapflege
Ein ähnlicher „Sack voller Missverständnisse“ begegnet Pflegenden im Zusammenhang mit der topischen (äußeren) Anwendung von Johanniskrautöl. Auch in diesem Bereich wird offensichtlich ständig vergessen, dass die paar entzündungshemmend wirksamen Moleküle auf der Haut nicht die Arbeit der Leber stören, da sie dort gar nicht „unterwegs“ sind. Das so enorm hilfreiche fette Öl (bzw Mazerat) – äußerlich aufgetragen ein wirklich hilfreiches Mittel bei Verbrennungen, Gelenk- und Muskelschmerzen, unspezifischen Entzündungen und drohender Verkeimungsgefahr bei Wunden, wird also regelmäßig mit innerlich einzunehmenden Antidepressiva, welche die Wirkstoffe des Hypericum maximal konzentriert enthalten, verwechselt, beispielsweise Futuran®, Helarium®, Jarsin®, Laif®, Neuroplant® und Psychotonin®. Diese werden, anders als das auf der Haut aufgetragene fette Öl, in der Leber metabolisiert (verstoffwechselt), in der Leber treffen sie dann auf die Moleküle dieser eingenommenen Medikamente und beeinflussen sie teilweise auf nicht vorteilhafte Art. Im Ärzteblatt ist dazu zu lesen:
Da Johanniskraut-Wirkstoffe über eine Induktion des Cytochrom-P450-Systems in der Leber metabolisiert werden, vor allem über CYP 3 A/4, und möglicherweise auch p-Glykoprotein induziert wird, können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten nicht ausgeschlossen werden, die auf ähnliche Weise metabolisiert werden. Ob diese Mechanismen aber wirklich der Grund für die beobachteten Arzneimittel-Interaktionen sind, ist noch nicht geklärt.
Jedenfalls können Johanniskraut-Extrakte mit Substanzen wie Cyclosporin, Warfarin und Theophyllin interagieren, deren Serumspiegel können sich verändern.
Das gilt auch für den Proteaseinhibitor Indinavir, der in der antiretroviralen Therapie eingesetzt wird. Auch die Serumkonzentration des trizyklischen Antidepressivums Amitriptilyn sinkt unter der Gabe von Johanniskraut-Extrakten um etwa 20 Prozent ab, die Serumkonzentration von Digoxin kann dagegen leicht ansteigen. Patientinnen, die ein orales Kontrazeptivum einnehmen, sollten auf das möglicherweise leicht erhöhte Risiko von Zwischenblutungen hingewiesen werden, vor allem, wenn die „Pille“ Ethinylestradiol und Desogestrel enthält. Quelle
Ich schrieb 2018 (und davor auch mehrfach) über dieses tragische Nicht-Wissen samt Verwechslungen, um Pflegende zu ermutigen, das wertvolle Johanniskrautöl dennoch zum Wohle ihrer PatientInnen weiterhin anzuwenden. Weil das ein so wichtiges Thema ist, gab es auch eine eigene Podcast-Folge zum Johanniskraut (Folge 22) , zwei Schmerzrezepturen für Gelenke und Muskulatur sind hier nachzulesen.
Medikamente enthalten oft plus/minus 1000 mg Hyperforin pro Dosis, so heißt die antidepressiv und angstmindernd wirksame Leitsubstanz. Sie ist ein sehr flüchtiges Molekül, das eine unerwünschte Nebenwirkung für einige wenige Patientengruppen bewirken kann. Betroffen sind vor allem PatientInnen, die Immunsuppressiva einnehmen müssen, also beispielsweise transplantierte Menschen und auch solche, die Medikamente gegen AIDS einnehmen müssen. Sie dürfen keine hoch dosierten hyperforin-haltigen Präparate innerlich einnehmen. Niedrig dosierte Präparate stellen laut einer Studie (September 2008) wiederum keine Gefahr dar, diese haben dann jedoch keine deutliche antidepressive Wirkung [Mueller SC, Majcher-Peszynska J, Mundkowski RG, Uehleke B, Klammt S, Sievers H, Lehnfeld R, Frank B, Thurow K, Kundt G, Drewelow B. No clinically relevant CYP3A induction after St. John’s wort with low hyperforin content in healthy volunteers. Eur J Clin Pharmacol. 2008 Sep 3].
Gegen die schmerzlindernde ÄUSSERLICHE Anwendung von Johaniskraut-Mazerat bestehen dagegen keinerlei Bedenken, diese Produkte enthalten ohnehin nur 2,2 bis 20,8 mg Hyperforin pro 100 ml Johaniskraut-Mazerat, dass laut einer Studie nach fünf Wochen verflüchtigt war [Maisenbacher P, Kovar KA. Analysis and stability of Hyperici oleum. Planta Med., Bd. 58 (1992), 351-354]. Zudem erfolgt bei der Anwendung auf der Haut nicht eine Verstoffwechselung über die Leber. Anders bei innerer Anwendung, also beim Schlucken insbesondere konzentrierter Johanniskrautpräparate, werden einige CYP-Enzyme, die zur Verstoffwechselung von bestimmten Medikamenten nötig sind, in ihrer Arbeit gestört.
Je nachdem, ob das Mazerat unter Einwirkung von Sonnenlicht oder ohne hergestellt wurde, kann der Hyperforin-Gehalt noch geringer sein. Inzwischen wird ein Auszug ohne Sonnenlicht empfohlen, um unnötige Peroxid-Bildung zu vermeiden, Peroxide können kranke und gereizte Haut weiter schädigen. (ganzer Artikel über Johanniskrautöl, Vorstellung der wichtigsten Mazerate)
Wer mehr über mögliche Interaktionen (Wechselwirkungen) zwischen Medikamenten und ätherischen Ölen erfahren möchte, kann bei Aromatherapie-Fachfrau Gabriele Sievers Beispiele im Alltag mit Lupus-Medikamenten (SLE) nachlesen: Lupus, Duft und mehr.
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Viele Menschen leider unter einer mehr oder weniger ausgeprägten Angst vor zahnärztlichen Behandlungen, einige Studien konnten belegen, dass eine gezielte Raumbeduftung, insbesondere mit Grapefruit, Orangen und/oder Lavendelöl diese Ängste zu reduzieren vermag
Zahnarzt-Angst
Wir berichteten bereits öfters über Studien mit Lavendel- und/oder Orangenöl, welche Menschen mit starker Angst vor Zahnarztbehandlungen helfen konnten. Insbesondere zwei Arbeiten aus Zahnarztpraxen in Wien waren seinerzeit (um die Jahre 2000 und 2005) regelrechte Hoffnungsträger.
Orangen- und Lavendelöl vermindern die Angst vorm Zahnarzt. In einer österreichischen Studie wurden 200 PatientInnen zwischen 18 und 77 Jahren (50% Frauen, 50% Männer) in vier unterschiedliche Gruppen eingeteilt: Während die zwei dieser Gruppen auf die zahnärztliche Behandlung warteten, wurden die jeweiligen Wartezimmer, in dem sie sich befanden, entweder mit Orangenduft oder mit Lavendelduft beduftet. Die dritte Gruppe wartete in einem Wartezimmer mit Musik, die vierte Gruppe wurde durch nichts stimuliert. Währenddessen wurden Erhebungen zu ihrem Grad der Angst, der Stimmung, der Wachheit und der Ruhe gemacht. Die beiden Duftgruppen zeigten weniger Angst und eine bessere Stimmung als die Kontrollgruppen. Lehrner J, Marwinski G, Lehr S, Johren P, Deecke L. Ambient odors of orange and lavender reduce anxiety and improve mood in a dental office. Physiol Behav. 2005 Sep 15;86(1-2):92-5
Orangenöl vermindert die Angst vorm Zahnarzt bei weiblichen Patientinnen. Lehrner J, Eckersberger C, Walla P, Pötsch G, Deecke L. Ambient odor of orange in a dental office reduces anxiety and improves mood in female patients. Physiol Behav. 2000 Oct 1-15;71(1-2):83-6.
Ein niederländisches Team berichtet, dass sie diese früheren Studien im Umfeld von drei großen Zahnkliniken wiederholten und deren Ergebnisse widerlegen konnten. Darüber hinaus untersuchten sie, ob ein anderer angenehmer Fruchtgeruch (Apfelgeruch) in ähnlicher Weise mit einer Verringerung der Angst verbunden ist. In diese Studie wurden 219 Patienten (117 Männer, 102 Frauen) im Alter zwischen 18 und 81 Jahren einbezogen. Während sie auf eine zahnärztliche Behandlung warteten, wurden die Teilnehmer entweder dem Raumduft von Orangen (N = 81) oder Äpfeln (N = 69) ausgesetzt, oder sie erhielten keine olfaktorische Stimulation. Per Fragebögen wurden der Angstzustand, die Stimmung und das empfundene Schmerzniveau der Teilnehmer erfasst. Die statistische Analyse ergab keinen signifikanten Unterschied zwischen den Antworten der Patienten in den drei Versuchsgruppen. Die Forschenden in diesem Experiment kommen daher zu dem Schluss, dass Orangen- und Apfelgeruch keinen Einfluss auf die Erwartungsangst oder die Stimmung von Patienten haben, die in großen Zahnkliniken auf einen Termin warten. Toet A, Smeets MA, van Dijk E, Dijkstra D, van den Reijen L. Effects of Pleasant Ambient Fragrances on Dental Fear: Comparing Apples and Oranges. Chemosens Percept. 2010 Dec;3(3-4):182-189.
Ein indisches Team verglich 2023 ätherische Öle bei 60 Kinder zwischen 6 und 12 Jahren Kindern mit Zahnarztangst: Diese wurden nach dem Zufallsprinzip entweder einer Versuchs- oder einer Kontrollgruppe zugeteilt, die vor der Zahnbehandlung Lavendel und Patchouli zum Riechen erhielten. Die Angst der Kinder wurde mit Hilfe der Chotta Bheem-Chutki-Skala gemessen. Die Pulsfrequenz wurde mit einem Pulsoximeter aufgezeichnet.
Zwischen den Intervallen kam es zu einer signifikanten Verringerung der Angstwerte und der Pulsfrequenz. Statistische Unterschiede wurden in der Lavendelgruppe im Vergleich zu Patchouliöl festgestellt. Die positiven Auswirkungen von Lavendel- und Patchouliöl auf Kinder können zur Verringerung von Angstzuständen bei Kindern eingesetzt werden. In dieser Studie zeigte Lavendelöl etwas bessere Ergebnisse als Patchouliöl. Tripathy S, Kohli A, Sharma K, Katyayan R, Bhatnagar P, Sahar N. Comparative Evaluation between Lavender Essential Oil and Patchouli Essential Oil in Aromatherapy and Its Effect on Dental Anxiety in Children. Int J Clin Pediatr Dent. 2023 Sep-Oct;16(5):681-685
Grapefruitöl bei Zahnarzt-Angst
Vergangenen Monat, im Juni 2024, wurde eine erfreuliche Studie über Zahnarzt-Angst vom Team rund um Judith Czakert und Dr. Georg Seifert von der Humboldt Universität in Berlin veröffentlicht. Insbesondere Frauen mit einer großen Angst als grundsätzliche Charaktereigenschaft profitierten vom Raumduft Grapefruit.
Ängste vor zahnärztlichen Behandlungen sind bekanntlich eine große Herausforderung in der zahnmedizinischen Versorgung. Das Vermeiden solcher Behandlungen kann zu einer Beeinträchtigung der Mundgesundheit führen, damit auch zu Schmerzen. Das Ziel dieser neuen Arbeit war, die Wirkung der Raumbeduftung mit ätherischen Ölen auf akute Angstzustände von PatientInnen in Zahnarztpraxen zu analysieren.

Es gibt das Öl aus der pink Grapefruit, meistens wird das Öl aus der normalen Grapefruit angeboten, selten ist auch das Öl aus der sehr ähnlich duftenden, wesentlich größeren Pomelo erhältlich
Dazu wurden in vier Zahnarztpraxen fünf wöchentliche Zyklen der Raumbeduftung mit folgenden Düften durchgeführt, 486 PatientInnen machten mit: Orange (Citrus sinensis), Zirbelkiefer (Pinus cembra), Gute Laune (eine extrem fein-frisch duftende Mischung aus ätherischen Ölen: Citrus sinensis, Citrus aurantifolia, Citrus limon, Osmanthus-Duft (5%)), Forest Walk (Mischung aus ätherischen Ölen: Abies grandis, Pinus cembra, Myrtus communis Ct 1,8-Cineol, Abies alba, Citrus paradisi, Abies sibirica, Pseudotsuga menziesii, Vetiveria zizanioides), und als Vergleich/Kontrolle wurde die Raumluft mit Wasser „beduftet“.
Das primäre Ergebnis war die akute Angst (State-Trait-Angstinventar (STAI-S)). Zu den sekundären Ergebnissen gehörten die Angst als Charaktereigenschaft (STAI-T), die Zahnarztangst (Kleinknecht-Umfrage zur Zahnarztangst) und das Schmerzempfinden bei der Behandlung (numerische Bewertungsskala). Bei allen Patienten (n = 486) war der STAI-S in der Kontrollgruppe (40,7 ± 11,6) etwas höher als in den Interventionsgruppen (38,4 ± 10,5). Post-hoc-Analysen ergaben, dass der Effekt nur für die Untergruppe der weiblichen Patienten eindeutig ist (n = 296, p = 0,044). Die Forschenden führten auch eine zusätzliche Post-hoc-Analyse für eine Untergruppe mit einem erhöhten STAI-T ≥ 42 durch (n = 131 Patienten). Für diese Gruppe war der Unterschied in der akuten Angst zwischen der Kontrollgruppe (51,1 ± 11,9, n = 30) und den Interventionsgruppen (46,8 ± 9,6, n = 118) signifikant (T = 4,39, p = 0,0379).
Die Ergebnisse der Studie deuten auf ein vielversprechendes Potenzial der Raumbeduftung mit ätherischen Ölen zur Linderung von Zahnarztangst hin, insbesondere in den Untergruppen von Patienten mit einem hohen Grad an Trait-Angst, und vor allem bei weiblichen Patienten (also Menschen, die grundsätzlich zur Angst neigen, als Charaktereigenschaft). Die beruhigende Wirkung dieser Raumbeduftungen wurde auch durch die anekdotischen Aussagen des Praxispersonals unterstrichen. Die angstreduzierende Rolle des Zerstäubens von ätherischen Ölen allein und als Teil von kombinierten Techniken zur Linderung der Angst vor Zahnarztbehandlungen sollte laut diesem Team von Forschenden in Untersuchungen mit multiperspektivischen methodischen Ansätzen weiter untersucht werden.
Czakert J, Kandil FI, Boujnah H, Tavakolian P, Blakeslee SB, Stritter W, Dommisch H, Seifert G. Scenting serenity: influence of essential-oil vaporization on dental anxiety – a cluster-randomized, controlled, single-blinded study (AROMA_dent). Sci Rep. 2024 Jun 19;14(1):14143
Mehr über diesen feinen Duft, der (fast) alle Menschen zum Lächeln bringt, im kürzlich erweiterten Öle-Lexikon-Artikel über Grapefruitöl. Grapefruitöl ist erhältlich von
Farfalla/Evelyn Deutsch, Feeling, Primavera,
Grapefruitöl als Lebensmittel zertifiziert von Vegaroma
Pink Grapefruit von Jophiel
Und wenn wir schon mal in der Zahnarztpraxis sind:
Ein japanisches Forscherteam stellte folgende Überlegung an: Zahnärzte arbeiten bekanntlich routinemäßig in der Nähe von Patienten, auch wenn bei einem oder beiden der Verdacht auf COVID-19 besteht oder bestätigt wurde. Die Mundhöhle dient auch als Reservoir für SARS-CoV-2, da das Virus in oralen Sekreten (Speichel und Zahnfleischflüssigkeit), oralen Geweben (Speicheldrüse und Parodontalgewebe) und oralen Mikroumgebungen (Zahnfleischsulkus und Parodontaltasche) vorkommt und sich darin vermehrt.
Trotz des hohen Risikos einer SARS-CoV-2-Infektion war die Prävalenz von COVID-19 bei Zahnärzten, Dentalhygienikern, Zahnarzthelferinnen und ihren Patienten selbst während der Pandemie ähnlich hoch wie in der Allgemeinbevölkerung. Die Forschenden vermuten, dass Eugenol, das für den spezifischen Raumgeruch in Zahnarztpraxen verantwortlich ist, zur Prävention von COVID-19 in zahnärztlichen Einrichtungen beitragen könnte. Eugenol wird nicht nur aus zahnmedizinischen Materialien (Füllungen, Zement und Sealer) freigesetzt, sondern auch durch zahnmedizinische Verfahren (Schleifen, Polieren und Restauration) aerosoliert. Es wird vermutet, dass Eugenol die Infektiosität und Replikation von SARS-CoV-2, den Eintritt von SARS-CoV-2 in menschliche Zellen durch spezifische Bindung an das virale Spike-Protein und die für die Replikation von SARS-CoV-2 unerlässliche Protease hemmen kann.

Das ätherische Öl besteht zu einem erheblichen Anteil an Eugenol, es kann aus den unreifen und getrockneten Knospen gewonnen werden, ersteres duftet feiner und ist verträglicher als das Öl aus den Blättern
Es konnte gezeigt werden, dass in die Raumluft gegebenes Eugenol auf über die Luft übertragene Viren wirkt und deren Belastung reduziert. In dieser Übersichtsarbeit wird die Hypothese aufgestellt, dass die Umgebung von Zahnarztpraxen, deren Luft mit Eugenol „geschwängert“ ist, die Übertragung von SARS-CoV-2 über die Luft und die Ansteckung mit SARS-CoV-2 zwischen Zahnärzten und Patienten unterdrückt und so COVID-19 in der Zahnarztpraxis verhindert. Eugenol könnte ein guter Helfer als Anti-COVID-19-Mittel bei der sicheren Durchführung von Zahnbehandlungen und Mundpflege in der COVID-19-Ära geben, die ja bekanntlich derzeit extrem hohe Fallzahlen zu verzeichnen hat. Tsuchiya H, Takai Y. COVID-19 in Dental Practice Is Prevented by Eugenol Responsible for the Ambient Odor Specific to Dental Offices: Possibility and Speculation. Med Princ Pract. 2024;33(2):83-89
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Fotos Zahnarztbehandlung: Quang Tri NGUYEN auf Unsplash Grapefruit Olga Petnyunene auf Unsplash
Liebe Eliane,
DANKE für die Aufklärung um Grapefruit und Johanniskraut – sie kommt für mich genau richtig (Du weißt schon – ich bin immer noch nicht fertig).
Das Thema Zahnarzt-Angst hast Du toll aufgeschlüsselt und erklärt. Ich kann da nicht mitschreiben, meine Angst vor dem Zahnarzt ist nicht anwesend.
Danke für Deine Arbeit, Dein stetiges aufklären, richtig stellen auf allen Kanälen.
Immer wurde ich meine extreme Zahnarzt-Phobie (nach regelrechten Folterungen als Teenager) durch Orangenöl plus einem sehr einfühlsamen jungen Zahnarzt los.
Was für ein Feuerwerk an unaussprechlichen, geschweige denn memorierfähigen Begriffen beim Abschnitt über das Johanniskraut. Wunderbar. Nur so lassen sich Skeptiker überzeugen, die nur Kraft ihres Berufes (Dr.med) meinen, alles besser zu wissen. Betrifft leider auch viele Zahnarztpraxen, wo man bei dem Vorschlag der Raumbeduftung nur ein nachsichtiges Lächeln erntet oder mit dem Hinweis auf Hygienvorschriften 😁 auf Ablehnung trifft.
Alles Liebe und viel Kraft auf dem mühsamen Weg der Aufklärung.
Danke, ja es ist immer noch so schade, dass selbst eindeutige wissenschaftliche Evidenz nicht gehört und gesehen wird, das Wohl der Patienten oft völlig egal ist.
Danke für diesen interessanten Beitrag! Johanniskraut verwende ich seit Jahren privat für den Hausgebrauch.
Gruß aus dem Schwarzwald
Super! Ich erhielt gestern ein Feedback meines Sohnes, der sich eine erhebliche Fußverletzung beim Sport zugezogen hatte. Das Johanniskrautöl half ihm innerhalb weniger Tage buchstäblich wieder auf die Füße!
Wieder super Dank für diese tolle Information!
Danke für den Bericht.
Mir ist dieses Jahr aufgefall wo überall das Johanniskraut blüht und habe mir ein Mazerat angesetzt 🙂
einfach ein rieses grosses Dankeschön für diesen ausführlichen tollen Artikel, den ich sehr gebrauchen kann für den Klinikalltag.
danke,danke,danke!!!
Liebe Eliane,
wieder ein echter „Eliane Zimmermann“ (Artikel). Danke.
Ich bewundere dein Faible für biochemische Formeln und Worte. Respekt.
Mir hat Grapefruit einmal einen „Südseeurlaub“ beschert. Ich musste in die „Röhre“, wurde im Vorgespräch gefragt, ob ich Platzangst hätte und ein Beruhigungsmittel vorher möchte. Nein, natürlich nicht … dann als es so weit war, wurde mir doch etwas mulmig. Leider war es für das Beruhigungsmittel zu spät. So griff ich skeptisch-hoffnungsvoll zu meinem Grapefruit-Fläschchen und betropfte (reichlich) ein Wattepad, das ich mir auf mein Shirt legte.
… und abging die Post. Augen zu, atmen, spüren, den kühlen Wind am Strand, das laute Brummen eines Dampfers, der vorbeikam, Grapefruit-Sonnen-Sand-Feeling … es war herrlich. Ich kam völlig relaxt aus der Röhre, zum Erstaunen der Schwestern. Es muss wohl ein sichtbarer Unterschied im vorher zum nachher Bild gewesen sein.
Danke für diesen sehr interessanten und aufschlussreichen Bericht. Mein Mann leidet seit der Kindheit an enormer Zahnarzt-Angst. Ich werde ihm von diesem Bericht erzählen.
Danke für diese Rückmeldung. Ich wurde meine Zahnarztangst, die sehr ausgeprägt war, mit Orangenöl so gut wie los (derzeit das zweite Zahnweh meines Lebens, ich fürchte, ich muss zum Jahresbeginn auf den „heißen Stuhl“)