Helichrysum italicum (Roth) G.Don

Immortelle, der Name dieses winzigen gelben Strohblümchens bedeutet „die Unsterbliche“, ihr ätherisches Öl ist ein kleines Wunder bei Prellungen und Hämatomen, ihr wissenschaftlicher Name leitet sich von Helios=Sonne, chrysum=Gold ab.

Pflanzenfamilie: Asteraceae/Compositae (Korbblütengewächse)

Pflanzenteil: blühende Stängel, bei billigen Qualitäten auch die grauen, an Lavendel erinnernden Blättchen

Haupt-Inhaltsstoff(e): Monoterpenester (u.a. Nerylacetat), diverse Diketone (Italidione)

Haupt-Wirkungen körperlich: die Nummer 1 bei Hämatomen und Schwellungen bei stumpfen Verletzungen: Ganz ungewöhnliche Inhaltsstoffe verleihen diesem Öl seine wunderbare Anti-Blaue-Flecken-Eigenschaft, DER Ersthelfer bei Prellungen jeder Art

Haupt-Wirkungen seelisch: In Spuren in “Seelen-Mischungen” hat es zudem entkrampfende und (seelen)schmerzlindernde Eigenschaften.

Besonders effektive Anwendung: lokal in Olivenöl oder Traumeel-Salbe, Spuren in Duftlampe (mit Orange, Mandarine und etwas Zimt)

Haltbarkeit nach Öffnen der Flasche: mehrere Jahre

Preisniveau: kostbar

Der wissenschaftliche Name dieser in eher sandigen Gegenden rund um das Mittelmeer wild wuchernden Pflanze leitet sich von Helios=Sonne, chrysum=Gold ab. Das erdig-warme Öl muss stark verdünnt werden, sonst riecht es für die meisten Menschen nicht so toll, nach Curry und Maggi Flüssigwürze vielleicht, manche Menschen riechen auch einen starken Honiggeruch (es gibt viele Chemotypen, so dass die vordergründigen Duftempfindungen stark variieren). Immortelle ist eine enge Verwandte von Arnika, jedoch erfahrungsgemäß hilfreicher bei stumpfen Verletzungen/Prellungen als ihre auffälligere Cousine aus den Bergen. (Rezeptidee bei Prellungen und Schwellungen in diesem Artikel).

In der Gattung Immortelle finden wir wesentlich mehr Arten, circa 600 davon, etliche davon werden ‚Currykraut‘ genannt und inzwischen in Gärtnereien als hübsche Gartenpflanzen angeboten (meistens scheint es sich um Helichrysum stoechas zu handeln). Aus drei oder vier dieser Arten kennen wir das jeweilige ätherische Öl, am besten bekannt wurde Helichrysum italicum, welches es es in zwei Unterarten, vielleicht auch Chemotypen, gibt, denn die Zusammensetzung der ätherischen Öle kann sich erheblich unterscheiden:

  • Helichrysum italicum subsp. italicum {Vorkommen: Marokko, Algerien, Frankreich, Italien, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Griechenland, Zypern} [je nach Autor als Synonym oder als abweichende Unterart betrachtet]
  • Helichrysum italicum subsp. serotinum (Boiss.) P. Fourn. {Marokko, Algerien, Spanien, Portugal, südliches Frankreich}

Eine typische Zusammensetzung von Helichrysum italicum (Synonym: Helichrysum angustifolium) kann folgendermaßen aussehen:

  • Monoterpene: d-Limonen (6 Prozent), beta-Pinen (6 Prozent), alpha-Pinen (2 Prozent)
  • Monoterpenole: Borneol (bis zu 6 Prozent), Nerol (4 Prozent), kleine Anteile je von Linalool, Alpha-Terpineol, Terpineol-4
  • Monoterpen-Ester: Nerylacetat (30-40 Prozent), Spuren Nerylbutyrat (stark entspannend, angstlösend)
  • Diketone: Italidion I bis III (6.5 bis 20 Prozent) (entspannend, lokal blutverdünnend)
  • Sesquiterpen: Gamma-Curcumen (17.50 Prozent)
  • Sesquiterpenol: Virdiflorol (1,5 Prozent)

Immortelle nach Operationen zur Behandlung von Narben

Die französische Allgemeinärztin, die sich auf die naturheilkundliche Begleitung von onkologischen PatientInnen spezialisierte (und zwei Bücher dazu schrieb – in französischer Sprache), empfiehlt Immortelleöl zusammen mit Wildrosenöl (Hagebuttensamenöl) zur Regeneration von Narben nach plastischer Chirurgie:

“Das Ziel dieser Studie ist es, das Interesse, die Wirksamkeit und die Verträglichkeit von ätherischen Ölen in der unmittelbaren und verzögerten postoperativen Phase in der ästhetischen und plastischen Chirurgie aufzuzeigen. Die Autoren berichten über ihre Erfahrungen und die ersten Ergebnisse der Anwendung der Aromatherapie anhand von zwei Patientenserien aus der Gesichts-, Hals- und Thoraxchirurgie. Unter anderem werden die anti-ödematösen Eigenschaften dieser ätherischen Öle in der unmittelbaren Folgezeit und ihre Rolle bei der Umgestaltung und Reifung der Narbe in der verzögerten Phase durch perkutane lokale Anwendung bei operierten Patienten. Sie betonen die Vor- und Nachteile der Verwendung dieser neuen Therapieprotokolle für die lokale und allgemeine Anwendung im Vergleich zu den derzeit verfügbaren Äquivalenten. In der Tat erfordern Patienten der ästhetischen und plastischen Chirurgie mehr als alle anderen chirurgischen Patienten eine ganz besondere Aufmerksamkeit in Bezug auf Narben, ihre Merkmale, ihre Auswirkungen und die erforderliche Pflege.” Voinchet V., Giraud-Robert A.-M. Utilisation de l’huile essentielle d’hélichryse italienne et de l’huile végétale de rose musquée après intervention de chirurgie plastique réparatrice et esthétique. Phytothérapie. 2007;5:67–72

In einem Review (Übersichtsarbeit) aus dem Jahr 2021 wird unter anderem die Einnahme von Immortelleöl diskutiert: “Trotz umfangreicher Berichte über die Bioaktivität von immortelle sind klinische Anwendungen noch nicht untersucht worden. Ziel der Studie war es, Informationen über die innerliche Anwendung von H. italicum und seine bioaktiven Bestandteile zu sammeln, um seine Wirksamkeit und Sicherheit für den menschlichen Gebrauch zu bestimmen. Forschungsartikel wurden gesichtet, die in diesem Zusammenhang noch nicht vorgestellt wurden, und relevante klinische Studien mit H. italicum analysiert. Sechs klinische Studien mit H. italicum flossen in dieser Übersicht ein, sie beinhalteten die Behandlung von Schmerzen, Husten und psychische Erschöpfung.

Obwohl die Wirksamkeit von H. italicum sowohl in In-vitro-Tests als auch am Menschen nachgewiesen wurde, ist es schwierig, die Ergebnisse klinischer Studien allein auf H. italicum zurückzuführen, da in der Regel nicht einzelne Bestandteile isoliert getestet wurden. Andererseits liefern die klinischen Studien positive Informationen über das Sicherheitsprofil, da keine unerwünschten Wirkungen gemeldet wurden. Wir kommen zu dem Schluss, dass die innerliche Anwendung von H. italicum sicher ist.” Kramberger K, Kenig S, Jenko Pražnikar Z, Kočevar Glavač N, Barlič-Maganja D. A Review and Evaluation of the Data Supporting Internal Use of Helichrysum italicum. Plants (Basel). 2021 Aug 23;10(8):1738 Diese Studie über Immortelle kann hier kostenfrei gelesen und runtergeladen werden.

Fast noch stärker wirksam als das inzwischen extrem kostspielige ätherische Öl bei Stoßverletzungen ist das Hydrolat der Immortelle. Da das Öl durch den Hype um die angebliche Falten-weg-Collagen-Wirkung die Verfügbarkeit des ätherischen Öles verknappt hat, ist das Hydrolat die preiswertere und vor allem effektivere Wahl (hier schilderte ich die Schönheitswirkung von Immortelleöl). Da Ketone (wie auch die strukturell eng verwandten Aldehyde) recht gut ins Hydrolat übergehen, sieht es so aus, als ob die Italidione zu dieser sehr überzeugenden, teils sogar recht wundersamen Wirkung des Immortellehydrolats beitragen.

Es wird idealerweise gekühlt oder sogar als Eiswürfel gefroren bereit gehalten, und bei kleinen Unfällen als erste Hilfe als kühlende Auflage eingesetzt. Es ist ein Hydrolat, bei dessen typischen Anwendungen bei kleinen Unfällen die Stabilisierung mit Alkohol sogar willkommen ist (freilich nicht bei geschwollenen Augen). Für Kinder sind auch Immortellehydrolat-Herzchen und Sternchen feine Tröster. Eine ganz besonders feine Qualität gibt es bei Doris Karadar in Südtirol, in Deutschland erhältlich in unserem Shop.

AiDA Aromatherapy Eliane Zimmermann

Als das hochwertigste ätherische Öl gilt Immortelleöl aus Korsika, einige Öleanbieter importieren es. Farfalla bietet neben einem 1-ml-Fläschchen des unverdünnten Öles auch das extrem hochwertige Immortelle-Demeter in 50% Alkohol an, bei Prellungen können 2-3 Tropfen dieses völlig untoxischen Öles direkt auf die betroffenen Stelle gegeben werden, die Verdunstungskälte des Alkohols unterstützt die Erste-Hilfe-Wirkung. Bei Feeling gibt es neben der unverdünnten Version auch eine 1:1-Verdünnung in Jojobaöl, diese ist somit auch sehr praktisch direkt anzuwenden, etwa nach Sportverletzungen. In der Schweiz ist eine Super-Qualität bei Florentia erhältlich.

 

In der 77sten Folge unseres Podcasts geht es übrigens um Immortelleöl. Hier rein hören!

Der besondere Wirkstoff, eine Gruppe von Italidionen, ist oft allenfalls in Spuren in guten Immmortelleölen enthalten, diese scheinen entweder extrem wirksam zu sein, oder aber das “Gesamtkunstwerk” dieses Öles und Hydrolates ist so unglaublich überzeugend wirksam, also das Zusammenspiel mehrerer, auch anderer, Moleküle. Italidion I, II und III (römische Zahlen) sind Sesquiterpen-Verbindungen, also besteht die Grundkette aus 15 C-Atomen. Das Wörtchen ‘Dion’ bezieht sich auf die zweimal vorhandene Keto-Gruppe =O =O (Carbonylgruppen), also handelt es sich um ein Diketon.

Weitere im deutschsprachigen Handel (selten) erhältliche Immortelle-Öle:

HELICHRYSUM gymnocephalum, nur auf Madagaskar, dort Rambiazana genannt, deutlich preiswerter als H. italicum

  • Monoterpene, je circa 3 Prozent: Alpha-Pinen, Beta-Pinen, para-Cymen (u.a. schmerzlindernd)
  • Monoterpenole: Terpineol-4 (circa 3 Prozent) (u.a. gegen viele Keime)
  • Sesquiterpene: beta-Caryophyllen (circa 1 Prozent) (u.a. entzündungshemmend)
  • Oxid: 1,8-Cineol/Eucalyptol (zwischen 50 und bis zu 74 Prozent) (u.a sekretolytisch bei Husten, Schnupfen)

HELICHRYSUM bracteiferum {≠ Helichrysum bracteatum}

  • Monoterpene: Alpha-Pinen und Beta-Pinen (5 Prozent)
  • Sesquiterpene: beta-Caryophyllen (circa 11 Prozent), Alpha-Humulen (16 Prozent)
  • Oxid: 1,8-Cineol/Eucalyptol: (circa 10 Prozent)

HELICHRYSUM splendidum, in Südafrika, dort Peta genannt, es wird bei Nebenhöhlen-Problemen eingesetzt

  • Monoterpene: Alpha-Terpinen (circa 15 Prozent), Beta-Pinen (10 Prozent), para-Cymen (3 Prozent)
  • Sesquiterpene: Bicyclogermacren, Delta-Cadinen, Alpha-Phellandren (zusammen bis zu 25 Prozent)
  • Sesquiterpenole: Cubenol (7 Prozent)
  • Monoterpenketon: Campher (=Bornan-2-on, 1 Prozent)
  • Oxid: 1,8-Cineol/Eucalyptol: (circa 8 Prozent)

Eine gute Übersicht gibt die im Frühjahr 2023 erschienene Immortelle-Studie von Veronica Furlan und Urban Bren

Ein ganzes Buch wurde dieser sehr unterschätzten Pflanze gewidmet: Immortelle, Portrait einer wilden Duft- und Heilpflanze. Die oft in Gartencentern erhältliche Currypflanze ist übrigens meistens Helichrysum stoechas.


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