Schmerzen

Schmerzempfindungen werden vorwiegend über freie Nervenendigungen vermittelt. Schmerzrezeptoren reagieren auf chemische Stoffe, die bei Gewebsschädigungen oder Störungen im Gewebe- Stoffwechsel freigesetzt werden, wie z. B. Prostaglandine oder Histamin.

Werden Schmerzrezeptoren gereizt, gelangt das Schmerzsignal zunächst zum Rückenmark, wo innerhalb von Sekunden Neuropeptide wie Sustanz P und Glutamat ausgeschüttet werden. Nun wird die Schmerz-Meldung über die Vorderseitenstrangbahn des Rückenmarks zum Thalamus und von dort zu den sensorischen Rindenfeldern der Grosshirnrinde geleitet. Dabei können andere zum Teil vom Gehirn ausgeschüttete Neuropeptide diese Weiterleitung hemmen oder ganz unterdrücken, z.B. Endorphine oder Serotonin.

Die den Schmerz begleitende Gefühlsqualität (z.B. Angst, Ekel, Wut über den Schmerz)  wird unter anderem aus dem Limbischen System beigesteuert und kann durch den Einsatz ätherischer Öle positiver gestaltet werden.

Ätherische Öle bei Schmerzen von Muskeln und Gelenken
(fünf- bis zehnprozentig in Johanniskrautöl)

• Coriandrum sativum, Koriander

• Eucalyptus globulus/E. radiata, Eukalyptus

• Gaultheria procumbens, Wintergrün

• Lavandula angustifolia, Lavendel fein (und auch Lavandin)

• Juniperus communis, Wacholder

• Laurus nobilis, Lorbeer

• Melaleuca leucadendra, Cajeput

• Mentha piperita, Pfefferminze

• Origanum majorana, Echter Majoran

• Piper nigrum, Schwarzer Pfeffer

• Syzygium aromaticum, Gewürznelke

Bei extremen Verspannungen wirkt die Ergänzung mit Lavendelöl oder anderen esterhaltigen Ölen wie Mandarine und Petit Grain zusätzlich entkrampfend.

Schmerzspezialist Wintergrün mit Methylsalicylat

Die ätherischen Öle von Gaultheria procumbens [G. fragrantissima] (Wintergrün) und Betula lenta (Birke) bestehen fast nur aus Methylsalicylat (aromatischer Ester = Phenylderivat); Kursbuch Seite 217. Dieser Stoff (gebundene Salicylsäure) wirkt ähnlich wie die Acetylsalicylsäure in den bekannten Schmerztabletten als so genannter COX-Hemmer (Cyclooxidase). Diese Gruppe von Medikamenten unterdrückt also einen Stoff, der u. a. entzündungsfördernde und schmerzfördernde Prostaglandine im Gewebe auslöst. Diese werden vom Körper aus der beispielsweise in Fleisch vorkommenden Arachidonsäure synthetisiert.

Lange Jahre schreckten us-amerikanische Warnungen bezüglich Methylsalicylat in Wintergrünöl AromatherapeutInnen vom Gebrauch dieses nützlichen Öles ab. 14 g Wintergrünöl – innerlich – können bereits tödlich wirken, für ein Kind wirken 4 ml tödlich. Die IFRA (International Fragrance Research Association) lehnt es für die Parfümherstellung ab.

Dennoch ist es für den menschlichen Konsum zugelassen. Der medizinisch-frische Geschmack und Geruch von Wintergrün ist in den USA fast omnipräsent. Von vielen Zahnpastamarken über Mundwässer, Softgetränke, Kaugummi und andere Süßigkeiten ist er in sehr vielen Produkten enthalten. Meistens in synthetischer Form. So dass es viele dokumentierte Vergiftungsfälle gibt, wo eine Überdosierung von Methylsalicylat eine Rolle spielt.

Wendet man Wintergrünöl in einer in der Aromatherapie üblichen Verdünnung von 0,5-1 Prozent bei akuten Schmerzzuständen an, hat man damit eines der schmerzstillendsten Öle überhaupt zur Verfügung.

Es ist aus der natürlichen Therapie von Fibromyalgie (Weichteilrheumatismus) kaum noch weg zu denken. Denn es hat gleichzeitig eine entspannende Komponente, die bei dieser Erkrankung, die durch psychogene Faktoren verstärkt wird, für die ganzheitliche Therapie wichtig ist.

Handelsübliche Präparate sind mit 5 Prozent und mehr deutlich höher dosiert und wirken aufgrund ihres Counter-Irritant-Effektes: die Haut wird gereizt und stark durchblutet und es kommt zu einer verminderten Wahrnehmung der Schmerzen.

Aspirin und ähnliche Medikamente mit Acetylsalicylsäure haben eine stark schleimhautschädigende Wirkung, so dass sie für viele Menschen nicht magenverträglich sind. Sie können auch nicht durch die Haut aufgenommen werden. Die kleine Methylgruppe am Molekül macht den Unterschied.

Dadurch, dass sie das Molekül um ein C-Atom und um drei H-Atome „bereichert“, wird es fettlöslicher und kann dann von der Haut resorbiert werden. Enzyme in der Haut können diese Methylgruppe wieder abspalten, so dass die schmerzlindernde Salicylsäure in Aktion treten kann. Das ist nicht nur ideal bei rheumatischen Erkrankungen, sondern auch bei Sportverletzungen, denn Wintergrünöl vermindert nicht nur Schwellungen, sondern hilft dabei, dass verletztes Gewebe schneller regeneriert.

Wintergrünöl sollte nicht in Verbindung mit Wärmflaschen, Heizkissen oder sonstigen Wärmeanwendungen verwendet werden, auch ist es in der Badewanne gering dosiert zu verwenden (max. 5 Tropfen). Es darf nicht vor Operationen verwendet werden und sollte auch von Menschen, die blutverdünnende Medikamente einnehmen müssen, gemieden werden, da sich ein additiver Effekt einstellen kann (und das Blut dann zu stark verdünnt wird). Es ist nicht für die Anwendung bei Kindern geeignet.

Quellen:

Holly Phaneuf, Herbs demystified. New York 2005 ·
Maria Lis-Balchin: Aromatherapy Science. London 2006 ·
Monika Werner & Ruth von Braunschweig: Praxis Aromatherapie. Stuttgart 2006