Mazerate sind Öle, die durch Einlegen von Pflanzenteilen mit den entsprechenden fettlöslichen Wirkstoffen angereichert werden. Am bekanntesten sind in unserem Kulturkreis Johanniskraut- und Ringelblumenmazerat, es gibt aber noch einige andere, die kommerziell hergestellt werden: Arnika, Aloe Vera, Centella, Karottensamen, Mohnblüte. Man nimmt sie pur zur Massage oder Creme-Herstellung, kann sie aber auch ohne weiteres verdünnen, das hängt von der Indikation ab. Hier finden Sie einige Beispiele, mehr dazu lesen Sie in Fachbuch “Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe”. Es gibt noch die nicht ganz so wirkstoffreichen Basis-Öle und die heilungsintensiven Wirkstoff-Öle.

Johanniskraut, Hypericum perforatum L., Clusiaceae

Dieses wegen seiner roten Farbe auch Rotöl genannte Heilmittel gehört zur traditionellen mitteleuropäischen Heiltradition. Es wird durch Einlegen von frischen Johanniskrautblüten in Olivenöl gewonnen. Nach mindestens drei Wochen in der Sonne (neuerdings wird zur Mazeration in der Dunkelheit geraten) wird das Kraut entnommen und man kann das deutlich schmerzlindernd wirkende Öl überall dort zu Einreibungen anwenden, wo entkrampft, erwärmt und beruhigt werden soll: Wunden, Verbrennungen, Sonnenbrand, Geschwüre, Hexenschuss. Es gehört in Rezepturen gegen rheumatische Schmerzen, die Regenerationsbehandlung der Bandscheiben ist ohne dieses Mittel nicht denkbar, auch für die Dammmassage vor der Entbindung ist es ein Muss. Es macht die Haut allerdings lichtempfindlich; deshalb sind nach dem Auftragen Sonne oder Sonnenbank zu meiden. Ähnlich wie der Johanniskrauttee wirkt es bei längerem Gebrauch durch die Hauptbestandteile Hypericin und Hyperforin leicht stimmungsaufhellend. Nicht zu verwechseln mit dem ätherischen Johanniskrautöl, das keine Lichtempfindlichkeit auslöst.

Centella, Centella asiatica (L.) Urb., Apiaceae

Das auch auch Fo-ti-tieng, Gotu Kola oder indischer Wassernabel genannte zarte Gewächs hat lange kriechende Ranken und herzförmige Blättchen.

Centella - Aromatherapie - Eliane Zimmermann

Es wird in der Ayurveda-Medizin zu den „Rasayanas“, den verjüngenden Mitteln, gezählt. Ein hoher Gehalt an verschiedenen Triterpensäuren wirkt stimulierend auf den Kollagen-Stoffwechsel der Haut, weswegen das mit Centella mazerierte Mandelöl ungewöhnlich hautregenerierend wirkt, zum Beispiel bei verzögerter Vernarbung, aber auch bei wulstigen Narben (Keloiden). Zudem kann man ungewöhnlich gute Effekte bei Zellulite beobachten, die durch die innere Einnahme von Centellakraut-Tee enorm unterstützt werden.

Mohn, Papaver rhoeas L., Papaveraceae

Für dieses Mazerat werden die kräftigsten roten Mohnblütenblätter am frühen Morgen geerntet und noch am selben Tag mit reinem kalt gepressten Olivenöl vermengt (400-600 Blüten in 2 Liter) und an einen sonnigen Ort gestellt. Nun beginnt ein sehr arbeitsaufwändiger Prozess des täglichen regelmäßigen rhythmischen Schüttelns jeder einzelnen Flasche. Während einer Besonnungszeit von fünf bis sechs Wochen löst sich der in den Blütenblättern enthaltene schmerzstillende Wirkstoff Rhoeadin. Zusammen mit der Lichtkraft entsteht ein so genanntes heliopathisches (Helios=Sonne) Heilmittel nach homöopathischen Prinzipien, das fast zwei Jahre haltbar ist.

Es wirkt erwärmend, schmerzlindernd und wird besonders bei der Therapie schmerzhafter Arthrosen und Bandscheibenschäden geschätzt. Jede Form von Gelenk- und Muskelschmerzen, auch Muskelkater, und den Organismus belastende Narben sprechen gut auf eine Behandlung mit diesem Öl an. Auch für die „Energetisierung“ von trägen und apathischen Kindern ist es sehr gut geeignet.
Bei einer systematischen Therapie wird weniger eine Massage mit diesem Öl empfohlen als vielmehr ein „Auflegen“. Über mehrere Monate wird ein weißer Leinenlappen mit dem Öl benetzt und die schmerzenden Stellen sowohl tagsüber als auch nachts bedeckt. Vor dem Schlafengehen sollte das Öl übrigens nicht verwendet werden, da es zu belebend wirken kann.
Mohnblütenmazerat ist nicht zu verwechseln mit fettem Mohnsamenöl aus den gepressten Samen, welches nur wenige Wochen frisch bleibt.

Ringelblume, Calendula officinalis L., Asteraceae

Ringelblumenöl oder -salbe gehört wie das Öl der mit ihr verwandten Arnika zu den alten Heil- und Hausmitteln. Die Calendula wächst in Deutschland nicht wild, sondern ist eine typische lang blühende Bauerngartenpflanze. Das sehr gut verträgliche Mazerat der gelb-orangenen Blütenblättchen ist eine Wohltat für trockene und rissige Haut, auch für die zarte Haut von Babys wirkt es stärkend und pflegend, es lindert zudem Entzündungen und rheumatische Beschwerden. Schlecht heilende Wunden werden positiv beeinflusst und wunde Brustwarzen von stillenden Müttern beruhigt. Lindernd wirkt es auch bei Frostbeulen und Krampfadern.
Für die balancierende Behandlung von Menstruationsproblemen jeder Art fügt man fünf Prozent des regulierenden Calendulöles zur gewählten Massage-Mischung mit ätherischen Ölen.

Eine hervorragende Lektüre ist Pflanzenöle von Ruth von Braunschweig.