Das bei der Gewinnung von ätherischen Ölen durch Destillation gewonnene “destillierte Wasser” ist mit den wasserlöslichen Bestandteilen der jeweiligen Pflanze versetzt. Beim Rosenwasser ist es zum Beispiel der den Duft wesentlich prägende Phenylethylalkohol. Dieses Hydrolat duftet deshalb für viele Menschen sogar angenehmer als das Öl selbst. Das ätherische Öl enthält im Gegensatz dazu “nur” die fettlöslichen, leicht flüchtigen Inhaltsstoffe dieser Pflanze. Hydrolate haben auch eine starke Heilwirkung, manchmal wird — zumindest in bestimmten Bereichen — die Heilwirkung der ätherischen Öle sogar übertroffen. Sie bilden einen komplementären Teil der Aromatherapie, werden aber leider noch oft vergessen. Vielleicht, weil sie einst als “wertlose Abfallprodukte der Destillation” angesehen wurden.

Für die Behandlung von Kindern, Schwangeren und gebrechlichen Menschen sowie nicht-vegetarischen Tieren wie Katze und Hund sind sie optimal, da sie eine sehr sanfte Wirkung haben. Allerdings ist hier der Bedarf an Forschung noch wesentlich größer als bei den ätherischen Ölen. Für die meisten Hydrolate müssen die Wirkungen auf die menschliche Gesundheit analysiert werden, auch hört man sehr Unterschiedliches was die Haltbarkeit anbelangt. Sie eignen sich hervorragend auf Kompressen  bei Prellungen, Verbrennungen oder Fieber; man gefriert sie zu Platten oder Würfeln und wickelt sie vor Gebrauch in sterile Wundkompressen. Auch zum Ansetzen von Bachblütenpräparaten sind sie eine gute Ergänzung. Zur Herstellung von Cremes, Deos und Haarwässern sind sie auch ausgezeichnet geeignet. Und natürlich auch zum Kochen.

Die sogenannten “…Wässer”, also “Rosenwasser”, “Neroliwasser” usw. müssen nicht zwangsläufig Hydrolate sein. Hier wird oft destilliertes Wasser mit einigen Tropfen ätherischen Öles verschüttelt (oft wird sogar synthetisches Öl verwendet) oder mit einem Lösungsvermittler aufgelöst. Die Wirkung entspricht hier bestenfalls der Wirkung des verwendeten Öles, die wasserlöslichen Bestandteile fehlen.

Gute Hydrolate werden bei mehreren Destillationsvorgängen angereichert (Kohobation). Sie duften dann entsprechend “rund” und die Wirksamkeit ist vermutlich etwas stärker als bei einfach destillierten Hydrolaten. Der Preis der von weither transportierten Hydrolate ist recht hoch, wenn man bedenkt, welch schwere Ware rund um den Globus reist; man kann sie ja nicht in Form von Konzentraten, wie beim Orangensaft, verschicken. Jedes ätherische Öl (das also durch Destillation gewonnen wurde) hat sein entsprechendes Hydrolat, jedoch ist es aus diesen geschilderten Gründen bei uns nicht oder nur selten erhältlich. Hydrolate sind bei kühler Lagerung in dunklen Flaschen bis zu zwei Jahre haltbar, auch danach kann man sie z. B. noch im Garten zur Spritzung oder Ameisenvertreibung einsetzen. Hydrolate eignen sich vorzüglich zur inneren Einnahme, man sollte jedoch beachten, dass sie wesentlich konzentrierter wirken als beispielsweise ein Tee der gleichen Pflanze; also sollte man sie verdünnen, will man beispielsweise ein Glas Pfefferminzwasser trinken (30ml in 1 Liter Wasser). Die meisten Firmen auf dem deutschsprachigen Markt bieten vor allem einige der folgenden Hydrolate an, Oshadhi verkauft zeitweise über 70 unterschiedliche Hydrolate.

Cistrosenhydrolat: bei Neurodermitis und gestauter Haut, als Hilfe bei “seelischer Aufräumarbeit”/Psychotherapie
Kamillenhydrolat: in Cremes, Gesichtswässen und Bädern Pflege für empfindliche Haut, zum Anrühren einer Tonerdemaske, zur psychologischen Unterstützung bei Neubeginn-Situationen
Lavendelhydrolat: zum Entspannen und Abschalten in der Badewanne, zur Schampooherstellung, gekühlt oder gefroren als Kompresse bei Verbrennungen und Insektenstichen.
Lorbeerhydrolat: für erwärmte Kompressen bei Verspannungen, zur Inhalation, zur Duftabrundung für Rasierwässer und als Gesichtswasser für fettige, unreine Haut
Melissenhydrolat & Verbenenhydrolat: als “Schlummertropfen”, zum Beruhigen, zum Harmonisieren in der Menopause, Melisse ist bei Herpes labialis wirksamer als das ätherische Öl (und viel preiswerter)
Pfefferminzehydrolat: Am schönsten mit kaltem Mineralwasser aufzugießen, etwas süßen und an heißen Tagen zur Erfrischung zu genießen. Auch für wachmachende Abreibungen am Morgen und zur Belebung im Sommer auf die Unterarme geben. Für lange Reisen in eine Sprühflasche geben und das Gesicht erfrischen. Bei fettiger Haut als Gesichtswasser. Besonders gut zum Einfrieren für kühlende Kompressen bei Prellungen und Kopfschmerzen.
Muskatellersalbeihydrolat: zur Entspannung bei Stress
Nerolihydrolat (Blüte der Bitterorange): Dieses Hydrolat duftet frischer, “heller”, es erinnert ein wenig an Kölnisch Wasser. Bei der Natur-Kosmetikherstellung ist es äußerst beliebt, es ist zudem ein “Jungbrunnen” für die Seele: bei Irritationen, schlechter Laune, depressiven Verstimmungen bis hin zu seelischen Schocks kann man es ins Gesicht und auf die Unterarme sprenkeln und fühlt sich im Nu “wiederbelebt”. Auch hier ist ein guter Einsatz die Naturparfumherstellung. Sehr geeignet für die pure Anwendung in der Duftlampe.
Rosenhydrolat: Wird vor allem bei der Gesichtspflege (Cremeherstellung, Gesichtswasser, Tonerdemaske) verwendet und als äußerst wirksame Kompresse bei Entzündungen, vor allem der Augenbindehaut. Für fiebernde Babys und Kleinkinder sind Auflagen mit zimmerwarmem Rosenhydrolat auf Stirn und Wangen geeignet. Zudem ist es eine gute Grundlage für Naturparfums. Es eignet sich sehr gut in einer kleinen Sprühflasche zum Erfrischen von Mensch und Raum. Bekannt ist es auch für die Marzipanherstellung und für viele nahöstliche Speisen. Zur Herstellung von Bachblütenmitteln ist es eine wunderbare Ergänzung, auch alleine genommen wirkt es harmonisierend auf gereizte Nerven, entspannend auf die Seele. Wegen der strengen gesetzlichen Bestimmungen bei der (Natur)Kosmetikherstellung werden Rosenhydrolate wegen der geforderten Keimfreiheit immer öfter mit Alkohol versetzt. Das Hydrolat ist nicht mehr so hautfreundlich, zudem haben Alkolkranke nicht mehr die Möglichkeit, es einzunehmen. Alternative ist ein mehrfach destillliertes Produkt, das wegen der vielen Durchgänge recht gut haltbar ist, erhältlich beispielsweise bei www.etherischeoele.de und bei www.manufactum.de.
Rosmarinhydrolat: Es eignet sich sehr gut zur Herstellung belebender Duschgels, auch Schampoo, ein klärendes Gesichtswasser und ein regenerierendes Haarwasser lassen sich gut damit zusammenstellen. Am Morgen eingenommen (ein Teelöffel), wirkt es als kreislaufstimulierendes Mittel.
Salbeihydrolat: bei Halsschmerzen zum Gurgeln, als Gesichtswasser bei fettiger Haut, als Grundlage für ein Deodorant
Sandelholzhydrolat: eine Rarität zum Herstellen von exotisch duftenden Naturparfums
Teebaumhydrolat: bei Halsschmerzen zum Gurgeln, zur Inhalation bei Atemwegserkrankungen, zur Regulation der Abwehrkräfte
Thymianhydrolat: zum Inhalieren bei Erkrankungen der Atemwege, Cremes gegen fettige Haut
Zedernhydrolat: Schampoo, Haarwasser, Rasierwasser, seelische stark stabilisierend
Zimthydrolat: Anti-Cellulite-Gels, Cremes oder Salben mit erwärmender, reinigender Wirkung, Super-Duft
Zypressenhydrolat: Anti-Cellulite-Gels, Venenpflege-Cremes, adstringierendes Gesichtswasser, für ordnende und stärkende Bachblüten-Mischungen

2013 ist das Buch ‚Hydrolate‘ von Eliane Zimmermann erschienen (112 Seiten 25 Euro, zu bestellen bei Aromapflege Evelyn Deutsch) erschienen sowie das Buch von Ingrid Kleindienst-John: Hydrolate – Helfer aus dem Pflanzenreich