Ätherische Öle bei Epilepsie – eines der großen Verwirr-Themen im Bereich der Aromatherapie und Aromapflege. Meine eigene Erfahrung nach gut 25 Jahren der Arbeit mit ätherischen Ölen entspricht erfreulicherweise der Zahl NULL! Ich habe noch nie einen Zwischenfall dieser Art gehabt, nehme allerdings von Anbeginn nur allerreinste Öle, fast immer aus (neutral zertifiziertem) kontrolliert biologischem Anbau, dazu in vernünftiger Verdünnung (maximal 3 Prozent). Zudem verwende ich niemals ätherische Öle, die grundsätzlich als bedenklich gelten, bei fremden Menschen (Thuja, Flohminze etc). Salbei verwende ich nur in thujonarmer Qualiät (thujonfrei würde auch das Fehlen von Vorteilen der Monoterpenketone bedeuten, weniger schleimlösend, weniger wundheilend etc).
Es ist im Gegenteil so, dass viele ätherische Öle, vor allem solche die Linalylacetat (Lavendel, Muskatellersalbei, Petit Grain), Terpineol-4 (Teebaum, Majoran, Wacholderfrucht) und Linalool (Ho-Baum, Koriandersamen, Thymian Ct. Linalool), enthalten, krampflösend wirken können. Prof. Buchbauer bzw. sein Team in Wien haben bereits entsprechende wissenschaftliche Erkenntnisse dazu erbracht.
Es gibt in der Literatur Missverständnisse und Abschreibe-Fehler, die von Erkenntnissen aus der Parfüm- und Pharmaindustrie stammen, beispielsweise zu Fenchel: Der „gefährliche“ Fenchel ist der Bitterfenchel (Foeniculum vulgare var. amara), er kann größere Mengen des Monterpenketons Fenchon enthalten. Ich kenne jedoch keine Ölefirma, die daraus ein ätherisches Öl anbietet. Das üblicherweise erhältliche Fenchelöl wirkt durch den hohen Anteil an Anethol sogar krampflösend, wie jeder der es bei Blähungen benutzt, erfahren kann.
Buchautor/Innen müssen jedoch immer ein wenig zuviel warnen, denn wir kennen ja unsere Leser nicht und wissen nicht, ob sie den Unterschied zwischen Pfeffer- und Flohminze, zwischen Salbei aus Südfrankreich und aus Dalmatien kennen, ob sie nicht zum nächsten Drogeriemarkt rennen und dort zweifelhafte Öle kaufen und gleich einnehmen (weil es ist ja alles nur Natur und viel hilft viel). Oder ob sie nach der neumodischen Anwendung 100 Tropfen puren Öles auf die Haut von fremden Menschen geben…
Ich habe sehr wohl drei Erfahrungsberichte von Fehlanwendungen mit Salbei erhalten. Einmal bekam ein Hund (gut medikamentös eingestellter Epileptiker) nach einer Duftlampenanwendung mit vielen, wirklich vielen Tropfen Salbeiöl unbekannter Herkunft zweimal einen Krampfanfall. Jemand anderes hatte eine Frühjahreskur mit Salbeiöl unternommen: am ersten Tag einen Tropfen eingenommen, am zweiten Tag zwei Tropfen, am dritten Tag drei Tropfen etc. (bis zum zehnten Tag mit 10 Tropfen und dann wieder rückwärts). Es kam zu einem Klinikaufenthalt wegen Verdacht auf Vergiftung. Klar, die im Öl enthaltenen Monoterpenketone wirken neurotonisch (leicht stimulierend-anregend auf das Nervensystem, laut Studien sogar hilfreich bei demenziell veränderten Menschen) und einige der Monoterpenketone wirken bei grober Überdosierung/Falschanwendung neurotoxisch (nur ein Buchstabe Unterschied zur giftigen Wirkung!, Pulegon, Thujon, Pinocamphon/Isopinocamphon und bei empfindlichen Menschen auch Borneon=Kampfer). Zudem können es sich diese eher selten gehäuft auftretenden Inhaltsstoffe von ätherischen Ölen für einige Tage in der Leber gemütlich machen, so dass ein kumulativer Effekt entstehen kann. Eine liebe Kollegin hat sich mit einigen Litern täglich ihres Lieblingstees mit Salbei zumindest in Richtung Schwindel gebracht.
Durch eine potenziell neurotoxische Wirkung (bei innerer Einnahme, zu starker Konzentration, zu häufiger Anwendung) können Falschanwendungen auch fatal auf einen Embryo/Fötus wirken, dessen sich bildendes Nervensystem davon überfordert wird (führt ggfs. zu abortiver Wirkung).
Die relative Toxizität hängt von vielen Faktoren ab, vom Zustand der Leber, vom Körpergewicht der betreffenden Person, von der Zusammensetzung des Öles, von der Menge und von der Art der Anwendung. Man kann nur immer wieder betonen, dass ätherische Öle nicht in Mengen eingenommen werden dürfen, die nicht der Nahrung entsprechen. Wenn man sich also bewusst macht, dass in einem einzigen Tropfen Salbeiöl circa eine Einkaufstüte voller Salbeiblätter steckt, wird man NIEMALS drei oder vier oder gar zehn Tropfen davon einnehmen. Selbst als Fan der italienischen Küche, der gerne Gnocchi mit in Butter gebratenen Salbeiblättern isst oder mit Salbei gefüllter Saltimbocca. Dabei handelt es sich immer um die Einnahme eines Bruchteiles von Tropfen! Ein Tropfen Zitronenöl in der Süßspeise oder im Getränk (pro 500 g bzw. 1 Liter), vorverdünnte Gewürz- und Kräuteröle (5-6 Tropfen auf 30 ml Sirup oder Olivenöl, davon wenige Tropfen) sind eher eine gesundheitsfördernde Maßnahme, vor allem wenn man aufgehört hat, mit frischen Kräutern zu kochen. Kaum jemandem ist bewusst, dass wir mit Cola-Getränken und Bitter Lemon echte ätherische Öle innerlich aufnehmen. Kaum jemandem ist bewusst, dass Tomaten, Aprikosen, Sellerie, Knoblauch und Orangensaft (auch aus der Packung) teilweise erhebliche Mengen des Ätherisch-Öl-Inhaltsstoffes Limonen (und andere) enthalten und somit innerlich aufgenommen werden.
Eine korrekt ausgeführte Aromamassage, ein aromatisches Fußbad, eine Inhalation mit nur einem Tropfen eines natürlichen und hochwertigen ätherischen Öles werden bei nicht gebrechlichen, nicht hypersensiblen oder sehr kleinen Menschen (erst ab 4 oder 5 Jahre) keinen epileptischen Krampf auslösen.
Some essential oils containing monoterpenones might be neurotoxic instead of neurotonic (just one letter from beneficial to fatal) if used in the wrong way. Taken in the wrong amounts and even swallowing them might prove dangerous to people with epilepsy, especially if the origin of the oil is dubious. We book authors have to warn much more than is really necessary as we don’t know where our readers have their oils from or what they actually do with them. It isn’t dangerous to apply even ‚toxic‘ oils like a sage-oil of high quality (low in thujone) externally and well diluted (3-4 drops in 10 ml carrier oil), i.e. for a few days if you have a cold. I wouldn’t recommend though to use thuja, hyssop and pennyroyal oils. Some essential oils containing monoterpenol-4, linalool and linalylacetate can even prevent seizures as Prof. Dr. Buchbauer and his team from the University of Vienna could show – at least on animal experiments .
Liebe Eliane, herzlichen Dank für diesen Artikel, ich war wirklich sehr
unsicher bezüglich der Öle, es werden in der Lieteratur so viele Öle
aufgeführt, die man bei Epilepsie meiden sollte, Rosmarin, Fenchel, Salbei sowieso und sogar Pfefferminze. Aber ich denke auch, eine vernünftige
Dosierung und es passiert nichts !
Ganz liebe Grüße aus Bremen,
Deine Dagmar
Danke finde ich klasse mal eine Ermutigung zu hören 🙂 eine normale Dosierung ist klar… Lieber Gruss Christel
Hallo ihr lieben,meine Tochter hat Epilepsie welche Öl würdet ihr mir empfehlen?LG Vedrana
Hallo Vedrana, es ist schön, wenn eine Mama ihr Kind bei einer schweren Krankheit naturheilkundlich unterstützen möchte. Doch so funktioniert Aromatherapie nicht, wir arbeiten nicht GEGEN eine Diagnose, sondern FÜR den Menschen. Dafür müssen wir schauen, wie es dem Menschen genau in diesem Moment geht. Es wäre unethisch, eine Fernberatung zu geben, mal abgesehen dass dies ohne genauere Informationen nicht möglich ist. Und nicht erlaubt.
Wie genau zeigt sich die Krankheit? Seit wann besteht sie? Wann bzw auf welche Trigger erfolgt ein Anfall? Wie lange dauert dieser bzw wie genau fällt er aus? Welche anderen Symptome kommen dazu? Wie geht es dem Menschen damit? Welcher Bereich der Krankheit wird als die schwerste Belastung empfunden? Wann und wo hat er/sie Schmerzen? Und vor allem, wie alt ist ihr Kind? Kann sie sich zu Düften äußern? Welcher Duft würde ihr gefallen?
Vielleicht mag sie den stark entkrampfend wirksamen Duft der Bio-Mandarine https://www.shop-vivere.de/produkt/aetherisches-oel-mandarine-rot/ ? Vielleicht spricht der sanfte an Lavendel erinnernde Duft der Bergamottminze ihre Nase an https://www.shop-vivere.de/produkt/bergamottminze/ ? Er erinnert an Lavendel. Vielleicht benötigt sie jedoch eine ganz andere Duftrichtung, wie das an Vanille erinnernde Benzoe https://www.shop-vivere.de/produkt/benzoe/ , da es auch extrem entkrampfend wirkt. Wäre Berührung mit dem Duft hilfreich oder eher eine Raumbeduftung? Vielleicht auch ein selbst gefüllter Riechstift https://www.shop-vivere.de/produkt/riechstift/ , aus dem sie in angespannten Zeiten tief inhalieren könnte.
Auf dieser Seite befindet sich ein ausführlicher allgemeiner Artikel über Epilepsie https://aromapraxis.de/2011/10/18/atherische-ole-bei-epilepsie/ , auf unserer Kinder-Seite https://aroma-mama.de befinden sich Informationen zur Auswahl und Verdünnung von kinderfreundlichen ätherischen Ölen. Und freilich auch in unserem Buch „Aromatherapie für Kinder“: https://www.shop-vivere.de/produkt/aromatherapie-fuer-kinder/