Ätherische Öle bei Epilepsie – eines der großen Verwirr-Themen im Bereich der Aromatherapie und Aromapflege. Meine eigene Erfahrung nach gut 25 Jahren der Arbeit mit ätherischen Ölen kann erfreulicherweise von NULL negativen Zwischenfällen berichten! Ich habe noch nie einen Zwischenfall dieser Art gehabt, nehme allerdings von Anbeginn nur allerreinste Öle, fast immer aus (neutral zertifiziertem) kontrolliert biologischem Anbau von europäischen eher kleinen Anbietern (deren Gründer oder Geschäftsführer oder gar Destillateure ich oft persönlich kenne und schätze), ich lehne global verteilte Massenware ab.

Dazu selbstverständlich immer in einer Verdünnung wie die lebende Pflanze uns die Öle “präsentiert” (0,5 bis maximal 3 Prozent). Zudem verwende ich niemals ätherische Öle, die grundsätzlich als bedenklich gelten, bei fremden Menschen (Thuja, Flohminze etc). Salbeiöl verwende ich nur in thujonarmer Qualität (thujonfrei würde auch das Fehlen von Vorteilen der Monoterpenketone bedeuten, weniger schleimlösend, weniger wundheilend etc).

Eliane Zimmermann AiDA Aromatherapy

Es ist im Gegenteil so, dass viele ätherische Öle, vor allem solche die Linalylacetat (Lavendel, Bergamotte, Muskatellersalbei, Petit-Grain), Terpineol-4 (Teebaum, Majoran, Wacholderfrucht) und Linalool (Ho-Baum, Koriandersamen, Thymian Ct. Linalool), enthalten, krampflösend wirken können. Prof. Dr. Gerhard Buchbauer bzw. sein Team von der pharmazeutischen Fakultät der Uni Wien haben bereits entsprechende wissenschaftliche Erkenntnisse dazu erbracht. Eine andere Arbeit von Elisabetsky (1999) unterstützt diese Erkenntnis. Dazu gibt es eine gute Übersicht von ätherischen Ölen, die der Krampfentstehung entgegen wirken von Almeida (2011).

Es gibt in der Literatur Missverständnisse und Abschreibe-Fehler, die von Erkenntnissen aus der Parfüm- und Pharmaindustrie stammen, beispielsweise zu Fenchelöl: Der “gefährliche” Fencheltyp ist der Bitterfenchel (Foeniculum vulgare var. amara), er kann größere Mengen des Monterpenketons Fenchon und eine weniger verträgliche Form des Anethol enthalten (cis-Anethol). Ich kenne jedoch keine Ölefirma, die daraus ein ätherisches Öl anbietet, bzw selbst wenn der bittere Fenchel angeboten werden würde, kann man sicher sein, dass seriöse deutschsprachige Anbieter die Unbedenklichkeit durch ihre Laboranalysen sicher stellen würden. Das üblicherweise erhältliche Fenchelöl wirkt durch den hohen Anteil an trans-Anethol (circa 55 %) sogar krampflösend, wie jeder der es bei Blähungen und nervöser Unruhe benutzt, erfahren kann.
Fenchelöl gibt es in einer wunderbaren Demeter-Qualität (weltweit einer der höchsten umweltverträglichsten Standards) bei Farfalla. Auch bei Feeling und vielen anderen Anbietern ist es erhältlich.
Buchautor/Innen müssen jedoch immer ein wenig zuviel warnen, denn wir kennen ja unsere Leser nicht und wissen nicht, ob sie den Unterschied zwischen Pfefferminzeöl und Flohminzeöl, zwischen Salbeiöl aus Südfrankreich oder aus Dalmatien kennen, ob sie nicht zum nächsten Drogeriemarkt rennen und dort zweifelhafte Öle kaufen und gleich einnehmen (weil es “ist ja alles nur Natur und viel hilft viel”). Oder ob sie nach der neumodischen Anwendung 100 Tropfen puren Öles auf die Haut von fremden Menschen geben…

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Ich habe allerdings sehr wohl drei Erfahrungsberichte von Fehlanwendungen mit Salbeiöl erhalten. Einmal bekam ein Hund (gut medikamentös eingestellter Epileptiker) nach einer Duftlampenanwendung mit vielen, wirklich vielen Tropfen Salbeiöl unbekannter Herkunft zweimal einen Krampfanfall. Jemand anderes hatte eine Frühjahreskur mit Salbeiöl unternommen: am ersten Tag einen Tropfen eingenommen, am zweiten Tag zwei Tropfen, am dritten Tag drei Tropfen etc. (bis zum zehnten Tag mit 10 Tropfen und dann wieder rückwärts).

Es kam zu einem Klinikaufenthalt wegen Verdacht auf Vergiftung. Klar, die im Öl enthaltenen Monoterpenketone wirken neurotonisch (leicht stimulierend-anregend auf das Nervensystem, laut Studien sogar hilfreich bei demenziell veränderten Menschen) und einige der Monoterpenketone wirken bei grober  Überdosierung/Falschanwendung neurotoxisch (nur ein Buchstabe Unterschied zur giftigen Wirkung!, Pulegon, Thujon, Pinocamphon/Isopinocamphon und bei empfindlichen Menschen auch Borneon=Kampfer).

Eliane Zimmermann AiDA Schule für AromatherapieZudem können es sich diese eher selten gehäuft auftretenden Inhaltsstoffe von ätherischen Ölen für einige Tage in der Leber gemütlich machen, so dass ein kumulativer Effekt entstehen kann. Eine liebe Kollegin hat sich mit einigen Litern täglich ihres Lieblingstees mit reichlich Salbeiblättern zumindest in Richtung Schwindel gebracht.

Durch eine potenziell neurotoxische Wirkung (bei innerer Einnahme, zu starker Konzentration, zu häufiger Anwendung) können Falschanwendungen auch fatal auf einen Embryo/Fötus wirken, dessen sich bildendes Nervensystem davon überfordert wird (führt ggfs. zu abortiver Wirkung).

Die relative Toxizität hängt von vielen Faktoren ab, vom Zustand der Leber, vom Körpergewicht der betreffenden Person, von der Zusammensetzung des Öles, von der Menge und von der Art der Anwendung. Man kann nur immer wieder betonen, dass ätherische Öle nicht in Mengen eingenommen werden dürfen, die nicht der Nahrung entsprechen.

Wenn wir uns also bewusst machen, dass in einem einzigen Tropfen Salbeiöl circa eine Einkaufstüte voller Salbeiblätter steckt, werden wir NIEMALS drei oder vier oder gar zehn Tropfen davon einnehmen. Selbst als Fan der italienischen Küche, der gerne Gnocchi mit in Butter gebratenen Salbeiblättern isst oder mit Salbei gefüllter Saltimbocca. Dabei handelt es sich immer um die Einnahme eines Bruchteiles von Tropfen! Ein Tropfen Zitronenöl in der Süßspeise oder im Getränk (pro 500 g bzw. 1 Liter), vorverdünnte Gewürz- und Kräuteröle (5-6 Tropfen auf 30 ml Sirup oder Olivenöl, davon wenige Tropfen) sind eher eine gesundheitsfördernde Maßnahme, vor allem wenn man aufgehört hat, mit frischen Kräutern zu kochen.

Kaum jemandem ist bewusst, dass wir mit Cola-Getränken und Bitter Lemon echte ätherische Öle innerlich aufnehmen. Kaum jemandem ist bewusst, dass Tomaten, Aprikosen, Sellerie, Knoblauch und Orangensaft (auch aus der Packung) teilweise erhebliche Mengen des Ätherisch-Öl-Inhaltsstoffes Limonen (und andere) enthalten und somit innerlich aufgenommen werden. Mehr zum Essen von ätherischen Ölen habe ich hier beschrieben.

Eine korrekt ausgeführte Aromamassage, ein aromatisches Fußbad, eine Inhalation mit nur einem Tropfen eines natürlichen und hochwertigen ätherischen Öles werden bei nicht gebrechlichen, nicht hypersensiblen oder sehr kleinen Menschen (erst ab 4 oder 5 Jahre) keinen epileptischen Krampf auslösen.

Some essential oils containing monoterpenones might be neurotoxic instead of neurotonic (just one letter from beneficial to fatal) if used in the wrong way. Taken in the wrong amounts and even swallowing them might prove dangerous to people with epilepsy, especially if the origin of the oil is dubious. We book authors have to warn much more than is really necessary as we don’t know where our readers have their oils from or what they actually do with them. It isn’t dangerous to apply even ‘toxic’ oils like a sage-oil of high quality (low in thujone) externally and well diluted (3-4 drops in 10 ml carrier oil), i.e. for a few days if you have a cold. I wouldn’t recommend though to use thuja, hyssop and pennyroyal oils. Some essential oils containing monoterpenol-4, linalool and linalylacetate can even prevent seizures as Prof. Dr. Buchbauer and his team from the University of Vienna could show – at least on animal experiments .