Diese zweite dunkle Jahreszeit unter Restriktionen, Unsicherheiten und fast täglichen Hiobs-Botschaften bringt sicherlich eine enorme Herausforderung für unserer aller Immunsystem. Denn Dauerstress und Isolation fordern unseren körperlichen und auch seelischen Abwehrkräften viel ab. Kuscheldecken, Kerzenschein und wärmende Düfte gehören nun zu den Grundbedürfnissen der meisten Menschen der nördlichen Hemisphäre.

Damit das kalte Vierteljahr gut verläuft, erinnere ich bereits im November regelmäßig an zwei Dinge: vor der POLLENSAISON ist nach der Pollensaison, sie kommt schneller als wir denken! Also ist rechtzeitige und ernst gemeinte Vorbeugung angesagt. Nun muss auch die schönste Räuchermischung der Welt bald gemixt werden, damit sie nach der erforderlichen REIFUNG spätestens an der Wintersonnenwende tröstet, beruhigt und das Herz erfreuen kann. Doch zunächst zum Heuschnupfen.

Raumspray zur Beruhigung des überschießenden Histamin-Systems

Ein Raumspray mit Zypressen- und Zedernöl kann in der symptomfreien Phase über einige Wochen ab und zu eingeatmet werden, die Symptome werden in der Akutphase verringert sein

Die überaus effektive, geradezu verblüffend wirksame Aromatherapie-Heuschnupfen-Vorsorge hat sich offenbar immer noch nicht wirklich herum gesprochen. “Warum einfach, wenn es auch mit “komplizierten” Mitteln aus der nächsten Apotheke geht?!” scheinen die meisten Zeitgenossen zu denken. Oder sie leiden gar lieber mit Schniefnasen und dicken Augen vor sich hin, als dieser bewährten Nachhilfe fürs Immunsystem eine Chance zu geben. Es handelt sich um eine der Anwendungen der Aromatherapie mit den verblüffendsten und am leichtesten nachvollziehbaren Erfolgen.

Mit einigen ätherischen Ölen – rechtzeitig angewendet – kann hoch wirksam vermieden werden, dass die lästigen und sogar schmerzhaften Symptome den Frühling vermiesen. Die Stars für die Reduktion von Symptomen des allergischen Schnupfens sind definitiv Zypressenöl sowie Atlas- oder Himalayazedernöl. Ersteres enthält sehr seltene Diterpen-Verbindungen, die helfen, den Stresshormonhaushalt zu regulieren. Denn wenn dieser Achterbahn fährt, kann es zu unspezifischen Entzündung-Reaktionen kommen. Die beiden Holzöle aus den riesigen Zedern stabilisieren die Histaminausschüttung. Was sagt die Wissenschaft?

In einem älteren Tiermodell konnte gezeigt werden, dass das Öl aus dem Holz der Himalayazeder (Cedrus deodara) eine abschwellende Wirkung hat, denn es wirkt normalisierend auf das Enzym Lipoxygenase und auf die Mastzellen [Shinde UA, Kulkarni KR, Phadke AS, Nair AM, Mungantiwar AA, Dikshit VJ, Saraf MN. Mast cell stabilizing and lipoxygenase inhibitory activity of Cedrus deodara (Roxb.) Loud. wood oil. Indian J Exp Biol. 1999 Mar;37(3):258-61]

Und was sagen wir Fachfrauen? Wer mag, kann unsere Vorschläge bei allergischen Erscheinungen auf 8 Minuten im YouTube-Filmchen anschauen, wir filmten dieses Gespräch im Juli 2021 im wunderschönen Garten namens Dawros Garden der Künstlerin Charlotte Verbeek in Kerry. Wer nach noch viel mehr Rezeptideen dürstet, auch für andere Lebenssituationen, kann Sabrina Herbers Blog abonnieren und dazu noch ihren Newsletter, der kommt dann “druckfrisch” in den E-Mail-Postkasten. Die Rezeptur “Pollenschirm” ist auch im Online-Magazin von Sabrina Herber zu finden.

Eliane Zimmermann Schule für Aromatherapie

Zwei Myrtensträucher mit Blick auf die Bantry Bay im alten Pferdestall des Bantry House

Mit ergänzendem Myrten- und/oder Melissenhydrolat, sowie zum Abwechseln eventuell noch etwas Melissen-, Manuka- und Myrtenöl (ZE-ZY-Ma-Me-My 😉 ) kann die Wirkung verstärkt und der eher herbe Duft abgerundet werden. Dazu stellen wir eine so genannte GRUNDMISCHUNG in einem 5 ml-Fläschchen her:

  • 4 ml Zypressenfrüchteöl (Cupressus sempervirens) Feeling Farfalla Neumond Primavera
  • 2 ml Atlaszder- oder Himalaya-Zeder (Cedrus atlantica Foto ganz oben oder C. deodara, bitte keine „Cedar“, das sind oft völlig andere Öle, ggfs sogar die „Red cedar“, also die potenziell neurotoxische Thuja/Arborvitae) Feeling Primavera Wadi Neumond Jophiel

Zypressen in ihrer “schlanken” Form, es gibt auch völlig in die Breite wachsende Bäume der Gattung Cupressus

Mit 3-5 Tropfen dieser Grundmischung können wir Fuß- und Wannenbäder durchführen, wir können diesen Waldduft in die Wasserbehälter für Raumbefeuchter geben, wir können Körperöle, Fußbalsam oder Decolletéspray damit herstellen oder einfach ein paar Tropfen in einen Inhalierstift geben. Diese Mixtur kann gerne mit Lieblingsdüften wie Zitrusdüften, Rosengeranie, Lavendel, Zitronenmyrte etc aufgepeppt werden. Idealerweise führt man unterschiedliche Anwendungen durch, um auszuprobieren, welche besonders gut gut oder intensiv wirkt. Alle diese Anwendungen schaden weder Kindern noch Haustieren. Ein Beispiel für ein Raumspray, wovon auch etwas auf die Haut gesprüht werden sollte:

  • 50 ml Wodka oder Weizenkorn
  • 10 Tropfen dieser Grundmischung
  • 15 Tropfen Orange
  • 5 Tropfen Myrte Anden (nur bei Primavera)

Die Anwendung

Alles in einer 50-ml-Sprühflasche aus Braunglas mischen, vor Gebrauch immer gut schütteln und drei bis vier Wochen 2-3x täglich anwenden. Einzelne Anwendungen dieser verblüffend erfolgsversprechenden Vorsorge-Kur sollte nun im tiefen Winter drei bis vier Wochen lang durchgeführt werden, mindestens dreimal pro Woche sollte die Grundmischung auf eine der beschriebenen Weisen angewendet werden. Dann wird drei bis vier Wochen pausiert und anschließend erneut drei bis vier Wochen lang durchgeführt. Wenn anschließend die ersten Pollen startbereit sind, sollten die Symptome deutlich geringer als sonst ausfallen. Im zweiten Jahr dieser Winter-Kur fallen die Beschwerden erfahrungsgemäß noch schwächer aus. Wir kennen inzwischen viele sehr zufriedene Ex-Heuschnupfen-Geplagte.

Eliane Zimmermann Schule für Aromatherapie

Manuka (Leptospermum scoparium) in der rosa Zierform

Zwischen diesen Anwendungen kann täglich das stabilisierend wirksame Melissenhydrolat auf die Zunge gesprüht werden (jeweils ein Sprühstoß 2-3x täglich, auch für Kinder geeignet), sowie folgender Schüttelbalsam für die Füße (und auch für trockene Hände) angewendet werden:

Sheabutter und Kokosfett in ein sehr sauberes kleines Schraubglas geben und auf der Heizung oder im nicht heißen Wasserbad (circa 40 Grad) sanft schmelzen. Gut verschließen, gut durchschütteln, circa 10 Minuten in den Tiefkühler geben, wieder gut schütteln, die ätherischen Öle hinzufügen, wieder gut schütteln, fertig. Winzige Mengen genügen für eine perfekte Vorsorge-Pflege. Alle diese Anwendungen wären auch denkbar bei Hausstaub- und Milben-Allergie.

Der Gemütlichkeits-Duft für die Seele

Ja, ungemütliche Herbst- und Winterabende befinden sich im Anmarsch, Kuscheldecken, Kerzenschein und wärmende Düfte können uns beruhigen, schützen, auffangen

Doch allergie- und atemwegsreizend-verdächtige Geruchsbelästigungs-Kerzen können nachweislich gesundheitsschädlich sein, insbesondere wenn Kinder und Haustiere mit im Haus leben. Auch kann das mineralöl-basierte „Wachs“, also das Paraffin, je nach Qualität der Kerzen bedenkliche Substanzen in die Raumluft, darunter Ketone, Toluol oder Benzol abgeben. Der Hype um Duftkerzen mit “handgeschöpftem Sojawachs” ist auch nicht ohne, denn für die Unmengen von Soja, die die reichere Welt-Bevölkerung inzwischen unbedingt möchte, werden unendliche Flächen an wertvollen Wäldern in armen Ländern gerodet. Für Nahrungszwecke okay, aber muss nun jeder ständig solche Kerzen abfackeln?!

Die hübschen Blüten der Brautmyrte zieren die Sträucher im Sommer

Die feinste Räuchermischung der Welt: Kyphi

Darum nun zum absoluten Duft-Highlight, das gerade jetzt in diesen herausfordernden Zeiten so wunderbar auf unsere Seelen wirken kann. Es handelt sich um die köstlich duftende altägyptische Räuchermischung Kyphi , die auch in den hochspannenden Forschungen der jungen Ägyptologin Dora Goldsmith vorkommen (lesenswerter kurzer Artikel in National Geographic und super Dokumentation rund um das Riechen im NDR, bis Januar in der Mediathek).

Kyphi muss rechtzeitig gemischt werden, denn es muss ein paar Wochen reifen. Inzwischen diese Zauberformel kaum noch bekannt, sie ist sozusagen zum Geheimtipp geworden. Sie kann jedoch ganz einfach hergestellt werden. Eine Variante mit der „feuchten Methode“ lautet: Man mische

  • 100 g Rosinen
  • 1-3 Esslöffel Rotwein
  • 1 Teelöffel sanft geschmolzenen Honigs
  • falls vorhanden circa zwei Teelöffel klein gehackte Bienenwaben
  • 100 g guter Weihrauch/Olibanum (Boswellia)
  • 50 g Mastixharz (Pistacia lentiscus, Abbildung oben)
  • 50 g Benzoeharz (Styrax tonkinensis oder Styrax benzoin)
  • 10 g Myrrhe (Commiphora myrrha)
  • 25 g getrocknete Wacholderbeeren (Juniperus communis)
  • 10 g Kardamomkapseln (Elettaria cardamomum)
  • 10 g getrocknete Ingwerwurzel (Zingiber officinale)
  • und/oder 5 g pulverisierte Iriswurzel (Iris germanica/florentina)
  • 10 g getrocknete Koriandersamen (Coriandrum sativum)
  • 1 Röllchen Zimtrinde (oder einige Rindenstückchen, Cinnamomum zeylanicum)

Rosinen in einem Mörser mit dem Rotwein zerstampfen und verrühren, über Nacht ziehen lassen. In einer Schüssel mit dem Honig und den Wabenstückchen vorsichtig vermischen. Die Harze im Mörser gut zerkleinern, in die Schüssel mit den feuchten Zutaten geben und gut unterrühren. Die Gewürze einzeln mörsern und hinzufügen.

Die krümelige Masse auf einem sehr sauberen Küchentuch/alte Stoffwindel o.ä. gut ausbreiten, mit zweitem Tuch abdecken und einige Tage an einem dunklen, warmen Platz aufbewahren. Wenn die Mixtur einigermaßen trocken ist, in einen luftdichten und dunklen Behälter geben, vorzugsweise aus Glas. Vor der ersten Räucherung mindestens einen Monat reifen lassen, dann einige Krümel davon auf’s Räucherstövchen geben oder auf etwas glühende Kohle. Es gibt nicht DIE eine Rezeptur, man muss sich durchtesten, beispielsweise bei Flora perpetua.

Dieser warme und nach Plätzchen-Backen erinnernde Duft wirkt beruhigend und kann sogar schlafunwillige Kinder zum Sandmännchen führen, diese Räucherung kann also auch im Kinderzimmer vorgenommen werden, jedoch 30-60 Minuten vorm Schlafengehen. Das passt zum Thema des heutigen Podcasts, siehe unten! Auch spannend: Harze können die Raumluft von Bakterien befreien (sogar wenn sie nicht verräuchert werden), das kann in der innovativen Diplomarbeit von Felix Bachmair, Uni Wien 2013, nachgelesen werden.

Last not least (wer liest überhaupt bis hier!!!???) noch eine Erinnerung an unsere neuen Podcasts, freitags abends kommen immer neue Themen, heute: “Schäfchen zählen war gestern”. Wir berichten von unseren Strategien, wenn wir mal nicht schlafen können. Zur Übersicht der Podcasts, Beispiele:

  • Immunabwehr leicht gemacht – mit ätherischen Ölen, Pilzen und Gemmomazeraten
  • Alles mal wieder zu viel – Was tun bei Stress
  • Frosch im Hals – Öle bei Heiserkeit und die verblüffende Mischung bei Reizhusten

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