Auf unserer Riechschleimhaut befinden sich neben Stütz- und Drüsenzellen 20 bis 30 Millionen Riechzellen. An deren Ende spalten sich in neun bis zwölf nicht bewegliche Riech-Sinneshaare – in so genannte Zilien – auf, deren Oberfläche mit Rezeptor-Proteinen bestückt ist. Es gibt etwa 350 dieser verschiedenen Proteine, die jeweils nur für eine bestimmte Duftgruppe empfindlich sind. Man spricht vom Schlüssel-Schloss-Prinzip, das in der Zeichnung skizziert ist, nur müssten 350 unterschiedliche Farben und Formen dargestellt werden (eine ausführlichere Zeichnung befindet sich hier). Die “Riechhärchen”, die in einer Sekretschicht liegen, sind der Ort der „olfaktorischen Transduktion“:Wenn Duftmoleküle, also Materie, an die passenden Zilien angedockt haben, werden ihre “Fingerabdrücke” in nicht materielle elektrische Informationen umgewandelt. 

Nach der “Übersetzung” des Duftmoleküls in Duftinformation werden in Bruchteilen von Sekunden über den langen Nervenfortsatz aller auf diesen Duft spezialisierten Riechzellen durch viele kleine Öffnungen einer Knochenplatte namens Siebbein (Os ethmoidale) direkt in einen Teil des Endhirnes geleitet: zu den zwei paarigen Riechkolben. Noch ein paar komplizierte Schritte in Richtung Limbisches System und wir riechen!!!! Und nicht nur das: Im Limbischen System (=Rhinenzephalon=Riechhirm), werden Erinnerungen und Gefühle ausgelöst. Dieser Prozess wiederum bewirkt eine Ausschüttung von Botenstoffen (Neurotransmitter), die Einfluss auf unsere Stimmungen haben. Die Duftstimuli erreichen auch den Hypothalamus – hier werden Nahrungsaufnahme, vegetative Reaktionen und hormonelle Prozesse (insbesondere durch Sexualhormone) gesteuert. Auch der Hippocampus wird angesteuert, dieser winzige “Fleck” im Gehirn “verwaltet” unsere Erinnerungen. So greifen also Düfte in viele wesentliche Steuerungsprozesse unseres Befindens ein. In Negativen, wie im Positiven: Miefiger Teppichboden, müffelnde U-Bahn-Gäste und überparfümierte Damen können schlimmstes Missempfinden auslösen. Ein geliebter Duft in der Duftlampe oder im Bad, ein vanilleduftendes Baby oder ein Rasierwasser, das an alte Zeiten erinnert, können für seelische Höhenflüge sorgen.

Wir können nach neuesten Erkenntnissen auch mit der Haut riechen, Spermien können riechen, unser Drillingsnerv (N. trigeminus) ist an entscheidenden Riechprozessen beteiligt und unser Vomeronasalorgan in der Nase kann vermutlich auch riechen. Eigentlich sind wir Menschen richtige Nasentiere, denn wir können circa 10.000 Gerüche unterscheiden, zumindest nach etwas Training.
© Zeichnungen: Eliane Zimmermann