Ich bekomme regelmäßig Anfragen nach Trainingsmöglichkeiten, wenn der Geruchsinn beeinträchtigt ist oder ganz abhanden gekommen ist (Anosmie). In einem Fall war ich sogar einst Sachverständige, weil eine praktizierende Aromatherapeutin nach einem nicht verschuldeten Unfall nicht mehr riechen konnte und somit nicht mehr sicher praktizieren konnte.

Generell wird diese Symptomatik oft nicht ernst genommen, denn Nicht-Riechen-Können ist oberflächlich betrachtet nicht so schlimm wie Nicht-Sehen-Können. HNO-Ärzte lassen die geplagten PatientInnen im Regen stehen: “Da kann man nichts mehr machen!” Subjektiv kann eine Anosmie und das damit verbundene reiz- und “farb”lose Leben zu Depressionen führen und zum wahren Alptraum im Alltag der/des Betroffenen: Brennt oder tritt irgendwo Gas aus, es wird nicht wahrgenommen. Falsch gewürztes oder angebranntes Essen führt zu Magenproblemen oder Essen wird nur noch zur lästigen Pflichtübung. Schweißele ich oder dünste sonstwie sozial abträgliche Emissionen aus, ich bemerke es nicht. Stinkt die Bettwäsche, der Spüllappen oder der Pullover, ich bekomme es nicht mit. Hat das Kind in die Windel gemacht, der Partner ein fremdes Parfüm am Kragen oder die Milch im Kühlschrank gammelt vor sich hin, es entgeht der Anosmikerin/dem Anosmiker.

Chronische Beschwerden der Nasennebenhöhlen und Antibiotikaeinnahmen können den Riechsinn abschalten, auf Unfälle – vor allem des Kopfbereiches – folgt manchmal eine Anosmie und auch manche Formen der Demenz beginnen mit dem Verlust der Riechzellen.

Erfahrungsgemäß kann ein hochwertiges ätherisches Basilikumöl (klick! Ocimum basilicum) manchen Menschen gut beim Riechtraining helfen. Keiner kann jedoch erklären, warum. Möglicherweise wegen der generell sehr deutlichen Wirkung des Haupt-Inhaltsstoffes Methylchavicol (Estragol) auf das Zentrale Nervensystem. Also jeden Tag circa 2-3x dran bewusst riechen, sich vorstellen, wie Basilikum im Salat mal gerochen haben könnte, vielleicht auch die Pflanze visualisieren. Regelmäßigkeit ist wichtig.

Estragol ist zwar seit einigen Jahren auf der “Schwarzen Liste” des BfR, nachdem in Tierversuchen mit dem isolierten Stoff Krebsgefahr festgestellt wurde. Wenn man diese Ergebnisse jedoch wortwörtlich nehmen würde, müsste auch der sommerliche Konsum von Pesto mit erheblichen Gefahren verbunden sein und die Italiener wären schon fast ausgestorben 😉 Das regelmäßige maximal einminütige Schnuppern an einem guten Basilikum-Öl von einem vertrauenswürdigen Händler (eine Liste von zuverlässigen Firmen finden Sie hier, klick!) stellt eine geringere Belastung dar als die “innere Einnahme” mehrerer Löffel Pestos. Eine spezielle Reiztherapie mit Procain kann in manchen Fällen auch helfen. Ein umfassender Artikel vom Spezialisten der HNO-Klinik Dresden Prof. Dr. Thomas Hummel kann hier nachgelesen werden.