Die Frage nach der Zuordnung von Duftnoten wird immer wieder an uns gerichtet. Es gibt jedoch nicht wirklich absolute Duftnoten, die Zuordnung in diese drei Hauptgruppen hängt in sehr vielen Fällen mit den Herkunfts-Orten der Duftpflanzen und ihrer Öle zusammen, auch mit der Herstellungsweise (Ingwer destilliert duftet beispielsweise viel frischer als Ingwer aus CO2-Extraktion). Von Ylang Ylang gibt es mindestens sechs Qualitäten, je nach Länge der Destillation: von extrem blumig-süß bis zu fast etwas bitter-herb. Die meisten Absolues von Rosen duften schwerer als manche durch Destillation gewonnenen Rosenöle, die bisweilen eher leicht duften können.

Zudem spielen sogar Jahreszeiten der Ernte eine Rolle, beispielsweise duftet Bohnenkraut vom Frühling „leichter” als vom Spätsommer, In der Folge 52 unseres Podcasts ‘Aromatherapie für die Ohren’ sprechen wir über diese relative Schwierigkeit der klaren Zuordnung.

Im Aromapraxis-Öle-Lexikon auf dieser Website steht bei jedem der beschriebenen (vorerst) circa 120 Öle eine Angabe einer möglichen Duftnote (immer rechts vom oberen Foto): Manchmal befindet sich das Häkchen zwischen zwei Noten 😉

Zudem betonen wir bei entsprechenden Anfragen immer: die Nase der VerwenderInnen MUSS entscheiden!!! Nicht der Parfümeur! Idealerweise schnuppern wir “blind”, also ohne uns von Pflanzennamen zu Vorannahmen verleiten zu lassen! Starten wir also mit Gegensätzen: Duftet der Duft sehr leicht oder sehr schwer? Passen diese beiden Einteilungen nicht, ordnen wir ihn womöglich den Mittel- oder Herznoten zu.

Kopfnoten bestehen vorwiegend aus leichten Monoterpen-Molekülen wie Limonen und Pinen oder aus dem Monoterpenoxid Eucalyptol, sie enthalten oft leichte Monoterpen-Ketone wie Campher und/oder den Monoterpenol Menthol

Leichte KOPFnoten empfinden wir als eher zur ersten Tageshälfte zugehörig: frisch, leicht, erhellend, gut für die Konzentration, passend bei verstopfter Nase und dickem Kopf, für Frühlings- und Sommertage. Sabrina Herber sagt ihren KursteilnehmerInnen immer:

“Kopfnoten duften entweder nach Wald, zitrus-artig oder auch nach Erkältung-Zubereitungen.”

Die meisten Menschen empfinden (und malen) diese Düfte als gelblich, hellgrünlich, türkisfarben, hellblau, hell-orange, wenn sie ihnen eine Farbe zuordnen sollen. Kopfnoten verfliegen schnell (von der Haut und von Duft-Riechstreifen aus Papier), kein Wunder, sie bestehen vorwiegend aus leichten Monoterpen-Molekülen wie Limonen und Pinen oder aus 1,8-Cineol (Eucalyptol), sowie aus leichten Monoterpen-Ketonen wie Campher, in Fall von zwei Ölen auch Menthol; sie ergeben einen schnellen, unmittelbaren Duft-Eindruck, sie machen mengenmäßig oft den größten Anteil in leichteren Parfüms und Eau de Toilette aus, sie bilden im “dreigeteilten Haus” eines Parfüms die obere Etage, das Dach.

  • fast alle Zitrusdüfte, insbesondere Limette, Zitrone, Mandarine etc
  • fast alle Nadelöle (manche, wie die Ponderosa Kiefer, können auch eine Herznote sein)
  • Rosmarin und Pfefferminze (Rosmarin Ct. Verbenon kann wegen der enthaltenen Ester durchaus auch zu den Herznoten gezählt werden)
  • Nanaminze/Spearmint
  • Eukalyptus (radiata, globulus, smithii)
  • Cajeput, Niaouli
  • Ravintsara
  • Teebaum
  • Wacholder und Italienische Zypresse (es gibt auch wesentlich schwerere Zypressenöle)
  • Rhododendron
  • eventuell Kardamom (obwohl der Duft auch eine Herznote sein kann, je nach Gehalt an Estern)
  • die meisten Pfefferöle
  • viele Salbeiöle
  • Thymus mastichina (“Spanischer Majoran”)
  • Speiklavendel

Wer möchte (oder sollte) etwas über die evidenzbasierten Aromatherapie lernen? Sabrina und ich sprechen an zwei Tagen über das faszinierende Gebiet der Studien rund um ätherische Öle. Auch über Schwächen, Unsinn, Fragwürdigkeiten in diesem Bereich. Wir stellen zahlreiche Studien (auch ganz aktuelle Studien) zu den unterschiedlichsten Themen vor: Schmerzen, depressive Verstimmungen, Ängste, Frauengesundheit, Kinder, Onkologie, Demenz, multiresistente Keime etc.

Freilich verraten wir auch, wie und wo man seriöse Studien selber suchen und finden kann. Denn es gibt derzeit viel zu viel Unsinn und Unwahrheiten auf diesem Gebiet! Live und online (also ohne Aufzeichnung!) am 14. und 15. November 2023, jeweils von 9:30 bis 17 Uhr, vorab wird ein Duftpaket mit den relevanten Düften verschickt, darum bitte rechtzeitig anmelden, hier geht es zu Infos und zur Anmeldung! Bis morgen 14. September gibt es übrigens in unserem Shop ein Fläschchen Ho Blätter-Öl kostenfrei zu jeder Waren-Bestellung ab 35 € (duftet ein wenig wie Lavendel durch hohen Gehalt an sanft antiseptisch wirkendem Linalool)


Basisnoten bestehen weitestgehend aus Sesquiterpenverbindungen: Sesquiterpene, Sesquiterpenalkohole, Sesquiterpenketone

Umgekehrt entscheiden fast alle Menschen, dass BASISnoten eher etwas für abends, auch für die kühlere Jahreszeit sind, zum Erden und Ausruhen und sich Zentrieren. Sie werden auch als Fixative bei der Parfüm-Kunst eingesetzt, diese Duftnoten halten also recht lange auf der Haut (und auch auf Papier-Duftstreifen), sie haben eine geringe Flüchtigkeit, verfliegen also nicht extrem schnell.
Diese Duftnoten bestehen weitestgehend aus Sesquiterpenverbindungen, sie werden oft mit dunkleren Farben assoziiert wie braun und weinrot, violett, schwarz, sowie dunkle Schattierungen von blau und grün, Basisnoten riechen/duften nach Holz(möbeln), Erde, Wurzeln, Keller, Höhle, vielleicht sogar muffig, jedoch auch schwer-süßlich und stark würzig:
  • das extrem “dunkel” duftende Öl aus den Blättern der Patchouli-Staude
  • die meisten Wurzeldüfte und Rhizomdüfte wie Vetiver, Narde, Baldrian und Gingergrass-Wurzeln
  • Angelikawurzel (welches jedoch auch in Richtung Herznote “schwebt”)
  • Holzöle wie der Echten Zedern, Virginiazeder, Adlerholz (Oud), Sandelholz, Amyris
  • Ingwer
  • Iris destilliert (kann jedoch bei guter Verdünnung auch so himmlisch-blumig duften, dass sie zu den Herznoten zugeordnet werden kann)
  • viele Harzöle aus heißen Ländern (Benzharze) wie Benzoe, Styrax, Myrrhe
  • Karottensamen
  • viele Gewürze wie Zimt (Blätter und Rinde)
  • Tonka
  • Vanille
  • Gewürznelkenknospen
  • Tulsi (Heiliger Basilikum)
  • evtl auch Koriandersamen (kann durch seine Blumigkeit auch den Herznoten zugeordnet werden)
  • Thymian Ct. Thymol und Ct. Carvacrol, Bohnenkraut, Oregano, Ajowan (können je nach Spezies und Jahreszeit auch zu schwereren Herznoten zugeordnet werden)
  • eventuell Immortelle
  • Manuka
  • Cistrose
  • manchmal zählt Basilikum sogar zu den Basisnoten
  • Petit Grain Mandarinier duftet oft sehr schwer, er passt dann eher in diese Kategorie als die anderen Petit Grain-Öle

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Herznoten enthalten oft reichlich blumig duftende Ester wie Linalylacetat und Geranylformiat sowie Monoterpenole

Schlussendlich gibt es die Mitte, also die HERZnoten, zu ihnen zählen sicher die allermeisten Öle, die nicht klar einteilbar sind nach den Kategorien “leicht/frisch” oder “schwer/betörend”. Herznoten enthalten oft reichlich blumig duftende Ester wie Linalylacetat und Geranylformiat sowie Monoterpenole wie Linalool, Geraniol und Terpineol-Verbindungen, die Düfte vieler europäischer “Küchen-Kräuter” lassen sich als Herznote einordnen:
  • viele destillierte Blütendüfte (Neroli kann je nach Destillateur auch einen “Ruck” zur Kopfnote innehaben)
  • alles was irgendwie blumig duftet, oder Anklänge von Blüten hat
  • auch der Blattduft der Rosengeranie
  • der nicht unähnliche Duft der Indianernessel/Monarde
  • auch Palmarosa kann dazu zählen, alles was das 🤍 Herz berührt (und das ist wieder sehr subjektiv)…. Darum zählt Weihrauchduft für viele Menschen zu den Herznoten
  • eventuell schwerere oder blumige Zitrusdüfte wie Zedrat-Zitrone
  • die Petit Grain-Öle der unterschiedlichsten Zitrusbäume
  • Melisse, Lavendel und Majoran werden fast immer zu den Herznoten gezählt (letzterer kann so erdig duften, dass er eher zu den Basisnoten passt)
  • Linaloe (Holz und Früchte), Ho-Blätter, Bergamotteminze
  • dazu viele Basilikumöle
  • Thymian Ct. Linalool und Ct. Geraniol
  • Muskatellersalbei
  • Khella/Bischofskraut
  • Anis, Fenchel, Dill
  • Davana und Einjähriger Beifuß
  • Myrtenöle
  • die Kamillen inkl des marokkanischen Öles aus Tanacetum annum
  • Schafgarbe (kann auch als Basisnote eingeordnet werden)
  • Immortelleduft je nach Herkunft blumig duften, passt jedoch sicher meistens zu den Basisnoten
  • auch stark/extrem zitronige Düfte wie Lemongrass und Litsea können dazu gehören, vor allem wenn sie nicht mehr ganz frisch sind, ansonsten gehören sie ggfs zu den Kopfnoten
  • ähnlich auch Zitronen-Eukalyptus und Eucalyptus staigeriana (manchmal eher als Kopfnoten eingeordnet)
  • Zitronenteebaum und Zitronenmyrte (manchmal eher als Kopfnoten eingeordnet)
  • die meisten Blüten-Absolues, auch vom Iris-Absolue, können in diesem Bereich eingeordnet werden
  • Palo Santo kann je nach Herkunft mittelschwer bis schwer duften, es enthält bis zu 70 % Limonen (wie viele Zitrusöle), jedoch auch einige sehr schwer duftende Moleküle

Ich hoffe, ich konnte mit diesem kleinen Artikel für etwas Inspiration sorgen und auch die Bedenken weg pusten, dass es zu diesem Thema strenge Regeln geben könnte, diesbezüglich ist also nichts in Stein gemeisselt … die Vielfalt der Natur und die sehr subjektive Duftempfindung haben (nicht nur) ein Wörtchen mitzureden! 🥰

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