Ich habe kürzlich einen Artikel über fette Öle für eine japanische Zeitschrift geschrieben. Meine Übersetzerin kannte einige Ölenamen und Ausdrücke nicht. Ich musste vor allem über ihre Nachfrage bezüglich raffinierter Öle schmunzeln. Sie fragt: „Bedeutet raffiniert positiv?“ Schlaue Frage, denn wir lassen uns von diesem Euphemismus meistens blenden und hinterfragen gar nicht, dass raffiniert in diesem Zusammenhang wirklich zynisch ist. Meine Antwort nach Japan lautet:
Raffiniert ist ein verschönerndes Wort der Industrie. Ursprünglich kommt es vermutlich aus Erdöllindustrie, die aus schmutzigem und zähem Erdöl auf „raffinierte Weise“ einen wertvollen Brennstoff für Autos, Flugzeuge, Fabriken, Heizungen etc herstellt. Bei Pflanzenölen bedeutet der Prozess des Raffinierens jedoch Zerstörung wertvoller Inhaltsstoffe (lebenswichtige Fettsäuren, Vitamine, Fettbegleitstoffe etc). Es bedeutet also auch Produktion eines minderwertigen Produktes, das es seine gesundheitspflegenden Eigenschaften größtenteils verliert.
Es gibt allerdings auch schonend raffinierte Pflanzenöle, das bedeutet dann, dass man versucht, so viele wertvolle Stoffe wie möglich zu erhalten und auch die Haltbarkeit zu erhöhen, beipielsweise beim empfindlichen Wildrosenöl und beim Traubenkernöl. Je billiger ein raffiniertes Öl also ist, desto eher sollte es weder für die Hautpflege noch für die Ernährung verwendet werden (beispielsweise Sonnenblumenöle für unter einem Euro pro Liter beim Discounter oder raffinierte Olivenöle vom Supermarkt), eigentlich gehört es in den Motor des Autos oder an quietschende Türangeln!
Die Bezeichnung für den nicht mehr aktuellen Begriff „kalt gepresstes Öl“ lautet heutzutage „natives Öl“, denn bereits der Vorgang des Pressens erzeugt relativ hohe Temperaturen allein durch die entstehende Reibungswärme. Sehr viel mehr Informtionen zu den wertvollen Pflanzenölen, schöne Fotos und die oben stehende Grafik befinden sich in meinem Buch Aromatherapie – Die Heilkraft ätherischer Pflanzenöle.
Liebe Eliane, das finde ich eine interessante Erklärung. Auch wenn ich nicht alle raffinierten Öle über einen Kamm scheren würde, die sehr billigen halte ich auch für minderwertig, auf jeden Fall für die Ernährung! Gute raffinierte Öle aus verlässlichen Quellen sind aber sicher gut für Kosmetik und Seifenherstellung geeignet. Mit Deinem Schaubild wird die Herstellung und der Unterschied zum ’naturbelassenen‘ gut verdeutlicht.
Liebe Grüße von Anemone
Das wusste ich auch noch nicht. Dass bei meinem kalt gepressten Leinöl durch das Pressen trotzdem Temperatur entsteht ist physikalisch ganz logisch, aber bewusst war es mir trotzdem nicht.
Die Billigöle mag ich schon wegen der Plastikflaschen nicht …
Liebe Grüße nach Mallorca – äh Irland ;o)
Melanie
Hi Eliane und Fans,
Ich lese grade mal wieder zum x-ten Mal in Ruth von Braunschweigs Buch „Pflanzenöle“. Ich finde es einfach genial, dass man die fetten Öle schon allein als Heilmittel einsetzen kann, besonders für den innerlichen Bereich. Ich habe so viele positive Erfahrungen bei Mensch und Tier gemacht, dass sogar ein befreundetes Ärztepaar ins Staunen kam.
Ja, es ist wirklich wichtig, dass wir uns bewusst werden, dass unser Essen die Bausteine unseres Körpers, also unseres Lebens sind, und dass wir an dieser Stelle nicht knausern sollen. Das gleiche gilt für unsere Hautpflege. Ich finde es haarsträubend, dass manche Leute sich mehr Gedanken machen, welchen Kraftstoff sie in ihr Auto schütten, als welches Essen sie zu sich nehmen. Man lebt nur einmal in dieser Haut! In diesem Sinne, lasst es uns geniessen!
Denise
Die Übersetzerin dürfte jedenfalls jetzt schon einiges gelernt haben, noch bevor der Artikel überhaupt die Massen beglückt.
Vielleicht war sie aber auch nur so ‚raffiniert‘ mit dieser Rückfragen so ganz nebenbei eine persönliche Wissenslücke zu füllen 🙂