Die Verwendung von ätherischen Ölen wird oft in eine recht egoistische Richtung gelehrt: Was tut dir weh? Dagegen nimmst du dieses Öl. Punkt. Erfahrene Menschen wissen, dass in den meisten Fällen von Unwohlbefinden Verdünnungen zwischen 1 und 3 Prozent wirksam sind (das entspricht etwas mehr als dem Vorkommen von ätherischen Ölen in den jeweiligen Pflanzen). Inzwischen werden jedoch weltweit und immer öfter Rezepturen, die ein Vielfaches an kostbaren ätherischen Ölen enthalten, empfohlen. Viel hilft viel? Das stimmt beim Umgang mit ätherischen Ölen nur selten. Denn diese sind uralte Signalstoffe oder “Buchstaben” zwischen Pflanzen und Insekten, auf welche auch wir bzw unsere entsprechenden Rezeptoren (Empfangszellen) auch reagieren können – bereits in winzigen Mengen.
Gier fördert die rasend schnelle Verknappung
Umsatzsteigerung und Gleichgültigkeit gegenüber der Natur und den öleliefernden Pflanzen stehen inzwischen immer mehr im Vordergrund. Es sollte sich von selbst verstehen, dass bei Wildsammlung von Duft- und Heilpflanzen nur soweit geerntet werden sollte, dass ihr Bestand nicht gefährdet wird. Für Standards und Vorsichtsmaßnahmen in diesem Bereich setzen sich unter anderem die Organisationen Fairwild und Fair Trade ein (dazu ist ein bebilderter Artikel über die unterschiedlichsten Siegel hier nachzulesen).
Mittlerweile gelten etliche öleliefernde Baumarten aus Wildbeständen laut CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) als stark gefährdet bzw. dezimiert, wie beispielsweise Santalum album (Ostindisches Sandelholz), Amyris balsamifera (Westindisches Sandelholz), alle Aniba-Arten in Südamerika (Rosenholz) sowie Cedrus atlantica in Nordafrika (Atlaszeder). Aquilaria malaccensis (Oud, Adlerholz) in Laos, Vietnam und Kambodscha wird vermutlich noch zu unserer Lebenszeit ausgerottet sein. Nardostachys jatamansi (Nardenwurzel) wurde aufgrund der extremen Verknappung und Bestandsgefährdung von Farfalla aus dem Programm genommen (schade, so ein wichtiges Schlaf- und Beruhigungsöl).
Europäische Öleanbieter, die sich der Erhaltung unserer so ausgebeuteten und zerbrechlichen schönen Welt verpflichtet fühlen, beachten diese Prinzipien der Nachhaltigkeit und treiben ihre Umsatzsteigerung nicht “auf Teufel komm raus”. Immer wieder passiert es, dass Öle aus gefährdeten Pflanzen ausgelistet werden. Auch betreuen sie oft Plantagen, in denen Versuche des Anbaus von stark gefährdeten Pflanzen unternommen werden. So wurde beispielsweise bereits untersucht, ob man ein hochwertiges Rosenholzöl aus den Zweigen und Blättern gewinnen kann, diese Art der Gewinnung zerstört den Baum nicht. Doch soweit mir bekannt ist, wird das daraus destillierte Öl lange nicht so “voll” und “blumig” wie das Öl aus dem Holz (für dieses muss der ausgewachsene Amazonas-Baum gefällt werden). Auch wird fleißig daran gearbeitet, diverse Baumarten zu infizieren, so dass sich im Schnelltempo der wundervolle Oud-Duft gewinnen lässt.
Strafe wegen erheblicher Schmuggel-Mengen gefährdeter Arten
Vor genau einer Woche, am 18. September 2017, wurde die Pressemeldung 17-1023 des us-amerikanischen Justizministeriums veröffentlicht. Sie beschreibt in Kürze die Hintergründe des illegalen Handels mit Rosenholz im Marktwert zwischen 3,5 und 9 Millionen Dollar, entsprechend etwa 1 900 Litern Rosenholzöles, durch einen großen us-amerikanischen Ätherisch-Öl-Anbieter. Auch der illegale Handel mit Nardenwurzel ist Bestandteil dieser Anklage. Dieser weltweit agierende Anbieter wurde verurteilt, insgesamt 760 000 US-Dollar an Strafen und kommunaler Arbeit zu entrichten, in diesem Betrag ist auch die Beschlagnahme von Gütern enthalten. Zudem muss diese Firma einen Plan abliefern, durch den garantiert wird, dass bestimmte Auflagen eingehalten werden; das alles auf fünf Jahre Bewährung.
“Der Import von illegal geerntetem Holz und Holzprodukten schadet gesetzestreuen Amerikanischen Unternehmen und Arbeitern, zudem bedroht er weltweite Wald-Ressourcen” verlautet es aus dem Justizministerium bzw von der Generalstaatsanwaltschaft um Jeffrey H. Wood (Abteilung Umwelt und natürliche Ressourcen). Während die Vergehen gegen den Schutz von natürlichen Ressourcen durch gewisse Mitarbeiter des angeklagten Öleanbieters absichtlich und substantiell erfolgten, wird in der Pressemeldung hervorgehoben, dass diese Firma kooperativ eine interne Untersuchung und auch freiwillig die Offenlegung der Verstöße ankündigte.
“Dieses Strafmaß spiegelt die Schwere der Vergehen und das Akzeptieren der Verantwortung durch die Firma” erläuterte der Staatsanwalt vom Distrikt Utah John W. Huber for the District of Utah.
Von Juni 2010 bis Oktober 2014 ernteten, transportierten und destillierten etliche Angestellte dieses Anbieters Rosenholz (Aniba roseaodora) in Peru und importierten Teile des gewonnenen Öles über Ecuador in die USA. Die Peruanische Gesetzgebung verbietet die nicht genehmigte Ernte und den Transport von Holz, einschließlich Rosenholz. Peru verbietet zudem den Export von Arten, die nach CITES geschützt sind (Convention on International Trade in Endangered Species), wenn die erforderlichen Genehmigungen nicht vorliegen. Weder der angeklagte Öleanbieter noch seine Lieferanten, Angestellten oder Mittelspersonen waren in Besitz einer gültigen Genehmigung der Peruanischen Regierung. Die Firma erhielt also keine CITES-Export-Papiere von Peru. Es wurden circa 86 Tonnen illegales Rosenholz gefällt und geerntet, es sollte destilliert werden und in die USA exportiert werden, ein Teil davon war bereits ins Land gebracht worden.
Ausbeuten ohne ausreichend Nachpflanzen
Die Öle-Firma konnte nicht nachweisen, dass sie ein Programm zur Einhaltung von formellen Prozeduren vorliegen hatte, auch Training and anderweitige Fachkenntnisse zur Vermeidung von möglichen Vergehen gab es nicht. Am 20. Juli 2015, als die internen Untersuchungen vollständig waren, legte die Firma der Regierung unterschiedliche Fakten, welche die illegalen Übertretungen aufzeigte, offen.
Im Rahmen dieser Untersuchungen wurde auch offenkundig, dass Nardenöl (Nardostachys jatamansi) von Nepal nach Großbritannien exportiert wurde, auch ohne CITES-Genehigung. Das Nardenöl war zunächst durch eine Firma importiert, die eine CITES-Genehigung hatte. Beim US-Anbieter wurde das Öl jedoch als nicht zufriedenstellend eingestuft, und zurück nach Großbritannien geschickt. Nachträglich, am 23. März 2016 wurde von einem Mitarbeiter des US-Anbieters ein Cites-Genehmigungsantrag gestellt.
Warum kann man hier eigentlich nicht lesen, dass es sich bei dem angeprangerten Umwelt-Zerstörer um den profit-geilen Schneeballsystem-Konzern YOUNG LIVING handelt?
Kann man doch, wenn man lesen kann
Carlforrester,mit der Namensnennung sollte man sehr vorsichtig sein.Und wer mit der Materie vertraut ist,weiß ohnehin um wen es sich handelt..
Ein bisschen Mut tut immer gut. Auch beim Seifensieden . . .
Handelt es sich hier um YL?
Wo kann man das Original zum nachlesen finden, das wäre mir wichtig zu erfahren, auch durch Eigenrecherche!
Dankeschön
Liebe Grüße
Marion
Hallo Marion, genau zum Selber-Recherchieren hatte ich den Link in den Artikel eingefügt (anklicken muss man jedoch selbst… 😉 )
Danke liebe Eliane, ich habe erst nach absenden dann den Original Artikel gesehen, aber war mir schon klar. Ich werde da nochmals selber nachlesen, ist aber sehr sehr interessant und mehr möchte ich auch gar nicht sagen, aber es spricht für sich.
VIELEN Dank für die vielen Recherchen, für das Wissen das Sie weiter geben!!! Ein weiteres Argument gegen diese bekannte amerikanische Ätherisch-Öl-Firma. LG Christa Käferböck
danke für Ihr Lob, ich kann nicht anders, in dieser Welt der Abzocke und Lügen gegenüber Konsumenten für etwas Durchblick zu sorgen…
Liebe Frau Zimmermann,
DANKE DANKE DANKE für den Beitrag… hatte schon lange das Gefühl, dass YL nicht „koscher“ ist… Die werben sehr agressiv und auch meine beiden lieben Heilpraktikerinnen, die selber alles andere als geschäftstüchtig sind, haben plötzlich ihr „Sortiment“ von Wabner zu YL umgestellt und immer wieder versucht auch mich zu überzeugen…
Finde, in einer Welt wo Nazis wieder in Deutschland mitregieren und in der Türkei die Menschen sich nicht mehr trauen offen zu sprechen, ist es soooo wichtig, wo man in seinem Bereich das Wissen hat Rückgrat zu zeigen und seine Meinung zu sagen. Leider gibt es aber so wenige Menschen mit Rückgrat!
Herzliche Grüße
Inez Rattan
Danke, danke, danke! In Zeiten, in denen immer mehr Chaos und Unsicherheit herrschen, wie immer wieder in der Geschichte, suchen Menschen (vermeintlichen) Schutz unter einer (vermeintlich) vertrauten kuscheligen braunen Decke. Diese “Mode” macht auch vor der Naturheilkunde nicht halt. Der Wunsch, zur großen Familie der Duft-Heilsbringer zu gehören, ist groß. Und dabei auch noch reichlich Kohle zu verdienen, das ist doch umwerfend verlockend! Das konnte man noch nie mit ehrlichen und lokalen Anbietern. Wahrheit und wahre Werte verwässern. Doch das aggressive Auftreten der Anhänger, oder sollte man sagen Jünger/innen dieser Firmen, spricht für sich. Leider ist Selbst-Denken und gesunder Menschenverstand nicht angesagt. Was der Oberguru sagt, ist wahr, da braucht man nicht zu recherchieren. Es reicht, andere schlecht zu machen. Darauf fallen all zu viele Menschen rein. Ein eigentümliches Phänomen, wäre es nicht so gefährlich, könnte man nur müde drüber lächeln.
danke Eliane! deine Artikel sind so aufschlussreich. Ich habe Glück eine gewisse Empathie zu haben oder gesunden Menschenverstand um zu merken wenn etwas nicht ganz koscher ist. Die Ausbildung bei Farfalla hat mich Zeit und Geld gekostet hat mir aber auch aufgezeigt dass ich richtig liege. Man kann YL und Doterra nie so richtig das Handwerk legen aber man kann sich informieren und dann entsprechend vorgehen…
Vielen lieben Dank für das veröffentlichen dieses Artikels! Sie haben mich vor ein paar Jahren diesbezüglich so kompetent aufgeklärt. Dafür bin ich immer noch von Herzen dankbar!! Lg, Bettina
Liebe Eliane,
ich bin immer wieder erstaunt, wo du deine Antennen überall hast, um auf die wunderbare Duftwelt aufmerkam zu machen, aber auch die “rote Karte” zu zeigen.
Herzlichen Dank
Kerstin
Liebe Eliane,
vielen Dank für diesen Artikel über die illegalen Aktivitäten von Young Living!!! Es ist so wichtig, darüber aufzuklären, welche Geschäftspraktiken hinter dieser Firma stecken, die ohne jeglichen Beleg behauptet, besonders hochwertige ätherische Öle in angeblich “therapeutischer Qualität” anzubieten, worauf leider viele Leute hereinfallen. Ich würde in diesem Zusammenhang zu gerne mal sehen, was auf den Etiketten der Produkte von YL steht, das muss ja irgendwie EU kompatibel sein!? Ein absoluter Hohn ist es, dass ausgerechnet eine Firma, die Profit aus der illegalen Ausbeutung der Natur zieht, behauptet ihre eigenen Produkte seien besser als “kommerzielle ätherische Öle” – was, nebenbei bemerkt, genauso eine inhaltsleere Floskel ist, wie die “therapeutische Qualität” – jeder Anbieter ätherischer Öle, der professionell arbeitet, arbeitet auch “kommerziell” im Sinne von “geschäftlich” – seriöse Firmen halten dabei allerdings Umweltstandards ein! Auch ich mache immer wieder die Erfahrung, wie hier bei den Kommentaren Inez Rattan, dass Heilpraktier_innen, die noch nicht viel mit ätherischen Ölen gearbeitet haben, auf die angeblich “therapeutische Qualität” von YL hereinfallen.
Viele Grüße,
Conni
Hallo Eliane,
sehr informativ dieser Artikel. Ich hatte auch in meiner ersten Aromaausbildung ein Referat über die Baumöle gehalten. Was ein wichtiger Punkt daraus war: Bäume brauchen ein halbes Menschenleben lang um groß und kräftig zu werden. Gefällt sind sie immer schnell.
Das wurde mir wieder bewusst, als ich letzte Woche im Botanischen Garten in Paris vor einem Sandelholz Exemplar stand. Ein kleines dürres Bäumchen… In 20 Jahren bin ich gespannt wie es ausschaut.
Viele liebe Grüße
Daniel
Liebe Eliane,
einfach DANKE für Deine Arbeit,
Susanne
Danke liebe Susanne, schön, dass du noch mitliest, nach sooo vielen Jahren! Gruß in die alte Heimat!