Ich beschrieb vor ziemlich genau einem Jahr das wundervolle Buch von Margret Madejsky über Kräuterheilkunde für Frauen. Gestern blätterte ich mal wieder im nicht minder spannenden Buch Paracelsusmedizin, das sie mit einigen anderen AutorInnen zusammengestellt hat.  Darin fand ich im Abschnitt über die Signaturenlehre eine nette Zusammenstellung über Menschen- und Tiergerüche, welche bestimmte Pflanzen sozusagen kopieren. Sie werden traditionell als fruchtbarkeitsfördernd und aphrodisisch wirksam eingestuft.

  • Kotgeruch

Jasminabsolue (Jasminum grandiflorum) – bis zu 2,5 Prozent Indol, das ist der Geruchsträger menschlicher und tierischer Ausscheidungen. Spuren von Indol befinden sich in guten Parfüms. Diese Stickstoffverbindung ist auch in folgenden Absolues enthalten: Orangenblüte (2,1%), Tuberose (Spuren), Champaca und Ginster (je bis zu 5%). Durch die Enfleurage-Technik hergestelltes Jasminöl enthält kein Indol und duftet feiner, weniger animalisch, es ist so gut wie nicht mehr erhältlich.

  • Schweißgeruch

Muskatellersalbei (Salvia sclarea)

Angelikawurzel (Angelica archangelica) – in der Wurzel befindet sich Exaltolid, das ist eines der stärksten Pheromone (duftende Lockstoffe)
Baldrianwurzel (Valeriana officinalis) – beim Trocknen dieser Wurzel entsteht die auf den Menschen beruhigend wirksame und Kater verrückt machende Isovaleriansäure. Sie kommt im menschlichen Schweiß vor.
Muskatellersalbei (Salvia sclarea) – wer schon mal zu nah am hohen Blütenstand dieses schönen Lippenblütengewächses (Foto) gerochen hat, kennt bereits den stundenlang an der Nase haftenden Schweiß- oder Schmutzige-Wäschegeruch! Der Stoff Sclareol ist dafür verantwortlich, er ist mit für die enorm menstruationsregelnde, östrogenähnliche Wirkung des ätherischen Öles verantwortlich.

  •  Uringeruch

Sandelholz (Santalum album) – vor allem an blonden Menschen entfaltet dieses kostbare ätherische Öl manchmal einen urinösen Geruch, was bei dunkelhaarigen und dunkelhäutigen Personen nicht so oft vorkommt. Bestandteile dieses Öles weisen eine ähnliche Struktur wie Androstenol auf, das ist ein Abbauprodukt vom männlichen Geschlechtshormon Testosteron. Ihm wird eine stark erotisierende Wirkung zugeschrieben.

  • Spermageruch

Berberitze (Berberis vulgaris) – aus diesem stacheligen Strauch mit dem spermaartig riechenden Blütchen wird kein ätherisches Öl gewonnen, ebensowenig aus
Kastanie (Aesculus hippocastanum) – deren Blüten Cardiospermin ausströmen

  • Bock/Raubtiergeruch

Costuswurzel (Saussurea lappa) –  geruchsprägend sind die Pheromone alpha-Ionon und Costuslacton
Silberdistel (Carlina acaulis) – ihre Wurzel mit dem animalischen Geruch wird auch Eber- oder Amberwurz genannt, sie wurde traditionell verwendet, um die Spermienbildung anzuregen. Es gibt kein ätherisches Öl von dieser Pflanze.

Interessant ist, dass all diese ätherischen Öle eine mehr oder weniger stark ausgeprägte aufhellende oder gar euphorisierende Wirkung auf das psychische Geschehen haben. Eine dufte Verwandtschaft zwischen Pflanze und Mensch…  und zum Tier?

Menschen lassen sich parfümindustrietechnisch durch vier tierische Exkrete – die in der konzentrierten und/oder nicht abgelagerten Form entsetzlich stinken – mit viel Vergnügen an der Nase herumführen. Diese werden heute im Labor nachgebaut und abgewandelt: Moschus (aus einer Drüse nahe der Geschlechtsteile vom männlichen Moschushirsch), Ambra (vermutlich pathologische Verdauungstrakt-Ausscheidung vom Pottwal), Zibet (Markierungsstoff von Zibetkatzen) und Bibergeil oder Castoreum (Markierungs- und Fellpflegestoff von Bibern).

Umgekehrt ist der für die meisten Menschen himmlisch wirkende Duft Vanillin (in den meisten Holzarten, in Vanille, Benzoe, Tolu- und Perubalsam etc. enthalten) der Sexuallockstoff einer südamerikanischen Wanze, wie Ruth von Braunschweig heraus gefunden hat.