Die Unsicherheit, ob frau oder man als AromapraktikerInnen wirklich freiberuflich/selbständig arbeiten darf, ist leider noch weit verbreitet. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich nach meiner Ausbildung am College von Shirley Price (SPICA) Ende der Achtziger auf das Jahr 1992 hoffte, in dem viele Berufe Niederlassungsfreiheit in ganz Europa bekommen sollten. Wir gehörten leider nicht dazu und auch heute gibt es noch viele Missverständisse über das genaue Berufsbild.
Ich habe auf dem Seminar zur Aroma-GesundheitspraktikerIn ein wichtiges Wort gelernt. F Ü R. In der Aromapraxis arbeiten wir FÜR den Menschen: FÜR die Gesundheit der KlientInnen, FÜR deren Wohlbefinden, FÜR seine oder ihre Vitalität. Anders als Ärzte oder Heilpraktiker, die GEGEN eine Krankheit oder gegen Symptome arbeiten dürfen (und möchten). Wer also eine Krankheit bekämpfen möchte, wer einen Feldzug gegen Viren und Bakterien starten möchte, wer schnippeln, schneiden und Blut fließen sehen möchte, der oder die wird sicherlich in einer Ausbildung zum/r HeilpraktikerIn oder gar Ärztin besser aufgehoben sein. In meinen Kursen gibt es immer wieder Menschen, die diesen Wunsch haben, die diese Berufung spüren. Die machen sich dann oft erfolgreich an die HP-Ausbildung. Doch ein Großteil der Menschen, die sich für die Aromapraxis entscheiden, haben nicht dieses Ziel und verspüren auch nicht den inneren Ruf nach diesen Tätigkeiten.

Unser Beruf ist ein Bindeglied zwischen einer streng medizinischen Karriere und diversen Wellnessdisziplinen. Das Selbstverständnis der Aromapraxis lautet: Wir möchten den Menschen, die uns um Rat fragen, dabei helfen, ihre innere Ordnung wieder herzustellen. 
Wir beraten unsere KlientInnen/Kunden dabei, wie sie eine möglichst hilfreiche Kombination von ätherischen Ölen einsetzen können, um möglichst vital, entspannt und lebensfroh zu werden. Denn das ist der Kern von Gesundheit – auch wenn es sich noch so platt anhört. Die so genannten Selbstheilungskräfte sind immens wichtig, damit chronische Zustände und psychische Blockaden, welche einer Heilung im Wege stehen, aufgelöst werden können. Wir nennen sie lieber “innere Regulation” oder “die Weisheit des Körpers aktivieren”. Genau dabei kann Aromapraxis ein wichtiges Instrument sein. In der Aromapraxis ist es also kein vordringliches Ziel, einen akuten Zustand zu “therapieren”, zumindest nicht im kommerziellen Bereich (im privaten Bereich ist das natürlich gut möglich). Wenn als erwünschte Nebenwirkung ein paar Bakterien, Pilze oder Viren auf der Strecke bleiben, sich ein paar Entzündungen verziehen und auch noch der Blutdruck normalisiert wird, nehmen wir das natürlich gerne in Kauf. Diese Nebenwirkungen lassen sich beim Einsatz von wirklich hochqualitativen ätherischen Ölen nicht vermeiden, aber sie zu erreichen ist nicht das primäre Ziel von Aromapraxis. Das Selbstbewusstsein, genau so arbeiten zu dürfen, zu können und wollen, müssen wir in diesem Beruf noch weiter entwickeln! Mehr dazu in diesem Text über die innere Ordnung des Menschen und hier.

PS an Patricia: Tut mir Leid, wenn mein Beitrag über das ‘FÜR’ missverständlich geklungen  haben sollte, was die Arbeit der HeilpraktikerInnen anbelangt. Es ging um den deutschen Gesetzestext und darum zu sagen, dass man HP (oder Arzt) sein muss, um Maßnahmen GEGEN Krankheiten oder Symptome anbieten zu dürfen. HPs dürfen – juristisch gesehen – Krankheit bekämpfen (und viele HPs wollen das – wenn auch meistens viel ganzheitlicher als ‘SchulmedizinerInnen’), das dürfen AromapraktikerInnen nicht (und wollen es meistens auch nicht). Wenn man hunderprozentig ‘FÜR’ arbeiten möchte, kann man sich überlegen, ob man den enormen Zeitaufwand und den großen Geldbetrag, den eine gute HP-Ausbildung kostet, wirklich investieren möchte (auch wenn’s riesig Spaß gemacht hat, ich möchte meine HP-Ausbildung nicht missen!).