Die erste Destillation, die ich bewundern durfte, war eine Thymiandestillation in Südfrankreich. Nach stundenlangem Ernten mit Sicheln, sieben oder acht Leute waren wir, landete ein halber Liter Thymianöl in der Flasche. Den enttäuschten Gesichtern der Anfänger entgegnete Monsieur René, dass wir ihm Glück gebracht hätten, das sei eine Super-Ausbeute. Sowohl das frische Öl als auch das frische Hydrolat rochen irgendwie nach Kohl-Kochwasser, so riechen viele zu frische Hydrolate, wie ich inzwischen lernte, das liegt tatsächlich an flüchtigen schwefeligen Verbindungen, ähnlich wie den unterschiedlichen Krautsorten. Doch das änderte sich mit der Zeit de Reifung und heute assoziere ich diesen Duft mit unbeschwerten sonnigen Tagen in der Drome (Nähe Provence).

Thymus vulgaris Ct. Thymol (Lamiaceae/Lippenblütengewächse)

Herstellung: Destillation des (meistens blühenden) Krautes

pH-Wert: Thymol-Typ 4,5-4,6, Haltbarkeit bis zu zwei Jahre*

Geruch/Geschmack: gut erkennbar nach Thymian, etwas feurig-krautig, je nach Chemotyp auch zarter

Inhaltsstoffe im lipophilen Anteil: 87% Thymol, 6,5 Carvacrol

Körperliche Wirkung und äußerliche Anwendung: zur antiseptischen Behandlung von Wunden (auch bei Haustieren, bei Kleintieren und Katzen eher Chemotyp Linalool verwenden), zum Gurgeln bei Halsweh, als Gesichtsdampfbad bei Hautunreinheiten, als Gesichtswasser bei Akne (1:1 mit Rosenhydrolat)

Seelische Wirkung und Einnahme: kräftigend, stärkend, zur Rekonvaleszenz nach langwierigen Krankheiten (1:1 mit Melissenhydrolat) und zur Vorbeugung in der Grippe-Zeit; zum Würzen von deftigen Suppen und Soßen.

15. Merksatz zu Hydrolaten: Anders als beim Aufbrühen eines Kräutertees entstehen durch den Druck, der bei der Destillation herrscht, teilweise andere/neue Stoffe. Hydrolate liegen in der Wirkkraft zwischen einem ätherischen Öl und dem entsprechenden Kräutertee und werden somit auch in vielen Fällen verdünnt angewendet oder nur in kleinen Mengen pur verwendet, Rosen- und Melissenhydrolat beispielsweise werden jedoch auch pur gut vertragen.     * nach Suzanne Catty   (Danke an J. W. für die Analyse!)

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