Ich finde es interessant, dass die vermeintliche Sensationsmeldung, die Anwendung von Teebaum- und Lavendelöl durch junge männliche Kinder solle das Brustwachstum anregen, alle paar Jahre laut und breit gefächert veröffentlicht wird. Doch die Studie, die belegen konnte, dass nicht mehr Risiko für eine so genannte Gynäkomastie besteht als bei der jungen Durchschnittsbevölkerung, wird nicht verbreitet.
Mit einer Mitte 2022 veröffentlichten Studie konnte belegt werden, dass das Risiko, eine Gynäkomastie zu entwickeln, bei kindlichen Verwendern von Teebaum- und Lavendelöl genau so hoch/niedrig ist wie bei Nicht-Verwendern dieser Öle.
Hintergrund ist ein kleiner “Krieg” unter Wissenschaftlern und möglicherweise Attacken gegen einzelne oder die gesamte Ätherisch-Öl-Industrie. Ich schrieb mehrfach darüber, zuletzt 2018 hier. Immer wieder wurde die Sicherheit beider Öle in pädiatrischen Bevölkerungsgruppen in Frage gestellt, es wurde vermutet und auch reißerisch behauptet, dass ein Zusammenhang zwischen diesen beiden Naturdüften und endokrinen Störungen bei Kindern, insbesondere präpubertärer Gynäkomastie, bestehe. Bis vor Kurzem wurden keine epidemiologischen Studien veröffentlicht, um diesen vermuteten Zusammenhang zu belegen.
Entwarnung nach über einem Jahrzehnt der Verunsicherung
Mitte 2022 gab es – recht unbemerkt von der Presse – ein Entwarnung. Es handelt sich um eine Querschnittsstudie unter Eltern von Kindern in den USA veröffentlicht, sie war durchgeführt worden, um die Prävalenz endokriner Störungen bei Kindern im Alter von 2-15 Jahren zu ermitteln. In dieser Studie wird auch das Potenzial für einen Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber ätherischen Lavendel- und Teebaumölprodukten und endokrinen Störungen untersucht. Denn diese beiden Öle können in etlichen (Natur-)Kosmetik-Produkten enthalten sein.
Bei 556 Kindern mit einem Durchschnittsalter von 6,33 Jahren betrug die Prävalenz endokriner Störungen 0,016. In keiner der beiden Gruppen wurden Fälle von präpubertärer Gynäkomastie festgestellt, und die Prävalenz von vorzeitiger Pubertät, verzögerter Pubertät, Mangel am Wachstumshormon und Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) entsprach den Bevölkerungsnormen. Das Gesamtrisiko für endokrine Störungen bei den exponierten Personen (0,0194) unterschied sich nicht von dem der nicht exponierten Personen (0,0069). Das Risikoverhältnis betrug 2,796 (95% CI: 0,352, 22,163, P = .458).
Die vier Autorinnen ziehen den Schluss, dass Kinder, die regelmäßig den ätherischen Ölen aus Lavendel oder Teebaum ausgesetzt waren, das gleiche Risiko für endokrine Störungen wie Kinder hatten, die nicht exponiert waren.
Hawkins J, Hires C, Dunne E, Keenan L. Prevalence of endocrine disorders among children exposed to Lavender Essential Oil and Tea Tree Essential Oils. Int J Pediatrics and Adolescent Medicine. Vol 9, Issue 2, June 2022, p 117-124 Nachzulesen hier und hier.
In einer dänische Studie an 106 gesunden dänischen Jungen wurde bereits 2015 widerlegt, dass eine Gynäkomastie eine Folge von einem gestörten Verhältnis zwischen Östrogenen und Testosteron sei, also den Geschlechtshormonen. Vielmehr zeigt diese Arbeit, dass IGF-1, ein insulinähnliches Hormon, bei diesem als extrem peinlich empfundenen Beschwerdebild, eine wesentliche Rolle spielt. “Schuld” an hormonellen Entgleisungen können also eher die industriell verzuckerten und mit denaturierten Fetten hergestellten Nahrungsmittel sein, als die winzigen Spuren dieser zwei ätherischen Öle in Kosmetik wie Zahncremes, Duschgels, und Shampoos eine Rolle. Hören Sie dazu auch unsere Podcast-Episode zur verheerenden Wirkung von Fruktosesirup (inzwischen in fast allen süßen Produkte, doch auch in herzhaften Konserven) auf die Leber, insbesondere von jungen Menschen.
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Kaum eine Heilpflanze ist von Wissenschaftlern so durchleuchtet worden wie dieser australische „Ureinwohner“. Aufgrund des drohenden Verbotes von Teebaumöl in Deutschland suchten engagierte Teebaumexperten wie Prof. Dietrich Wabner und Tony Burfield seriöse Studien raus, um EU-Politiker von der Unbedenklichkeit des Teebaumöles zu überzeugen. Sie kamen auf ganze 199 wissenschaftliche Papiere zum Thema.
Traditionell erfolgreich und durch moderne Studien bestätigt
Als medizinischer Laie kann man wohl ruhig davon ausgehen, dass ein seit Jahrtausenden erfolgreiches Therapeutikum, dass dermaßen mit drohenden Verboten konfrontiert ist, sicherlich sehr wirksam ist! Derzeit im Jahr 2023 ist aus gut unterrichteten Kreisen zu vernehmen, dass ein neuerliche Einschränkungen dieses wertvollen Helfers in Vorbereitung sein sollen.
Es gibt, wie gesagt, auch genügend „scientific evidence“, also wissenschaftliche Beweise, um die großartigen Wirkungen dieses einfachen und, sofern frisch und in physiologischer Verdünnung angewendet, hervorragend verträglichen Mittels. Es ist beispielsweise gut untersucht, was an der Zellmembran von Staphylokokken und Pseudomonas-Bakterien passiert, wenn diese mit dem Öl in Berührung kommen. Ihre sie schützende und deren Innenleben regulierende Zellwand gerät durcheinander: Carson CF, Hammer KA, Riley TV. Melaleuca alternifolia (Tea Tree) oil: a review of antimicrobial and other medicinal properties. Clin Microbiol Rev. 2006 Jan;19(1):50-62
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Ach liebe Eliane, wenn es nicht so dramatisch wäre, könnte man sich vor Lachen kaum halten. Es ist himmelschreiend beschämend für unsere Amt- und Würdenträger/innen, dass sie bei diesen Pflanzenthemen mit Starrsinn, Blindheit und Ignoranz ausgestattet sind und diese auch noch stolz vor sich hertragen. Wenn es um Nebenwirkungen von pharmazeutischen Medikamenten (niemand käme wohl auf die Idee, z.B. Aspirin zu verbieten), der schädlichen Auswirkung von Industrienahrung, Pestizide und ihre Insekten vernichtende und auf unsere Gene verändernde Wirkung, ein allgemeines Tempolimit, um nachweislich einen Beitrag zur Klimaerhaltung (gerettet werden kann hier wohl nichts mehr) zu leisten und der Beispiele noch in ungeahnter Menge mehr geht, dann ist alles nicht so schlimm und bedarf keiner Handlung. Doch so ein Pflänzlein, welches Mensch und Tier seit tausenden von Jahren Gutes tut, das ist ihnen unheimlich und suspekt. Das macht einfach Dinge ohne die Damen und Herren gefragt zu haben. Das geht ja gar nicht. Also muss man etwas finden, um zu zeigen, wer hier der Bestimmer/die Bestimmerin ist. Traurig und beschämend! Der Mensch, statt sich voll Dankbarkeit und Demut vor der Natur und Schöpfung zu verneigen, will er sie bezwingen. Dabei sehen wir doch mit jedem Tag mehr, in welchen Abgrund es uns führt.
Ich werde jetzt mal etwas an meiner Duftmischung mit Lavendel, Narde, Rose und Vanille schnuppern, um wieder etwas runter zu kommen.😉
Vielen Dank dafür, dass du dein Wissen so teilst.
Herzliche Grüße, Tanja
Das hätte ich nicht schöner formulieren können, so ist es! Wirklich tragisch, es verschlägt mir manchmal die Sprache. Aber es gibt halt genug ignorante Lebewesen (Schafe will ich nicht sagen, davon habe ich viel zu süße Exemplare um mich herum), die es gut und richtig finden, wenn Autoritäten für sie denken, betreutes Denken ist also mehr in denn je. Danke für deine Worte.
Ja, ich kann mich Tanja und Ihnen nur anschließen. Die Menschheit hätte doch nie bis heute überlebt, wenn die Natur uns nicht alles liefern würde, was wir brauchen – in seiner ursprünglichen Vielfalt.
Bitte lassen Sie, Eliane und Sabrina, sich nicht aufhalten, Ihre wunderbare Arbeit fortzuführen, sonst muss ich mich auch noch aus Protest irgendwo ankleben.
Duftige Grüße
Christiane
Jetzt musste ich aber laut lachen, der war gut! Danke für dieses Lob!
Da kann ich nur heftig nicken.
Danke für die gute Beschreibung. Diese regelrechte Hexenjagd ( dieses Wort benütze ich bewußt, man schaue in die Geschichte) auf Heilmittel der Natur hat System.
Na klar, sehe ich auch so, das sind Mächte, die sich über alles und über alle stellen möchte, die den Mammon und die Macht anbeten, nicht jedoch den “normalen Menschen” respektieren möchten – nicht ahnend, dass sie nichts davon mit in ihr Grab nehmen dürfen.
Liebe Eliane,
Danke für diese Ausführung. Die Zeiten sind zu hinterfragen. Bitte nicht all zu sehr darauf eingehen, denn diese Wesen wollen diese Aufmerksamkeit. Wissenschaft ja.. Anwendung noch wichtiger. LG
Ja, der Goldene Mittelweg ist eine Kunst: diese einschränkenden Mächte nicht zu sehr füttern, dennoch informieren…
Liebe Eliane!
Zu diesem Thema gab es einen ganz hervorragenden Vortrag von Mag. Evanzin organisiert von der ÖGWA.
Liebe Grüße aus Österreich
Oh super. Leider bekomme ich buchstäblich von NIEMANDEM Infos bzw Pressemeldungen, also weder von den größeren Öleanbietern, noch von Vereinen und schon gar nicht von Veranstaltern. Ich lese zwar viel und breit gefächert, doch ich muss mir all diese Infos, dieses Wissen eher mühsam aneignen. Oft gelangen meine Bloginhalte als Zufallsinfo zu mir, die dann erst recherchiere. Als Presse/Medium werde ich leider nicht wirklich ernst genommen, was ich echt schade finde. Ich bemühe mich immer, alle an ätherischen Ölen interessierten Menschen möglichst aktuell und breit gefächert und auch unabhängig von Anbietern zu informieren.