Am 6. November 2008, also heute heute vor 14 Jahren, eröffnete ich in der weiten Welt des Internet dieses Web-Magazin alias Aroma-Blog, das in unserer Branche noch völlig unbekannt war: ein Blog (streng genommen DAS Blog, das Weblog, der Begriff kommt von Logbuch, inzwischen hat sich auch DER Blog etabliert). Ich schrieb sogleich meinen ersten Blog-Artikel – damals noch auf der Gratis-Absahn-Plattform des großen Suchmaschinen-Riesen, meine Texte und Fotos waren also nicht mehr mein Eigentum, sobald sie dort veröffentlicht waren.

Darum zog ich wenige Jahre später zu WordPress um. Ich blicke heute zurück mit einer Mischung aus Freude und Stolz, jedoch auch mit deutlicher Ernüchterung. Ähnlich wie das heutige Wetter, mit viel Regen, viel Wind, etwas Sonnenschein und einem sehr lange anhaltenden Regenbogen, der vielleicht Anlass für Hoffnung ist. Jedenfalls empfinde ich ihn immer als ein wunderschönes Symbol (das Foto entstand heute auf dem Ring of Beara).

Zunächst geht ein dickes DANKE an all die etlichen Tausend AbonnentInnen dieser Seite. Ohne euch alle hätte ich vermutlich nicht so viele Jahre recherchiert und geschrieben. An dieser Stelle also herzlichen Dank an euch alle, insbesondere an die knapp zwei Handvoll Menschen, die ab und zu hier Feedback geben, also kommentieren, und die über meine Empfehlungs-Links ätherische Öle und Bücher einkaufen. Ihr helft mir, zu den Kosten dieser Seite etwas beizutragen, und ihr sorgt für ein klein wenig der bitter nötigen Interaktion, damit diese Website im Paralleluniversum des WWW überhaupt noch gefunden wird. Da ich mich nicht den strengen SEO-Vorschriften unterwerfe [Suchmaschinen-“Optimierung”], dh keine “schreienden” Überschriften, keine ständigen Schlagwörter-Wiederholungen und auch keine tanzenden Hampel-Filmchen einsetze, werde ich als winziges Licht von den mächtigen Suchmaschinen gerne ignoriert.

Mir ist bewusst, dass Zeit und Interaktion meistens lieber den riesigen global aktiven Kraken geschenkt wird. Diese spähen die willigen Dauer-Benutzer dann zum Dank gerne auch noch aus (dem angeblichen “Datenschutz” zum Trotz). Unsocial Media und/oder beispielsweise dem Buchversand-Riesen wird mehr “traffic” – also Besuche – und Lebenszeit gewidmet als Wissensvermittlungs-Seiten, davon bin freilich nicht nur ich betroffen. “Netiquette” ist für viele Menschen noch unbekannt, die “Währung” des Daumenhoch und Herzchen-Verteilens bei den konsumierten Beiträgen wird vergessen oder ignoriert. Hinter hochwertigen kostenfreien Inhalten, sei es Qualitäts-Artikel oder tolle Videos, stehen kreative echte Menschen aus Fleisch und Blut, diese sind oft auf diese “Währung” angewiesen.

Einsamer Spaziergang

Auf den bequemen Unsocial Media-Plattformen wird fleißig ein und ausgegangen, es wird diskutiert und kommentiert. Hier auf diesen Seiten eher nicht (mehr). Das macht diese Arbeit inzwischen durchaus frustrierend, sie ist wie ein einsamer Spaziergang in einer weiten Landschaft geworden, ich habe keinen Kontakt mehr zu meinen LeserInnen. Ich schreibe seit einigen Jahren einfach drauf los, in der Hoffnung, dass es gefällt, dass der Text bei irgend jemandem etwas hilft, dass meine Artikel inspirieren, dass jemand Hilfe bei einem gesundheitlichen Problem finden konnte. Ich bitte immer wieder um Feedback, doch dieses kommt nur wenig (früher gab es immerhin oft je circa 10 Anmerkungen zu vielen Artikeln). Nur um es klar zu stellen: Ich erwarte kein Lob und auch kein ständiges Danke, sondern eher das “Gespräch”, das Teilen von anderen Erfahrungen, beispielsweise mit diesen und jenen Anwendungen, mit neuartigen Ölen etc.

Ich fände es wirklich schön und motivierend, von den Erfahrungen meiner LeserInnen bei den jeweiligen Themen lesen zu dürfen! Ich wäre für etwas Inspiration-Tanken, für etwas Austausch und für Berichte über Anwendungserfolge tatsächlich sehr dankbar. Denn die Freude über eine spürbare Community ist geschmolzen, mein eigenes Dopamin über erfolgreiche und gut ankommende Texte ist vertrocknet, meine Texte werden seit einiger Zeit darum immer seltener. Zwischendrin dachte ich darüber nach, nur noch auf englisch und vielleicht auf portugiesisch zu schreiben, um mir eine lokalere Leserschaft aufzubauen.

Blühende Manukabäume in weiß und pink in meinem Dorf auf der Blumen-Insel Garinish Island, diese konnte ich unzähligen KurteilnehmerInnen zeigen

Meinen ersten Blog-Text widmete ich meinem geliebten Manuka-Strauch im eigenen Garten. Diese völlig unscheinbare, etwas struppig wachsende Pflanze steht in unzähligen irischen Gärten, wird jedoch das ganze Jahr eher übersehen, da sie nicht durch Schönheit auffällt. Doch dann ganz plötzlich, Ende Mai und vor allem in der ersten Juni-Hälfte, bezaubert sie durch zauberhafte (nicht duftende) ungewöhnliche Blüten in vielen Rosa- und Pink-Schattierungen. Im Original aus Neuseeland trägt diese ganz besondere Heilpflanze weiße Blüten. Insbesondere in heutigen viralen Zeiten kann das hervorragend verträgliche und bestens haltbare ätherische Öl – aus den Zweigen destilliert – ein wertvoller Helfer sein. Manuka-Honig, den Bienen aus dem Blütennektar produzieren, ist zwar inzwischen schier unbezahlbar, doch ein wertvolles Natur-Antibiotikum vor allem bei HNO-Infektionen (mehr zu diesem besonderen Honig ist hier nachzulesen).

Viel änderte sich in diesen 14 Jahren. Sehr viel sogar. Damals schrieb ich fast täglich und es machte mir zunehmend mehr Freude, die zahlreichen (englischsprachigen) Studien über ätherische Öle aufzustöbern und zusammenfassend zu übersetzen. Meine Themen waren schier grenzenlos und es gab so spannende wissenschaftliche Arbeiten!

Zunächst war diese Art der kostenfreien “Aromatherapie-Zeitung” in unserer Branche neu, fremd, ungewohnt. Doch es gesellten sich immer mehr Menschen dazu, auch wenn die Technik manchen Leserinnen immer wieder vermeintliche Probleme verursachte. “Wie kann ich Mitglied werden”, “wo ist mein Passwort”, “ich komme nicht mehr rein”, das alles sind vertraute Fragen geworden, die allerdings inzwischen immer weniger geworden sind. Schließlich sind 99 % der Inhalte dieser Seite kostenfrei, man benötigt keinerlei Anmeldung, Mitgliedschaft und Passwörter, man kann einfach stunden- und tagelang drin stöbern. Nur wenige Artikel mit Links zu bestimmten Studien oder Aufsätze kosten einen winzigen Beitrag, um einen Teil der Kosten, die mir entstehen (siehe weiter unten), zu decken.

Die Institution des Blogs (auch wenn oft noch von “Block” geschrieben wird!) ist nun bekannt, es entstanden seitdem zahlreiche andere Aroma-Blogs, viele kamen und viele gingen auch wieder. Ja, es erfordert Disziplin und Geld, so eine Seite über mehr als ein Jahrzehnt lang am “Leben” zu halten. Inzwischen selbst gehostet, wende ich eine nicht geringe Summe an Geld dafür auf, mal abgesehen von den jeweils 3 bis 4 Stunden Arbeit, die in den meisten Artikeln steckt. Davon gibt es über 1000, ich bin ein bisschen stolz auf diese kleine Art “Datenbank”, zu der sich vergangenes Jahr noch das lange überfällige Öle-Lexikon gesellte (das noch weniger gesehen wird).

Für das Wohlbefinden und die Gesundheit des Menschen

Die jährlichen Kosten für meinen gewissenhaften Webmaster, die Finanzen für Hilfe bei Barrieren und Launen der Technik, auch beim regelmäßigen Aktualisieren der Bücher-Seite sowie der Podcast-Seite, dazu das zwingend vorgeschriebene Sicherheitsprotokoll, der jährliche Beitrag für die einigermaßen störungsfreie Versendung der neuen Artikel (“Newsletter”) an alle AbonnentInnen, diverse Extra-Software-Päckchen, die Podcast-Plattform – all diese Rechnungen sind regelmäßig zu überweisen. Mir wird manchmal ganz schwindelig, wenn ich mir diese Summe anschaue, ein Teil der Buchautorin-Einnahmen (circa 1-3 € pro verkauftes Buch) wende ich dafür auf (Ist es nicht verrückt?! ein Buchhändler erhält circa 30 bis 40 % Rabatt je nach Abnahmezahl und Verlag der Bücher, ein(e) Fachbuch-AutorIn erhält mit ganz viel Glück 10 % vom Nettopreis eines verkauften Buches).

Die Welt der Aromatherapie hat sich auch drastisch verändert, der nachhaltige und physiologische Einsatz, wie wir ihn einst lernten, wird immer seltener, Massenware wird über den Globus verschifft und verteilt, auf lokale Erzeugnisse pfeift die Mehrheit, ätherische Öle sind zu einem Lifestyle-Produkt geworden. Oft werden sie wie auf Plastikdosen-Parties vertrieben, insbesondere aber auf Fratzenbuch und Insta-mich-am-Gramm, häufig mit falschen (gar nicht erlaubten) Heilsversprechungen und manchmal sogar als gefährliche ‘fake news’. Etablierte regionale deutschsprachige Bio-Öle-Anbieter werden regelmäßig auf abscheuliche Art und mit fürchterlichen Lügen diffamiert, so dass sich mir bisweilen die Haare sträuben {ich kenne und schätze doch die meisten [echten und ehrlichen] Menschen, die diese Firmen gründeten und/oder leiten seit teilweise mehr als 30 Jahren persönlich}. In dieser neuen lauten Aromatherapie-Welt versuchte ich viele Jahre mit viel Idealismus und zeitlichem Einsatz für Klarheit zu sorgen. Ich bin mir nicht sicher, ob mir das gelungen ist oder gelingen wird.

Dieser schräge Umgang samt der Verschwendung von kostbaren, teils sich dramatisch verknappenden Naturdüften ist ein perfektes Spiegelbild von so vielen Dingen, die in der Medienlandschaft, der Politik und in der gesamten Gesellschaft vor sich gehen. Ich frage mich, wo das hinführen soll. Und ob ich noch ein Teil davon bleiben möchte.

Ich betrachtete den Menschen nie als ein mechanisch funktionierendes Wesen, bei dem man GEGEN Krankheiten arbeiten muss. Vielmehr war es mir immer schon ein Anliegen – also bereits vor der Entstehung dieser Blogseite – FÜR das Wohlbefinden, für die Gesundung, für die Salutogenese der Menschen da zu sein. Doch ständig werden Fragen an uns gerichtet, welches Öl oder welche Rezeptur GEGEN diese und jene Diagnose eingesetzt werden können. Da muss ich passen, es gibt nicht DIE Mischung oder DAS Öl gegen etwas.

So, das musste am Blog-Geburtstag mal aufgeschrieben werden, ein weiterer Dank geht an die Menschen, die bisher gelesen haben 😉 ! Nochmals: Ich erwarte weder Dank noch Lob, sondern würde mich bei zukünftigen Artikeln schlicht und einfach über spür- und sichtbaren Austausch freuen. Nicht als separate E-Mail, nicht im Kontakt-Formular, sondern im Kommentare-Feld jeweils unter den Artikeln.