“Viele Untersuchungen zeigen mittlerweile, dass es geschlechtsspezifische Unterschiede im Geruchsinn gibt. Gerüche werden von Frauen oftmals besser erfasst und identifiziert und Frauen merken sich Gerüche auch besser als Männer. Frauen bewerten den Geruch oftmals anders als Männer und sie reagieren viel sensibler darauf. Auch bezüglich Gehirnaktivität gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede.” das schreibt Amela Delic 2015 in ihrer interessanten Diplomarbeit an der Universität Wien (sie kann hier herunter geladen werden, leider enthält sie nicht wenige Tippfehler).

Eliane Zimmermann AiDA Schule für Aromatherapie

Chamaemelum nobile, Römische Kamille, Zuchtform

Männer empfinden laut dieser kleinen Pilotstudie den Duft des ätherischen Öls der Römischen Kamille signifikant angenehmer als Frauen. Das erklärt vermutlich, warum dieses ätherische Öl bei Männern den diastolischen Blutdruck senken kann, wie die Autorin an 15 Frauen und 15 Männern zeigte.

Ätherische Öle sind allerdings nicht zur Therapie von erheblich erhöhtem Blutdruck geeignet, da dieser Effekt immer nur wenige Stunden anhält [Ju MS, Lee S, Bae I, Hur MH, Seong K, Lee MS. Effects of Aroma Massage on Home Blood Pressure, Ambulatory Blood Pressure, and Sleep Quality in Middle-Aged Women with Hypertension. Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine, Vol 2013, Article ID 403251]. Als Begleitung von anderen naturheilkundlichen Maßnahmen sind dennoch folgende ätherische Öle besonders gut geeignet, man inhaliert sie beispielsweise mehrfach täglich in einem Inhalierstift, benutzt sie in einem Raumspray und/oder macht ein abendliches Fußbad damit.

  • Cananga odorata (Ylang Ylang) [Studie von 2013: Jung DJ, Cha JY, Kim SE, Ko IG, Jee YS. Effects of Ylang-Ylang aroma on blood pressure and heart rate in healthy men. J Exerc Rehabil. 2013 Apr;9(2):250-5]
  • Callitris glaucophylla (Jade Wood, “Weiße Zypresse” > im Holz-Öl deutlicher Gehalt an hypotensivem Eudesmol*)
  • Chamaemelum nobile (Römische Kamille)
  • Citrus aurantium flos & fol (Neroli und Petitgrain)
  • Origanum majorana (Majoran)
  • Santalum album (Sandelholz)
Eliane Zimmermann AiDA Schule für Aromatherapie

Chamaemelum nobile, Römische Kamille, Wildform

Das selten erhältliche holzig und leicht rauchig duftende ätherische Öl aus dem Holz der  “Weiße Zypresse” aus Australien kann in Deutschland bei Oshadhi und Maienfelser erworben werden, in der Schweiz bei Damascena.

Grundsätzlich wirken fast alle Öle, die reich an Monoterpen-Estern sind, stark entspannend und damit auch oft leicht blutdrucksenkend im Sinne von regulierend, dh eine Tendenz zu niedrigem Blutdruck wird nicht verschlimmert. Weitere naturheilkundliche Maßnahmen, um eine Tendenz zu erhöhtem Blutdruck zu regulieren:

  • 2-3x täglich Arginin-Kapseln nehmen (ein Eiweiß-Baustein, der einigermaßen reichlich in Erdnüssen, Mandeln, Eigelb, Shrimps, Hummer enthalten ist; mindestens 2-3 Gramm, in vielen Drogeriemärkten als Potenzmittel erhältlich 😉 , auch im Bodybuilding-Handel) [ein gutes Interview mit einem der führenden deutschsprachigen Forscher Prof. Dr. Horst Robenek ist hier nachzulesen]
  • täglich ein gutes Präparat mit Coenzym Q10 einnehmen (Ubichinon und in reduzierter Form Ubichinol) [laut Burgerstein, Handbuch der Nährstoffe: “Die zu erwartende Blutdrucksenkung beträgt markante 11-17 mmHg für den systolischen Blutdruck und 8 mmHg für den diastolischen Blutdruck, bei Dosierungen von 60-200mg/Tag”]
  • ein gutes Weissdorn-Präparat immer wieder kurmäßig einnehmen
  • Forskolin-Kapseln aus der brasilianischen Buntnessel Coleus forskohlii einnehmen
  • täglich ein bis zwei Gläser (frisch gepressten) Grapefruitsaft trinken
  • täglich den leckeren echten Hibiskus-Tee trinken, laut diversen Studien trägt er hervorragend zur Senkung des Blutdrucks bei**
    rote_Beete_Saft

    Nein, ich trinke keinen Rotwein am Computer, ein Prost auf Rote Beete-Saft!täglich ein bis zwei Gläser Rote Beete-Saft trinken

  • täglich Knoblauch essen [Review: Rohner A, Ried K, Sobenin IA, Bucher HC, Nordmann AJ. A Systematic Review and Metaanalysis on the Effects of Garlic Preparations on Blood Pressure in Individuals With Hypertension. Am J Hypertens. 2014 Sep 18]
  • Vitamin D3 nehmen, da Vitamin-D-Insuffizienz ein Risikofaktor für Bluthochdruck ist, jedoch vorher unbedingt einen Status machen lassen
  • Magnesiumcitrat nehmen, da Magnesiummangel die Entstehung von Bluthochdruck begünstigt, abends eingenommen fördert Magnesium Entspannung und tieferen Schlaf
  • möglichst regelmäßig in die Mahlzeiten einbauen: Haferflocken, Olivenöl, Grapefruits, Rote Beete und andere rote Wurzelgemüse, Kiwi (3 Stück pro Tag!), Knoblauch (mindestens drei Zehen pro Tag), Ingwer, Weizenkeime, Shrimps, Sardinen, Piniennüsse, Cayennepfeffer, auch 10-30g hochwertige dunkle Schokolade (mind. 70% Kakaoanteil 😉 )
  • regelmäßige Bewegung, Stress reduzieren (siehe ätherische Öle!!!) und auf ein einigermaßen normales Körpergewicht achten

Manchen Menschen kann die Komplex-Homöopathie gut helfen: Homviotensin ist auf alle Fälle einen Versuch wert, es basiert auf Rauwolfia serpentina (Indische Schlangenwurzel); ähnlich basiert auch RauwolfiaViiscomp auf dieser Heilpflanze; diese Tabletten gibt es in deutschen und österreichischen Apotheken. Homeo-orthim basiert auf Selenicereus grandiflorus (eine Kaktusart) und potenziertem Nitroglycerin.

Im Ayurveda werden Rindenextrakte aus Terminalia arjuna bei Bluthochdruck und anderen kardiovaskulären Störungen eingesetzt [Dwivedi, S Chopra D: Revisiting Terminalia arjuna – An Ancient Cardiovascular Drug. J Tradit Complement Med. 2014 Oct-Dec; 4(4): 224–231], die TCM setzt Danshen, den Rotwurzel-Salbei (Salvia miltiorrhiza) für dieses Gebiet ein.

1Cover_NährtstoffräuberWenn jedoch chemische Medikamente gegen Bluthochdruck verwendet werden (müssen), muss mit den meisten dieser Maßnahmen vorsichtig umgegangen werden (besser man lässt sie gar ganz sein), insbesondere keinen Grapefruitsaft trinken! Zur den heftigen unerwünschten Neben- und Wechselwirkungen von vielen typischen Medikamenten, die man ab einem bestimmten Alter  oft verschrieben bekommt, habe ich vergangene Woche ein spannendes Buch verschlungen: Arzneimittel als Mikro-Nährstoff-Räuber von Uwe Gröber und Klaus Kisters.

Umgekehrt erläutert Robert Tisserand, der Ur-Pionier der englischsprachigen Aromatherapie, in seinem Blogartikel hier, dass eine sachgemäße Anwendung von ätherischen Ölen (maximal rund 3%ig verdünnt und nicht dauerhaft übertrieben angewendet), keine Gefahr für erhöhten Blutdruck sind. Denn die nur kurze und bei vielen Ölen nicht stark ausgeprägte Wirkung stelle kein wirkliches Problem für Hypertoniker dar, insofern hält er solche unbegründeten Warnhinweise als auf einen Mythos basierend.

Die Warnungen vor der blutdruckerhöhenden Wirkung mancher Öle wurde 1964 vom Arzt Jean Valnet aufgeschrieben. Er bezieht sich auf Untersuchungen, beispielsweise an Hunden, denen Ysopöl injiziert wurde. Zudem betont Valnet, dass die Warnungen sich auf die INNERE Anwendung mancher Öle beziehe. Selbst ab und zu verwendetes Öl des Rosmarin Ct. Campher kann von dieser Personengruppe angewendet werden, wenn eine Indikation, beispielsweise zur Konzentrationsförderung oder gar bei demenziellen Zuständen, zum morgendlichen Munterwerden, zur Anregung des Kreislaufs, besteht.

Da die angeblich “normalen” Werte für den Blutdruck in den letzten Jahrzehnten drastisch gesenkt wurden (honi soit qui mal y pense!), muss man freilich auch mal kritisch hinterfragen, ob man als 50- oder 60jähriger Mensch (oder älter) Werte erreichen muss, die ein 20-30jähriger Mensch hat. Ob es einem wert ist, unterschiedlichste Medikamente einzuschmeißen, die teils erheblich Kollateralschäden aufbauen können. Manchmal kommt es mir vor, als würden Ärzte in diesem Fall von ihren PatientInnen verlangen, dass sie den immer wieder klappernden Auspuff vom Auto abreissen sollen, anstatt mal genau auf die Ursachen zu schauen, und vielleicht mal ein paar Reparaturarbeiten am Halteblech, an den Schellen oder anderen minimal defekten Teilen drum herum vorzunehmen… Der Schweizer Arzt Dr. Walser hat einen hervorragend differenzierten Artikel über den Sinn und Unsinn der Blutdrucksenkung um jeden Preis geschrieben.

* Arora, C. K., Arora, R. B., Mesta, C. K., Shanbag, S. N., Seshari, R., Maheshwari, M. L., & Bhattacharya, S. C. (1967). Hypotensive activity of beta-eudesmol and some related sesquiterpenes. Indian Journal of Medical Research, 55(5), 463-472

**Abdelmonem M, Ebada MA, Diab S, Ahmed MM, Zaazouee MS, Essa TM, ElBaz ZS, Ghaith HS, Abdella WS, Ebada M, Negida A. Efficacy of Hibiscus sabdariffa on Reducing Blood Pressure in Patients With Mild-to-Moderate Hypertension: A Systematic Review and Meta-Analysis of Published Randomized Controlled Trials. J Cardiovasc Pharmacol. 2022 Jan 1;79(1):e64-e74

Serban C, Sahebkar A, Ursoniu S, Andrica F, Banach M. Effect of sour tea (Hibiscus sabdariffa L.) on arterial hypertension: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. J Hypertens. 2015 Jun;33(6):1119-27

Hopkins AL, Lamm MG, Funk JL, Ritenbaugh C. Hibiscus sabdariffa L. in the treatment of hypertension and hyperlipidemia: a comprehensive review of animal and human studies. Fitoterapia. 2013 Mar;85:84-94

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