Ein “Modeöl” macht in bestimmten Kreisen immer öfter von sich reden, dazu erreichen uns auch entsprechende Fragen: Blue Tansy (Tanacetum annum), wie so viele Öle dieser Anbieter vermeintlich schick mit englischem Namen auf dem Etikett. So bekommen deutschsprachige Öle-Fans nicht wirklich mit, dass es sich um eine enge Verwandte des Rainfarns handelt. Das ätherische Öl aus dieser hitzeliebenden, krautig wachsenden Pflanze wird auch öfters Marokkanische Kamille genannt.
“Unser” Rainfarn (Tanacetum vulgare) dagegen blüht in Mitteleuropa wunderschön gelb leuchtend auf recht hohen Stängeln gerne an Autobahn- und Straßenrändern und, sofern noch vorhanden, Schutthalden und brach liegenden Baustellen. Das ätherische Öl vom sehr aromatisch duftenden Rainfarn (auch Wurmkraut genannt) – seine Sträuße wurden früher in Bauernküchen aufgehängt, um Fliegen zu vertreiben – ist so gut wie nie im Handel erhältlich.
Denn es kann bis zu 80 Prozent beta-Thujon enthalten, jenes neurotonisch/neurotoxisch wirkende Molekül , das die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann (je nach Menge und Konstitution). Dazu sind noch mindestens 10 Prozent Artemisia-Keton sowie Campher enthalten: In Frankreich darf dieses heftige Öl gar nicht frei verkauft werden (doch Oshadhi und Maienfelser haben es). Also nichts für Laien und zarte Menschen.
Der blaue Rainfarn aus dem Atlasgebirge in Marokko
Aus der in Marokko gut gedeihenden Rainfarn-Art wird ein ätherisches Öl destilliert, das bis zu gut 10 Prozent Campher enthalten kann, dazu bis zu knapp 40 Prozent Chamazulen; Atlaskamillenöl oder eben Blue Tansy scheint je nach Herkunft sehr unterschiedlich zusammengesetzt. Trotz intensivster Suche nach absolut zuverlässigen Fotos dieser Pflanzen bin ich nicht zufriedenstellend fündig geworden, oft wird einfach der Rainfarn abgebildet (danke Susanne S. für diesen Link , vielleicht sind korrekte Fotos dabei). Auf dem Fläschchen in meiner Hand oben ahnt man das Aussehen der eher niedrig.krautig wachsenden Pflanze. Eine konkrete Analyse kann in dieser neuen Arbeit von Dr. Iris Stappen von der Uni Wien nachgelesen werden, u.a.:
- 14 % Sabinen
- 13,6 % Campher
- 8 % Myrcen
- 7,7 % β-Pinen
- 6,9 % Chamazulen
Mit dieser Zusammensetzung und Farbe ähnelt es dem ätherischen Öl aus unserem mitteleuropäischen “Rasenunkraut” Schafgarbe (Achillea millefolium), dessen Öl in den letzten Jahren besonders starke Preissteigerungen erfuhr: Dieses enthält
- circa 20 Prozent des antiinflammatorisch wirksamen Chamazulen
- zwischen 3 und knapp 22 Prozent Campher
- 7 Prozent des schmerzlindernden Myrcen
- gut 25 Prozent Sabinen
- knapp 10 Prozent Isoartemisiaketon
Das Öl der “Marokkanischen Kamille” kann also ähnlich eingesetzt werden wie das der Blauen Kamille (Matricaria recutita) und das der Schafgarbe: bei lokal auftretenden Entzündungen, die von Schmerzen begleitet werden. Zudem bei seelischen Achterbahnen, um Unruhe und Nervosität zu bändigen (bei Oshadhi , bei Maienfelser bestellen). Wie auch die Öle der deutschen/blauen Kamille und der Schafgarbe kann dieses ätherische Öl von gesunden und stabilen schwangeren Frauen in starker Verdünnung (maximal 1,5%-ig, eher unter 1 %) sowie äußerlich angewendet werden. Beispielsweise in einer Gesichtscreme für nervös gerötete und entzündliche Haut. Mehr Informationen und Tipps zur Anwendung von ätherischen Ölen in der Schwangerschaft stellte ich in diesem Artikel zusammen.
Aus dem nicht minder aromatischen engen Rainfarn-Verwandten namens Mutterkraut (Tanacetum parthenium) findet man so gut wie nie ein ätherisches Öl (bei Oshadhi bestellen), dafür wird es in Medikamenten gegen Migräne eingesetzt. Menschen, die oft an Migräne leiden, können die Blättchen wie Petersilie auf einem Butterbrot essen (Fett verbessert die Resorption der Wirkstoffe). Einen Artikel dazu nachlesen in der Deutsche Apotheker Zeitung sowie eine Übersichtsarbeit zu den Wirkungen des Mutterkrauts.
Unser webSeminar mit dem aktuellen Thema „Schäfchen zählen war gestern, ätherische Öle und andere Hilfen bei Schlafstörungen“ kann hier als Aufzeichung angeschaut werden. Viele Menschen können nach über zwei Jahren des Krisenmodus und nun der Kriegsstimmung samt Klima-Warnungen nicht mehr gut schlafen. Wir haben Erfahrungen damit und verraten viele Tipps und Rezepte, denn mit uns ist gut Kirschen essen. Weißt du, was Kirschen mit guten Schlaf zu tun haben?
In unserer Podcast-Episode Vom Glück des Duftes – der 30sten – geht es um das Glück als Zustand, Schicksal und Gefühl, um Glücksgefühle, um die Rezeptur für ein fein duftendes Glücks-Spray mit einem Naturduft, der aus einem Land stammt, in dem das Recht auf Glück in der Verfassung verankert ist. Weißt du, um welches Land es sich handelt? Ist dir bewusst, dass die Beschreibungen der jeweiligen Episode auf Spotify wie kleine Blogartikel sind, in denen auch die relevanten Links zu erwähnten Artikeln und Themen nachzulesen sind! Zur Übersicht der Podcast-Themen geht es hier. Hier geht es zur neuen Übersicht-Seite der drei E-Learning-Kurse zu je mindestens 12 Stunden samt Links zur den jeweiligen Vorschau-Videos und den inzwischen unzähligen wirklich wundervollen Feedbacks.
Ich freue mich nach wie vor über ein winziges Feedback hier auf meiner selbst gehosteten und selbst bezahlten Seite, denn nur mit etwas täglicher Interaktion wird sie von den Suchmaschinen, vor allem von der allmächtigen Krake, einigermaßen auffindbar und sichtbar gemacht.
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Liebe Eliane Zimmermann,
Herzlichen Dank für diesen interessanten Artikel!
Und für diese ganze wunderbare Seite! Ich stöbere regelmäßig und freue mich über die vielen Sachinformationen, die es so woanders kaum gibt!
Danke! Inzwischen ist mein Blog tatsächlich die reinste Enzyklopädie geworden, selbst ich muss manchmal stöbern, wenn ich Details zu einem Thema vergessen habe!!! Er ist meine eigene Gedächtnisstütze!!!
Ihre Infos begleiten mich schon seit langem! Ich bin ihnen so dankbar, dass sie frei ihr Wissen und ihre Erfahrung mit uns teilen. Sie leisten so einen wertvollen Beitrag dazu, das die Aromaheilkunde seriös angewandt und verbreitet werden kann. Das ist phänomenal. Ich selbst bin Heilpraktikerin und Pflegekraft und profitiere sehr von ihren Infos. So multipliziere ich ihr Wissen auch wieder in die Welt hinaus und wünsche uns allen viele guten Aromaerfahrungen.
Wie schön, dass ich sogar Profis wie HPs mit seriösen Informationen etwas Hintergrundwissen liefern kann! Danke fürs Feedback!
Hi Eliane, Danke dir für die so wertvollen Infos und die Recherchen zu diesem Öl.
Ist ja echt spannend, habe mich nie damit beschäftigt 😉 . Ist aber schön das es der Kamille blau ähnelt. 👍
Kennst du übrigens Fragonia Öl (Agonis fragans) von Oshadi? Ein ganz interessantes Öl vom Duft her, mit 1,8 Cineol
Grüße Sabine
Sabine
Danke für den Hinweis bezüglich Mutterkraut und Migräne
Es gab mal ein Medikament mit Mutterkraut, habe es gestern nicht gefunden, jedenfalls nicht beim eher schnellen Suchen. Aber es wäre nicht überraschend, wenn es vom Markt geflogen wäre, wie so viele Gesschenke aus der Natur.
Liebe Eliane,
ich freue mich immer sehr über deinen mit Wissen und Erkenntnissen gefüllten Newsletter. Tausend Dank!
Und : Ich liiiiebe euren Podcast, den besten Podcast ever!
Oh danke, es freut uns, dass unser Podcast gut ankommt! (Auch das eine selbst bezahlte Seite, leider kann man auf Spotify nicht durch Herzchen zu mehr Sichtbarkeit verhelfen, nur durch Aufrufe. Ach, diese Medien sind echt manipulativ)
Liebe Eliane, danke für dein immerwährendes Treiben der Aufklärung.es ist traurig wie oft die Botanik zu den wertvollen “Öllieferanten” vergessen wird.
Danke auch für eure podcasts, eine wahre Bereicherung ala Informationswuelle
Ganz lieben Dank für dieses Feedback!
Danke für die Informationen. Ich finde es so toll, dass du dein großes Wissen immer wieder mit uns teilst. Vielen Dank!
Danke für diesen Umstand, hier Feedback zu geben, ich weiß das zu schätzen. (auf FB und anderen Kraken-Medien ist es viel umumständlicher, ich weiß das ja aus eigener Erfahrung, wobei denen dort Tätigen auch jedes Herzchen wichtig ist, vor allem wenn sie von ihren Auftritten leben müssen)
Vielen Dank für deine wertvollen Beiträge.
Ganz lieben Dank zum Beitragen der besseren Auffindbarkeit meiner vielen Texte!
Hallo Eliane, ich meine Primavera hatte mal eine marokkanische Kamille, aber sie war nicht blau und roch anders als Blue Tansy. Den Hype hat glaube ich May Lindstrom mit ihrer Blue Cocoon Creme ausgelöst. Ich habe eine marokkanische Kamille (Oermensis multicaulis) (was immer das sein mag), riecht sehr kamillig, ist aber nicht blau.
Viele Grüße aus dem Norden
Birgit
Ja, liebe Birgit, ich erinnere mich auch an die Ormensis multicaulis alias Ormensis mixta von Primavera. Das Öl enthält keinerlei Azulen, darum ist es nicht blau. Ich hatte noch überlegt, diese auch im Artikel zu erwähnen, doch ich dachte dann, dass noch eine Pflanze den Rahmen sprengt (heutzutage ist die Aufmerksams-Spanne so kurz, wir sind alle so dermaßen geflutet von Infos – ich bin diesbezüglich keine Ausnahme). Jedenfalls danke für deinen Hinweis. Liebe Grüße in den “Norden”, du bist ja Breitengrad-technisch fast auf meiner Höhe (ich sitze auf der Höhe von Dortmund und Jena)
Liebe Eliane,
ich verfolge auch mit großer Begeisertung deinen Blog und auch den Podcast!
3x habe ich mich für das Hydrolateseminar in Wien angemeldet, leider ist nichts daraus geworden….vielleicht schaffe ich es ja einmal virtuell.
Meine Frage zu Hydrolaten: du hast letztens bei einem Kongress eine KOnservierungsmöglichkeit mit-hm-einer Wurzel?- erwähnt; worum handelt es sich genau, wo krieg ich das und wie wird die Substanz dosiert? Liebe Grüße aus dem sonnigen, blühenden Wien!
Liebe M. ja, live war nicht möglich und derzeit genieße ich die Zeit ohne lästige Flughäfen und Zugfahrten, es war in den letzten Jahren zu aufwändig geworden, meine halbwegs passende Flüge von beiden recht nahen Flughäfen hier im Südwesten Irlands waren schon kurz vor der Krisenzeit verschwunden.So musste ich immer nach Dublin und war für Entfernungen von weniger als drei Flugstunden meistens 14 Stunden und mehr unterwegs.
Wir bieten ja die Aufzeichnung des Hydrolate webSeminars an (90 Min.) https://www.shop-vivere.de/produkt/webseminar-hydrolate/, sowie den den 12-Stunden-Kurs mit ausführlicher Erklärung zum Destillieren https://e-learning.sela.info/catalog/info/id:162
In beiden, und auch in meinem Buch HYDROLATE https://www.aromapflege.com/Hydrolate-fuer-Aromapflege-und-Aromatherapie?aromaaff=ZCimdGBa2vrMhfet2ep0 erkläre ich diesen sanften Konservierungsstoff, der aus einer milchsauer vergorenen Rettichwurzel hergestellt wird (aus Kimchi=koreanisches “Sauerkraut”), er heißt Leucidal oder Leuconostoc. Man kann damit “etwas Zeit kaufen”, doch ewig werden Hydrolate damit auch nicht haltbar. Dosiert wird nach Heersteller-Angaben, zB hier https://www.alexmo-cosmetics.de/Leucidal-SF-MAX
Dann bist du ja nach deinem Umzug von Rhein-Main nach Irland, dem Breitengrad fast treu geblieben. :-))))
Stimmt! Bin nur etwas nach Norden gerutscht!!! Glengarriff: 51° 45′ N – – – Wiesbaden: 50° 07′ Und witzigerweise stammt meine Mutter von fast exakt dem gleichen Breitengrad nur östlich (Nieder-Lausitz 51° 64′ N – 10 km von einem der Schlösser von First Pückler, der 1828 hier in unserem Kaff auf Brautschau war!!!)
Jetzt, wo ich weiß, wie einfach es ist, Kommentare zu hinterlassen … ich hätte da noch eine ganz andere Frage: ich habe vor ein paar Tagen eurem online-Seminar “PMS und Wechseljahre” gelauscht. Ich habe schon länger diese tollen fetten Öle (Nachtkerze, Borretsch, Granatapfel! …), trau mich aber kaum, die Flaschen zu öffnen, denn so schnell, wie die oxidieren, krieg ich die nicht leer. Frage: wenn ich die mit Jojobaöl stabilisiere (z.B. 50:50), kann ich die dann immer noch zur Schleimhautpflege benutzen?
Sorry, kann erst jetzt antworten, der Admin-Bereich dieser Seite war bockig, mein Webmaster musste das erstmal wieder richten. Ich bin keine Chemikerin, ich gehe jedoch davon aus, dass empfindliche Öle tatsächlich durch Zugabe von Jojobawachs/Öl stabilisiert werden können. Zusätzlich zu kühler und dunkler Lagerung und gleichmäßigen Temperaturen.
Liebe Eliane,
endlich in Ruhe Deinen Artikel zu diesem Öl gelesen. Ich hatte neulich eine Mail, in der es um dieses Öl ging (in Bezug auf Hunde) und hatte überhaupt keinen Schimmer. Nun bin ich um so dankbarer für Deine Aufklärung (und für meine Antwort, dass ich echt keine Ahnung hätte und das Öl aus diesem Grund auch nicht verwenden würde).
Deine Infos sind so kostbar und es ist in der heutigen Zeit sehr bemerkenswert und noch sehr viel seltener dass Dein geballtes Wissen für uns Interessierte immer noch kostenlos ist.
Danke, danke, danke
Knuddel
Anna
Danke für dein immer so wohlwollend-liebevolles Feedback. Ja, heute muss man mehr denn je aufklären (klar, auch kostenlos), da so unfassbar viel Unsinn verbreitet (und geglaubt) wird, das macht auch vor unseren Ölen keinen Halt. Leider kann es dadurch auch mal gefährlich und gesundheitsgefährdend werden.
Danke für die wundervollen Beiträge z.B. bei Migräne.
Anke für dieses Feedback, jeder Kommentar verhilft mir zu mehr Sichtbarkeit!
Liebe Eliane,
soooo viele interessante, spannende und aufklärende Beiträge. Habe schon viele gelesen, finde aber immer neue. Danke! Danke auch für den Podcast mit Sabrine, Ihre/Eure tollen Bücher und Webinare und……die Duftromane. Habe mir kürzlich 6 Stück bestellt und schon 3 gelesen. Dazu schnuppere ich manchmal an dem einen oder anderen Duft, der darin eine Rolle spielt…..Herrlich!
Duftige Grüße von Wanda