Nun ist die Halbzeit bereits rum… Zu diesem kleinen Höhepunkt der Adventszeit gibt es ein kostbares Hydrolat einer einheimischen Pflanze. Oft ist es sogar eher preiswert zu kaufen, doch in der Wirkung und Vielseitigkeit steht es der Königin der Blumen in nichts nach. Ich war bereits öfters mit meinen Ausbildungskurse-TeilnehmerInnen zur Melissendestillation im Rottal, jeder bekam eine Flasche (ggfs. sogar eine leere Sprudelflasche) mit nach Hause. Eine der Krankenschwestern hatte gute Beziehungen in “ihr” Labor und ihrem Duftwasser wurde auch nach einem guten Jahr die Abwesenheit von unguten Keimen attestiert. Die Pflanze wächst zwar wie Unkraut, wenn sie sich wohl fühlt, jedoch ist die Gewinnung des Öles nicht so ganz ohne. Mit altmodischen Destillen musste man direkt aufs Feld fahren, um so schnell wie es geht nach der Ernte zu destillieren. Die hochmoderne Destille der Rottaler ist da etwas gnädiger. Als ich in grauer Vorzeit die britische Aromatherapie erlernte, hieß es noch, dass es kein natürliches Melissenöl gäbe, alles unter diesem Namen sei citronellaartiges, verschnittenes Zeugs.

  • Melissa officinalis L.

Herstellung: Destillation des frisch geschnittenen Krauts, zweimal jährlich, ergibt unterschiedliche Chemotypen

pH-Wert: 4,8-5; recht lange haltbar, zwei Jahre und bei guter Qualität und Lagerung länger*

Geruch/Geschmack: mein meist eingenommenes Hydrolat, leicht bitter, jedoch eindeutig nach Melisse, zart zitronig, minimale honigartige Note im Hintergrund

Inhaltsstoffe im lipophilen Anteil: 75% Aldehyde (nur teilweise Monoterpenale) und/oder Dimethylsulphid, bis 10% Ketone, 5 % Linalool (Shirley & Len Price 2004)

Körperliche Wirkung und äußerliche Anwendung: unschlagbar bei Entzündungen, innerlich und äußerlich, bei ‘nervöser’Haut, bei wundem Babypopo (pur aufsprühen und gut antrocknen lassen vor dem Verschließen der Windel), zum Gurgeln bei beginnenden Halsschmerzen, bei trockener, entzündeter Nasenscheimhaut, bei Insektenstichen, besser als viele ätherische Öle bei Lippenherpesbläschen (wenn bei den ersten Symptomen stündlich aufgetragen); eigentlich für und gegen alles – immer einen Versuch wert

Seelische Wirkung und Einnahme: bei Anspannung und Überforderung, zu viele Gedanken im Kopf – dadurch Schlafstörungen; bei allen Störungen des weiblichen Zyklus, am besten kurmäßige Einnahme (1-2 Esslöffel auf 1 L Wasser über den Tag verteilt trinken, für 3 bis 6 Wochen), auch bei psychosomatisch begründeten Herzrhythmusstörungen (vorher ärztlich abklären lassen!); bei Schwangerschaftsübelkeit (1 Teel. auf 1 Glas Wasser trinken); für “hysterische” und eingeschüchterte/traumatisierte Tiere

12. Merksatz zu Hydrolaten: Auch Hydrolate haben ihren Preis. Ganz grob beträgt dieser 10 Euro/Franken pro 100 ml. Manche Hydrolate gehen bis 7 oder selten 5 Euro pro 100 ml, doch ob bei niedrigeren Preisen eine mikrobiell einwandfreie Qualität gewährleistet werden kann, wage ich zu bezweifeln. Vielleicht handelt es sich bei den ganz billigen Varianten auch um Wasser + ätherisches Öl… (wer weiß mehr?) Rosenhydrolat und Bio-Hydrolate können auch leicht über 10 Euro liegen. Immer drauf achten bei Preisvergleichen, es gibt kleine und große Flaschen! Wenn es geht, auf Flaschen mit Sprühaufsatz bestehen (manchmal gegen kleinen Aufpreis erhältlich). In der Bahnhof-Apotheke, die vor allem Schwangere und Babies mit duten Produkten versorgt, wird das Hydrolat unter sterilen Bedingungen in eher kleine Flaschen abgefüllt und es wird auch nur eine geringe Haltbarkeit auf’s Etikett gedruckt (8 Wochen), sicher ist sicher.  * nach Suzanne Catty 

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