Heute mal eine Ultra-Rarität aus den Blättern einer Pflanze, deren viele Namen verwirrend unterschiedlich verwendet werden. Der Grönländische (Sumpf)Porst, der ursprünglich im hohen Norden Kanadas heimisch ist, wächst auch in Deutschland, Österreich und Schweiz – anders als viele Ätherisch-Öl-Pflanzen ist er also ein ‘Kind der Kälte’. Inzwischen wird er botanisch den Rhododendren zugeordnet und wird als niedrig wachsende Begleitpflanze (50 cm bis 1,50m) für Moorbeete in Gartencentern verkauft. Gelegentlich findet man auch das ätherische Öl, das aus den Blättern destilliert wird, der Tee daraus ist als Labrador-Tee bekannt. Dieser wurde zwar traditionell gegen Borrelliose empfohlen, enthält jedoch giftige Substanzen, so dass zumindest von der Selbstmedikation abgeraten wird. Als Homöopathikum gehört Ledum palustre (manchmal als dieselbe Pflanze bezeichnet, manchmal als Unterart) als wichtiges Erste-Hilfe-Mittel bei Schnittwunden, Insektenstichen und auch Lippenherpes in die Hausapotheke. Meines Wissens nach gibt es das Hydrolat derzeit nur bei Oshadhi und bei Ronald Reike.

  • Ledum groenlandicum Oeder (Ericaceae, Erikagewächse)

Herstellung: Destillation der Zweige/Blätter

pH-Wert: 3,8-4; Haltbarkeit gut, circa zwei Jahre

Geruch/Geschmack: sehr speziell und ungewöhnlich bzw. gewöhnungsbedürftig, an Heu und sumpfig-moorige Erde erinnernd, bitter, zusammenziehend (Gruss an Sabine N.!!!)

Inhaltsstoffe im lipophilen Anteil: unbekannt

Körperliche Wirkung und äußerliche Anwendung: Suzanne Catty* ist der Meinung, dass dieses besondere Hydrolat das mächtigste von allen sei. Auch Lydia Bosson und Guenolée Dietz stufen es als wichtiges Heilmittel ein. Es ist ein ideales Mittel für die Frühjahreskur, denn es hilft die Leber zu entlasten und den gesamten Organismus zu ‘entgiften’, vor allem nach den Völlereien der aktuellen Festivitäten. Es wird vor allem innerlich verwendet. Man kann es jedoch bei geschwollenen Lymphknoten als Auflage einsetzen, vor allem wenn Kühlung gut tut.

Seelische Wirkung und Einnahme: Da es so stark wirkt, wird nur ein Esslöffel Ledum-Hydrolat auf ein bis anderthalb Liter Wasser empfohlen. Empfindliche Menschen sollten sogar mit weniger starten und dann die Verdünnung langsam steigern. Man macht eine circa dreiwöchige Kur. Es kann sogar ein Helfer bei bestimmten Neujahresvorsätzen sein, denn es unterstützt ein Loswerden von Zigaretten- und Alkohol-Missbrauch, am besten zusammen mit Schafgarbenhydrolat eingenommen (dazu auch Kudzu verwenden, darüber schreibe ich ein andermal). Ähnlich wie Schafgarbe wirkt Ledum kräftigend bei Erschöpfung und Burnout, nach schwierigen Situationen,  nach Operationen und Chemotherapien, es balanciert auch das vegetative Nervensystem aus und reguliert die körperlichen und seelischen Achterbahnen in den Jahren des Wechsels, vor allem wenn die ‘Entgiftungsfunktion’ der Monatsregel entfallen ist.

Suzanne Catty* empfiehlt, dieses starke Hydrolat vorsichtshalber nicht für Kinder unter 6 Jahren verwenden, auch nicht für schwangere Frauen bis zum 6. Monat, Epileptiker sollten sich allenfalls an eine sehr niedrige Dosierung heran tasten.

Eliane Zimmermann AiDA Aromatherapy13. Merksatz zu Hydrolaten: Hydrolate werden meistens mit Weingeist (Ethanol) konserviert, vor allem wenn sie von den Herstellerfirmen als Kosmetika deklariert werden (die wenigsten Hydrolate sind überzeugende Duftlampen- und Raumspray-Kandidaten und als Mittel mit medizinischen Indikationen dürfen sie nicht deklariert werden). Der Alkohol kann empfindliche Haut reizen, doch die maximal 15 Prozent, die normalerweise zugesetzt werden, werden von normaler Haut gut vertragen (herkömmliche Kosmetik enthält oft mehr).

Allerdings sind so konservierte Hydrolate nicht für empfindliche Schleimhautbereiche geeignet, das gilt vor allem für die ansonsten hervorragende Konjunktivitisbehandlung (Bindehautentzündung) mit Rosenhydrolat und für die Behandlung von feiner Baby- und Seniorenhaut. Alkoholkranke Menschen können solche Hydrolate auch nicht zum Gurgeln oder Einnehmen verwenden.

Als Kosmetikum deklariert, MUSS die Keimfreiheit von Hydrolaten garantiert sein. Farfalla konserviert ihr Rosenhydrolat mit einer natürlichen Rotalgenzubereitung (Asparagopsis armata), zudem verfügt die Firma über ein eigenes Labor, so dass ständige mikrobiologische Kontrollen durchgeführt werden können. Manche Firmen – eher die kleineren und unbekannteren – konservieren mit Kaliumsorbat, Sorbinsäure oder Benzoesäure, das sind Konservierungsstoffe aus der Lebensmittelbranche, sie werden auch Hustensäften o.ä. zugesetzt.  Auch ein geringer Zusatz von Salz kann konservierend und durchaus wohltuend für die Haut wirken.

Es gilt jedoch für alle Arten von Hydrolaten, insbesondere wenn sie nicht mit Sprühaufsatz ausgestattet sind: Regelmäßig einen sorgfältigen Blick in die Flasche werfen, wenn es so aussieht, wie auf dem Foto rechts, nicht mehr verwenden! Jenes hatte ich noch nicht lange im Gebrauch, aber jemand in einem meiner Kurse hatte während der Duft-Demonstration den Sprüher abgeschraubt und ist wohl irgendwie mit den Fingern an die Öffnung und auch ans Hydrolat gekommen. * nach Suzanne Catty 

Mehr zum Thema sowie 12 heraustrennbare Taschenkärtchen zu den wichtigsten Indikationen gibt es im Hydrolate-Buch von Eliane Zimmermann, hier (klick!) zu bestellen.