In englischsprachigen Ländern wird Aromatherapie (Aromapflege) eher individuell angepasst angewendet. Patienten und Patientinnen erhalten also eine Mischung aus ätherischen Ölen, die sowohl nach deren Befindlichkeit als auch nach deren Vorlieben zusammen gestellt wird. In Deutschland wird dieser achtsame und bewusste Umgang mit Menschen, die von seelischen oder körperlichen Problemen geplagt werden, immer mehr erschwert.

Im öffentlichen Bereich ist es Pflegenden inzwischen fast nicht mehr möglich, individuell an die Situation und den Menschen angepasst zu arbeiten. Es ist eine tragische Entwicklung, die auch in anderen Gebieten der wirtschaftlichen Entwicklung stattfindet. Vorschriften, vermeintlicher Schutz vor angeblichen Gefahren und Konsumwahn lassen die Welt jedes Jahr ein Stückchen kälter und anonymer werden.*

Im privaten Bereich ist freilich noch vieles möglich, darum sollten Menschen darin geschult werden, sich selbst sowie kranke Angehörige und Freunde nach Herzenslust, jedoch korrekt, mit ätherischen Ölen zu pflegen, zu verwöhnen und zu heilen. Hospize und privat geführte Pflegeheime und Kliniken haben glücklicherweise dafür auch immer öfter ein “offenes Ohr”.

Die folgende randomisierte und kontrollierte Studie aus dem Iran kann einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der achtsamen und menschlichen Betreuung leisten. Freilich war die untersuchte Gruppe an Patientinnen klein und das Experiment wurde auch nicht doppelblind durchgeführt, was leider der goldene Schlüssel zur wissenschaftlichen Akzeptanz geworden ist. Doch wie will man mit einem nicht-riechenden Öl behandeln, wie soll also der Wohlfühlfaktor (oder auch Unwohlfaktor!) durch einen sorgsam ausgewählten vertrauten Riechimpuls sonst hergestellt werden!?!?

90 ältere Frauen mit akuten Symptomen von koronaren Defiziten (schlecht und gefährlich schwach arbeitende Herzkranzgefäße), dazu mit Ängsten und Depressionen wurden in zwei Gruppen geteilt. Die Hälfte erhielt Fußreflexzonen-Behandlungen mit Lavendelöl, die andere wurde routinemäßig nach den dortigen Standards behandelt (Fußreflexzonen-Behandlungen gehören im englischsprachigen Bereich oft zum Aromatherapie- Ausbildungs- und Behandlungsrepertoire).

Vor und nach den Interventionen wurden die Werte für Ängste und Depression mit Hilfe einer standardisierten Skala ermittelt (Hospital’s Anxiety and Depression Scale). Es wurden signifikante Unterschiede bei den Angst- und Depressionswerten der Teilnehmerinnen in beiden Gruppen festgestellt. Die Analysen der physiologischen Parameter zeigten eine statistisch signifikante Reduktion (P < 0,05) des systolischen und diastolischen Blutdrucks, des durchschnittlichen arteriellen Druckes und der Herzschlag-Frequenz. Bei der Atmungsfrequenz waren keine Unterschiede zwischen beiden Gruppen feststellbar.

Die Autoren folgern daraus, dass Aromatherapie-Griffe- und Streichungen, die von Krankenpflegenden durchgeführt werden, psychologische und physiologische Symptome bei älteren Herzpatientinnen lindern können. [Bahrami T, Rejeh N, Heravi-Karimooi M, Vaismoradi M, Tadrisi SD, Sieloff C. Effect of aromatherapy massage on anxiety, depression, and physiologic parameters in older patients with the acute coronary syndrome: A randomized clinical trial. Int J Nurs Pract. 2017 Oct 25]

Eliane Zimmermann Schule für Aromatherapie* Mein neues Buch Aromapflege für Sie – es hat inzwischen sogar den weiten Weg zu mir gefunden – soll helfen, bei diesem fatalen Trend etwas Widerstand leisten zu können. Denn ich bekomme seit bald zwei Jahrzehnten regelmäßig unzählige Anfragen zum Thema “wie kann ich einem Freund oder einer Angehörigen helfen, die an xy leidet (einsetzen: Strahlenschutz bei Krebs, Parkinson, Epilepsie, Alzheimer und gerne noch ganz andere Wortmonster)? Das handliche Taschenbuch ist sozusagen die Fortsetzung von “Aromatherapie für Sie”, in dem es um eher harmlose Wehwehchen und die alltägliche Hausapotheke geht. Wer also nicht tatenlos zuschauen möchte, dass liebe Freunde oder Familienangehörige leiden und wenn die Schulmedizin an ihre Grenzen stößt, kann auf meinen Seiten sicherlich Ideen und zahlreiche Rezepte zur Linderung und Erleichterung finden.

Die ätherischen Öle sind nicht nach dem Alphabet, sondern nach Geruchsnoten bzw. Wirkungsgruppen sortiert, so kann man je nach eigener Ausstattung an ätherischen Ölen einen oder zwei Düfte aus der infrage kommenden Gruppe verwenden (oder kaufen). So können insbesondere AnfängerInnen leichter die Duftrichtung erkennen (zitronig, nadelig, blumig, balsamisch etc). Die Pflanzen wurden liebevoll von der talentierten Kräuter-Fotografin Anke Schütz fotografiert (inklusive von Manuka- und dem Zitronenteebaum-Zweigen aus meinem irischen Garten!). Am Schluss des Buches befindet sich eine Tabelle mit den bekanntesten Anbietern von hochwertigen Aromapflege-Fertigprodukten von deutschsprachigen Anbietern (inklusive Süd-Tirol!!!), falls jemand sich noch nicht so recht traut, selber zu mischen.

Aromapraktikerin Tina Krupalija schreibt zum Buch so nett: “Liebe Eliane, ich möchte dir ein kurzes Feedback aus Vorarlberg senden – herzliche Gratulation zu deinem – wieder mal sehr gelungen – Buch! ? Sehr gerne nehmen wir es natürlich auch bei feeling mit ins Sortiment auf, zumal wir uns auch sehr darüber gefreut haben, das eine oder andere Flascherl auf den Bildern zu sehen. ?

Ich denke, du erreichst damit sehr viele Menschen, die einen Einstieg in die natürliche, häusliche Pflege finden wollen. Da man uns in letzter Zeit seitens der Behörden ziemlich auf die Füße tritt bzgl. krankheitsbezogener Aussagen (Lavendel darf nicht entzündungshemmend wirken und wehe er hilft gegen Schmerzen ? ) bin ich sehr froh, dass ich nun eine Antwort auf alle diese Fragen zu kleinen Wehwehchen habe – schaut euch das Buch von Eliane an, hier findet ihr viele hilfreiche Tipps aus dem Pflegealltag ? Vielen Dank für deinen Einsatz, dein Engagement und deinen Ehrgeiz, die Kraft der ätherischen Öle gekannt zu machen ?”

[[Über ein paar kleine Rezensionen auf Amazon würde ich mich auch freuen! Rezensionen für Bücher von unabhängigen AutorInnen sind heutzutage leider wichtiger denn je, insbesondere weil sich inzwischen auf den ersten beiden Seiten des Bücher-Riesen sage und schreibe viele (derzeit 10) Bücher tummeln, die firmengelenkt und preiswert den Verkauf von ganz bestimmten überteuerten Nicht-Bio-ätherischen-Ölen mit selbst ernannten Qualitätssiegeln ankurbeln und teilweise haarsträubende Rezepturen für Kinder, Tiere und sonstige sensible Patientengruppen propagieren. Auch unzählige sachliche Fehler zeigen, dass keine wirklich an naturheilkundlich interessierte Personen am Werk sind – eher herrscht die Denkweise “viel hilft viel, ist ja nur Natur”. Auch Kenntnisse zu den Duftpflanzen sowie Formulierungen lassen zu wünschen übrig

  • “Myrrhe: das Aroma ist mit mystisch vergleichbar, aber sehr angenehm”
  • “Veilchenöl: 5 Tonnen Blütenblätter sind zur Herstellung nötig” (es gibt auf dem Markt für Laien nur Veilchenblätter-Absolues)
  • “das ätherische Vanilleöl…” (man kann Vanille nicht als ätherisches Öl destillieren)
  • “Inhalation: 2-10 Tropfen” (ab 3 Tropfen kann es brenzlig für die Schleimhäute werden, das wären je nach Heilpflanze eine bis mehrere Schubkarren voller Pflanzenmaterial für eine einzige Inhalation)
  • “Nelke: hat eine ausgezeichnete septische Wirkung” (es wäre tragisch, wenn ein ätherisches Öl septisch, also infizierend, wirken würde!)
  • “Teebaum- und Majoranöl enthalten über 30 Prozent Phenole” (das wäre schade, dann könnten wir beide milden Öle nicht für Kleinkinder einsetzen).

Einige dieser konsum-orientierten Werke erkennt man übrigens an ungewöhnlich vielen, dazu sehr, sehr ähnlich klingenden, undifferenzierten, allgemein gehaltenen und völlig unkritischen überschwänglichen Lobeshymnen. Die preise dieser Bücher bewegen sich allesamt im eher sehr preiswerten Bereich, manche wären für einen “normalen” Verlag nicht für sieben oder acht Euro herstellbar. Empfehlungen für seriöse, seit langem etablierte Ätherische-Bio-Öle-Anbieter aus dem deutschsprachigen Raum fehlen freilich gänzlich. Honi soit qui mal y pense!]]