Während der vergangenen 10 Tage hatten wir es mit dramatischen Ereignissen, Ängsten, Intensivstation und viel Stress zu tun. Welche Öle standen helfend an unserer Seite? Wie schon bei entsprechenden Anfragen von Hilfe suchenden Angehörigen vorgeschlagen und auch in meinem neuesten Buch über die Pflege von Angehörigen Aromapflege für Sie für genau diese Fälle empfohlen, rate ich zu Lavendelöl, kombiniert mit dem fruchtig nach Apfel duftende ätherische Öl der römischen Kamille und eventuell etwas Mandarinenöl. Diese werden ein- bis zweiprozentig in Jojobaöl verdünnt und mit Hilfe von einem Roll-on so oft es nötig ist, dort aufgetragen, wo es gut tut. In meinem Fall ist das unter das Nase, auf den Handgelenken und auf den Unterarmen. Vor dem Schlafengehen empfehle ich diesen Mix auch für die Fußsohlen, ich selbst gebe noch eine Hauch Vetiveröl dazu, das ist der “Holzhammer” unter den Naturdüften. Denn nichts ist schlimmer als hilflos zusehen zu müssen, wie eine liebe Person leidet oder gar um ihr Leben kämpft. Denn als “nervöses Huhn” ist niemandem geholfen, so kann mit effektiver Selbsthilfe wenigstens etwas Ruhe und Zuversicht ausgestrahlt werden.

Ich selbst war wegen einer Augenoperation kürzlich für nur einen Tag im Krankenhaus. Ich trat gut duftend vorbereitet an, gegen meine Nervosität hatte ich auch die obige Mischung dabei und schnüffelte während der Wartezeit zusätzlich an verdünntem Neroliöl. Sofort nach dem Eingriff schnüffelte ich wieder an meinen geliebten Naturdüften. Ich empfehle also vor jedem, auch vor wenig dramatischen Krankenhausbesuchen, unbedingt ätherische Öle anzuwenden, denn diese Signale aus der Pflanzenwelt stören das Quorum sensing von vielen Bakterien, so dass diese weniger koordiniert und somit weniger angriffslustig auftreten. Diese Maßnahme kann vor Infektionen mit resistenten Krankenhauskeimen schützen und somit im besten Fall sogar Leben retten. In der 6. Neuauflage meines Fachbuches Aromatherapie für Heil- und Pflegeberufe habe ich dieses Phänomen beschrieben, etliche ätherische Öle sind bereits auf ihre Effektivität gegen das Quorum sensing unterschiedlicher Mikroorganismen untersucht worden. Oft handelt es sich um Öle, die in Aromatogrammen nicht durch ihre keimtötende Wirkung auffallen. Beispielsweise sind dies:

  • Cardamomöl
  • der isolierte Inhaltsstoff Carvacrol wie in Thymianöl, Oreganoöl und Monardenöl
  • Zimtöl
  • der isolierte Inhaltsstoff Citral wie in Zitronenöl, Lemongrassöl, Zitronenmyrtenöl
  • Rosenöl
  • Ellagsäure in einigen Hydrolaten – und noch einige mehr

Die Anwendung erfolgt völlig individuell, so wie es den betreffenden Personen gut tut, Hauptsache diese für Bakterien höchst unangenehmen Pflanzendüfte umgeben die PatientIn. Das können  Einreibungen sein, Inhalierstifte* oder beduftete Kompressen/Wattepads auf dem Kopfkissen, Mini-Beduftungsgeräte auf dem Nachtisch, Raumsprays. Doch zurück zur Operation. Für eine kürzlich veröffentlichte randomisierte und kontrollierte Studie aus der Türkei wurden 80 Patienten vor einem chirurgischen Darmeingriff beobachtet. 40 von ihnen erhielten 5%ig verdünntes Lavandinöl (Lavandula x hybrida, leider keine genauere Angabe) 10 Minuten vor der Operation als Einreibung. Die 40 Personen der Kontrollgruppe durchliefen die üblichen Standard-Prozeduren. Das Ausmaß von Angst und Schlafproblemen wurde mit Hilfe von standardisierten Skalen erhoben (SAI Anxiety Inventory und RCSQ Richard-Campbell Sleep Questionnaire).

Eliane Zimmermann Schule für AromatherapieVor den Operationen wurden keine Unterschiede bei Ängsten und Schlafproblemen der PatientInnen fest gestellt. Nach den Eingriffen bestand jedoch ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen. Die TeilnehmerInnen der Lavandin-Massage-Gruppe zeigten ein niedrigeres Angstlevel und eine bessere Schlafqualität als die TeilnehmerInnen der Gruppe, die ohne ätherisches Öl in den OP-Saal gingen. [Ayik C, Özden D. The effects of preoperative aromatherapy massage on anxiety and sleep quality of colorectal surgery patients: A randomized controlled study. Complement Ther Med. 2018 Feb;36:93-99 ]

Erläuterung zu Lavandin: Die vier gängigen unterschiedlichen Lavandin-Öl haben Sabrina Herber und ich im Lavendelplakat dargestellt (Abbildung links): Bei deutschsprachigen Anbietern, die allerhöchste Qualitäten an Ölen anbieten, finden wir oft das Öl aus Lavandin x intermedia Super, dieses entspricht in der Zusammensetzung fast einer der beiden “Mutterpflanzen”, dem echten Lavendel (Lavandula angustifolia).

Billige für den Massenmarkt (auch für Waschmaschinen, Putzmittel, Sauna etc) gezüchtete Lavandinpflanzen und die ätherischen Öle daraus, müssen Masse produzieren, sie sind entsprechend preiswert und enthalten einen eher hohen Anteil an anregend wirksamem Campher (Bornan-2-on). Solche Öle sind dann keinesfalls für Kleinkinder und Babys geeignet, sie wirken je nach Zusammensetzung nicht wirklich schlaffördernd (jedoch gut wundheilend und auch sekretolytisch bei Verschleimung der Atemwege):

  • Lavandula × intermedia Abrial
  • Lavandula × intermedia Grosso
  • Lavandula × intermedia Reydovan

Wenn also der “sanfte Elternteil” überwiegt (wie bei Lavandula x intermedia Super), dann ist die Ausbeute gering, das Öl relativ teuer, jedoch therapeutisch recht wertvoll. Es enthält dann mehr beruhigend wirksame Inhaltsstoffe wie Linalylacetat.

*Inhalierstifte bzw. Riechstifte gibt es in schicker Glas-Metall-Kombination oder aus Kunststoff bei Feeling, FarfallaSabine Nachbauer, Florentia (nur Schweiz).

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