Ich bin immer wieder überrascht, wie beim Blog-Schreiben ein Thema zum nächsten führen kann bzw. dass ich durch meine Texte manchmal Fragen entstehen lasse. Zur Frage nach Veilchenmazerat sind die gleichen Regeln zu beachten wie bei vielen anderen Mazeraten; doch zunächst eine Begriffsklärung:

Mazerate sind fette Pflanzenöle, in denen Pflanzen eingelegt beziehungsweise „ausgezogen“ worden sind und die somit mit ihren fettlöslichen Wirkstoffen angereichert sind. Das ist insbesondere sinnvoll, wenn man relativ große Moleküle lösen möchte, welche bei der Wasser(dampf)destillation nicht in das ätherische Öl übergehen, da sie nicht flüchtig sind.

Diese Art der Extraktion kann grundsätzlich von Laien vorgenommen werden, vorausgesetzt es wird peinlich sauber und aufmerksam gearbeitet, so dass das Endprodukt lange hält und ein größtmögliches Wirkungsspektrum enthält.

Da sowohl das Auszugsmedium – das fette Pflanzenöl – als auch das auszuziehende Pflanzenmaterial nicht standardisiert sind, also je nach Ort des Wachstums und Wetterverhältnissen sehr unterschiedlich sein können, benötigt man etwas Fingerspitzengefühl. Drei Grundregeln sind zu beachten:

  1. Man nimmt soviel Pflanzenöl, so dass die auszuziehenden Pflanzenteile komplett bedeckt sind. Es darf nichts aus der Öloberfläche heraus schauen, da es sonst unter der Einwirkung des Sauerstoffs zu unerwünschten Fäulnis- und sogar Schimmelvorgängen kommen kann.
  2. Die Pflanzen müssen zwar frisch und sauber sein, jedoch möglichst trocken. Also wird nur bei trockenem Wetter geerntet und nicht zu früh im Morgen(tau). Wenn möglich, Erde, Steinchen und Schmutz nur durch Schütteln, Abbürsten oder Abpinseln entfernen. Muss gewaschen werden, auf sorgfältiges Trocknen achten.
  3. Der Ansatz muss mindestens einmal täglich bewegt werden, so dass sich Pflanzen und Öl neu durchmischen.

Eliane Zimmermann AiDA Aromatherapy

Manche Pflanzen können nach einer gewissen Trocknungszeit eingelegt werden, manche sollten so frisch wie möglich sein. Manche Pflanzen(teile) sollten zerkleinert werden, manche kann man ganz direkt frisch vom Feld/Garten nehmen. Nach der Mazerationszeit von zwischen zwei und sechs Wochen werden die festen Bestandteile abgefiltert, beispielsweise durch ein feines Gazetuch, eine Babywindel aus Stoff oder ein Stück breiter Mullbinde.

Traditionell entstehen diese Auszüge mit Hilfe von starkem sommerlichem Sonnenlicht, dieses kann jedoch das Öl unnötig schnell angreifen, so dass das Mazerat nicht lange hält. Darum nimmt man grundsätzlich stabile Pflanzenöle wie Olivenöl oder Kokosfett, da beide keinen nennenswerten Anteil an oxidationsanfälligen mehrfachen Doppelbindungen in ihren Fettsäuren aufweisen, also weitestgehend aus einfach ungesättigter Ölsäure (Olivenöl) oder Laurinsäure (Kokosfett) bestehen. Der Nachteil ist, dass beide, wenn sie eine hochwertige Qualität aufweisen, jeweils eine starken Eigenduft besitzen.

Natives Sonnenblumenöl ist recht unstabil, Canolaöl (Raps) gehört je nach Qualität auch zu den nicht so ganz stabilen Ölen, Sesamöl enthält zwar genügend mehrfach ungesättigte Fettsäuren, enthält jedoch gleichzeitig etliche selbst erhaltende Antioxidanzien.

Neuerdings wird empfohlen, Mazerate ohne Sonnenlicht auszuziehen, also im Dunkeln. Manche können auch durch einige Stunden währendes schonendes Köcheln hergestellt werden.
Ein wundervolles Buch zum Thema, das mich seit über 20 Jahren inspiriert, ist “Medizin der Erde” von Susanne Fischer-Rizzi. Sie hat es liebevoll zusammengestellt, bevor sie zur Pionierin der Aromatherapie wurde, es ist also inzwischen ein Klassiker.

Im nächsten Beitrag stelle ich einige Rezeptideen für sehr einfach herzustellende Mazerate vor.