Der marokkanische Pharmazeut Professor Adnane Remmal gewann dieser Tage (15. Juni 2017) den European Inventor Award 2017, ihm wurden nach seiner Nominierung mehr als 119 000 Online-Stimmen gegeben. Die Verleihungs-Zeremonie im Arsenale di Venezia wurde vom Präsidenten des Europäischen Patentamtes EPO Benoît Battistelli und Carlo Calenda, dem italienischen Minister für Wirtschaftliche Entwicklung eröffnet, circa 600 Gäste vieler Branchen aus Politik, Business, Geistiges Eigentum und Wissenschaft waren anwesend.
So neu ist seine Arbeit für Insider zwar nicht, doch er hat es geschafft, eine clevere Kombination aus (nicht mehr wirklich wirksamem) Antibiotika und Inhaltsstoffen aus ätherischen Ölen wie Carvacrol und und einem Inhaltsstoff aus dem Eukalyptus zu patentieren und zu vermarkten (vermutlich handelt es sich um 1,8-Cineol, da diese Leitsubstanz der Eukalyptusblätter schon seit Längerem als so genannter Penetrationsverstäker genutzt wird). Sein Patent EP1879655 (B1) lautet „Pharmaceutical composition comprising an anti-bacterial agent and an active ingredient selected from carveol, carvacrol, alpha-ionone, beta-ionone, and thymol“: es ist hier nachzulesen, ein kurzes englischsprachiges, hübsch anzuschauendes Video kann bei Youtube angeschaut werden.
Die neuartige pharmazeutische Arbeit des Forschers Adnane Remmal mit einem Wirkstoff aus dem Eukalyptus kann auch auf einer deutschsprachigen Version auf Youtube angeschaut werden. „Seine Innnovation bietet ein neues Werkzeug im Kampf gegen die wachsende Bedrohung durch antibiotika-resistente Mikroben“ sagte der Präsident des EPO. „Seine Arbeit zeigt, dass traditionelle Antibiotika und natürliche ätherische Öle zum Zweck der besseren Wirksamkeit kombiniert werden können. Durch seine Arbeit hilft Remmal auch, die pharmazeutische Entwicklung in seinem Heimatland Marokko vorwärts zu bringen.“ Es gibt auch einen deutschsprachigen Text des EPO.
Der engagierte Forscher selbst sagt: „Auch bevor ich ein Wissenschaftler wurde, war ich davon überzeugt, dass aromatische Pflanzen pharmazeutisch aktive Inhaltsstoffe enthalten“. Seit der Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts verwendete der Pharmakologe ätherische Öle von marokkanischen Pflanzen, um die antibakterielle Wirkung von Antibiotika zu verstärken. Bereits 2014 erhielt der an der Sidi Mohamed Ben Abdellah Universität in Fez arbeitende Forscher ein Europäisches Patent für sein Antibiotika-Verstärker-Mittel, dass sich derzeit in letzten Phase erforderlicher klinischer Experimente (an Menschen) befindet. Es wird erwartet, dass das Medikament Ende 2017 auf dem (marokkanischen) Markt erhältlich sein wird [ob sich die Pharma-Riesen in anderen Ländern sich dieses viel versprechende Geschäft weg nehmen lassen, sei noch dahin gestellt :-/ ].
Der Mix aus Antibiotika und natürlichen Duftstoffen wirkt wieder
Mit der Mischung aus Antibiotika und natürlichen Ätherische-Öle-Bestandteilen wird eine Behandlungsmöglichkeit geschaffen, die stärker ist als die Summe der einzelnen Bestandteile. „Dieser Mix ist auch etwas, dass die zähesten Mikroben der Welt bislang noch nicht gesehen haben – stark genug um multiresistente Keime los zu werden, welche derzeit für 700 000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich sind“ so die Pressemeldung des Europäischen Patentamtes. Das (oder auch mehrere neue) Mittel sollen recht preiswert werden, denn die natürlichen Inhaltsstoffe sind bekannt und gut verfügbar, sie sind auch bereits gut untersucht. (Quellen: englischsprachige Pressemeldung des EPO und französischsprachiger Beitrag in Capital), danke Anne-Laure für den Hinweis auf dieses wichtige Thema!).

Apothekerin Dorothea Hamm über Resistenzen und über Hilfen nach Erstellung eines Aromatogramms (zur Podcast-Folge 92: auf das Bild klicken)
Ganz neu ist das Thema – wie erwähnt – nicht, die damals 17-jährige Schülerin Ute Runkel (heute Ute Stumpf) hatte diese Synergie bereits 2002 systematisch erforscht – zusammen mit Apothekerin Dorle Hamm aus Karlsruhe im Rahmen einer ‚Jugend forscht‘-Arbeit. Infos zu Ute Runkels bemerkenswertem Werk gibt es in dieser PDF-Datei. Ihre Arbeit ist hier auf dieser (illegal-räuberisch tätigen) Plattform zu finden {leider stehlen diese Internet-Piraten weltweit Inhalte, auch viele meiner Arbeiten befinden sich dort und man kann nichts dagegen unternehmen, es sei denn man hat viel Geld, Zeit und Nerven}.
Ich erläuterte das Thema der synergistischen Zusammenarbeit von ätherischem Öl und Antibiotikum bzw nicht-antibiotischen Inhaltsstoffen von ätherischen Ölen bereits in diesem Blogbeitrag. Beide Substanzen bilden eine hervorragende Synergie, Professor Adnane Remmal betont, dass Antibiotika wie ein Schlüssel wirken. „Sie machen die Tür vom Schloss auf. Wenn der Schlüssel nach einer Genmutation nicht mehr zum Schloss passt, wirken Antibiotika nicht mehr, der Keim ist resistent gegen das Gift. Ätherische Öle sind dagegen keine Schlüssel, die die Zellen aufmachen, sondern große Hammer, die die Türe kaputt machen.“
Wirklich prima, dass dieses Thema ein wenig mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit tritt, denn wir alle könnten irgendwann an einer lebensbedrohlichen Infektion leiden, und dieses Wissen dringend benötigen. Ein ausführlicher Artikel über Hintergründe und Lösungen bei Bakterien-Resistenzen ist in einem meiner neueren Blog-Artikel nachzulesen.
Ich empfehle darum seit Jahren, im Fall einer (drohenden) schweren bakteriellen Infektion, ätherische Öle zusammen mit einer antibiotischen Behandlung einzusetzen und auch bereits VOR dem Gang ins Krankenhaus anzuwenden, idealerweise als Einreibung eine Woche vorher und als Riechstift oder duftende Kompresse auf dem Kopfkissen oder direkt am Bett (um die Bettnachbarn nicht zu belästigen, sonst freilich auch als Raumspray). Perfekt wäre es, mit diese Maßnahme mit der rechtzeitigen Einnahme von inzwischen erhältlichen Oreganokapseln, zu ergänzen. Sie sind von Fairvital, dem belgischen Anbieter Pranarom und der britischen Nahrungsergänzungsmittel-Firma Higher Nature erhältlich, sie gehören definitiv zu den Mitteln, die ich für den Fall der Fälle immer im Haus habe. Foto A. Remmal: EPO
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Liebe Eliane. DANKE für diesen erneuten spannenden Hinweis zur Forschung, deiner guten Darstellung im Blog – inkl. Video Hinweis (echt sehenswert!).
ich habe mir – wieder – erlaubt, in meinem eigenen Blog auf deinen hinzuweisen. Hoffe es ist in deinem Sinne (wir hatten ja beim letzten Mal über diese Möglichkeit gemailt und du warst damit einverstanden; wenn nicht bitte mir sagen 🙂 ).
http://www.art-parfum.eu/forschung
DANKE nochmals und herzliche Grüße an dich und alle hier im Board aus dem Allgäu
Beate
na klar doch, danke! mein blog wird ohnehin nicht gut gefunden, das soll bald von profis verbessert werden.
Hallo Eliane,
habe seit einiger Zeit Ihren immer sehr informativen Newsletter aboniert, vielen Dank für die vielen guten Informationen, hier zeigt sich die lange Erfahrung und die guten Kontakte!
Super Beitrag zum Thema der resistenten Keime, bleibt abzuwarten wann endlich auch Betroffene davon profitieren. Meine Frau hat als Krankenschwester regelmäßig damit zu tun.
Im Patent habe ich allerdings keine Hinweis auf 1,8 Cinoel gefunden, habe ich was übersehen?
Viele Grüße
Holger
Hallo Holger, ich beziehe diese Info nicht aus dem Patentschreiben, sondern aus dem recht aktuellen Film, den ich verlinkt hatte, hier ist die deutsche Version: https://www.youtube.com/watch?v=2cklSwWnjTM
Vielen Dank Eliane, aber in dem Video wird nur von einer Substanz aus Eukalyptusbäumen gesprochen. Vermuten würde ich auch, dass es sich um 1,8 Cineol handelt, was ja immerhin in Konzentrationen von über 80% vorhanden ist. Leider habe ich aber auch nach längerer Suche im Internet dafür keine konkrete Bestätigung gefunden. Haben Sie eventuell noch eine andere Quelle als das Video?
Hallo Holger, Sie sind aber hartnäckig! Geht es Ihnen um die Sache oder wollen Sie Aufmerksamkeit für Ihre Regentropfen erreichen? Da hier auch ein paar nette und unterstützende Ärzte und Pharma-Forscher mitlesen, werden ich auf Ihre nette Anregung den Satz abändern, und auch „eine Substanz“ aus dem Eukalyptus schreiben, denn 1,8-Cineol ist zwar als Penetrationsverstärker für manche Medikamente bereits bekannt (stand sogar mal auf dem Beipackzettel von Soledum), doch man/ich darf einfach nicht annehmen, dass der marokkanische Forscher diesen Inhaltsstoff meint (mir ist klar, dass er ihn nicht nennen mag, sonst sind die Nachahmer noch schneller auf dem Parkett).
Hallo Eliane,
zu den Arbeiten von Herrn Remmal möchte ich die Arbeien von Fr.Ute Runkel erwähnen (die Sie in Ihrem Blog mehrmals erwähnt und anerkannt hatten). Da kann man wirklich sagen über Prpf. REMMAL „so neu ist seine Arbeit für Insider zwar nicht“. Eigentlich scheint diese Arbeit gar nicht neu zu sein, wenn man die preisgekrönte Arbeit von Fr. Runkel liest. Prof Remmel hätte kein Patent bekommen sollen und kein „European Paten Award“ für eine Arbeit, die gar nicht neu ist. Neuheit ist eine Voraussetzung für das Erteilen eines (gültigen) Patentes.
Viele Grüße
Hallo Eliane,
zu den Arbeiten von Herrn Remmal möchte ich die Arbeien von Fr.Ute Runkel erwähnen (die Sie in Ihrem Blog mehrmals erwähnt und anerkannt hatten). Da kann man wirklich sagen über Prof. REMMAL „so neu ist seine Arbeit für Insider zwar nicht“. Eigentlich scheint diese Arbeit gar nicht neu zu sein, wenn man die preisgekrönte Arbeit von Fr. Runkel liest. Prof Remmel hätte kein Patent bekommen sollen und kein „European Paten Award“ für eine Arbeit, die gar nicht neu ist. Neuheit ist eine Voraussetzung für das Erteilen eines (gültigen) Patentes.
Viele Grüße
PS: Ich habe gerade gesehen, dass eine ältere Fassung des Artikels in der Tat Ute Runkek erwähnt. Warum nicht mehr?
Das stimmt, aber Wissenschaft funktioniert leider anders… 🙁 Ute Runkel wurde der Preis ja aberkannt, weil sie zu Beginn ihrer Arbeit noch gerade 17 Jahre jung war, unter 18 ist es nicht erlaubt, mit infektiösem Material zu arbeiten… die Dame, die dafür gesorgt hat, dass Ute leer ausgeht, war übrigens von einer renommierten Pharma-Firma, seufzzz. – Seit einiger Zeit funktioniert der Link zum „Lager“, wo man Utes Arbeit kostenlos runterladen konnte, leider nicht mehr. Damit ich nicht dauernd Fragen dazu bekomme, habe ich ihn weg genommen, ich werde aber herausfinden, ob die Arbeit noch irgendwo zu haben ist (ich habe sie, kann sie aber nicht einfach verteilen)
Danke Eliane für Ihre schnelle Antwort!
Zuerst hier ein Link, mit dem man Utes Arbeit herunterladen kann:
https://sfb81c41d8aefa36f.jimcontent.com/download/version/1557927111/module/7750060864/name/Keimsanierung%20mit%20aetherischen%20Oelen.pdf
Das tut mir wirklich sehr Leid, dass ihr den Preis aberkannt wurde. Ich würde gerne etwas mehr darüber wissen, aber die Kommentare sind nicht dafür da. Eine PN, vielleicht?
Zu den Arbeiten von Prof. Remmal bin ich dahingegen sehr skeptisch. Prof Remmal hat viele Publikationen über EÖ, aber ich konnte nichts über Synergie zwischen E.Ö und Antibiotika finden. Zudem hätte er zu dem Thema kein Patent bekommen sollen, da die „Ansprüche “ weder „neu“ noch „erfinderisch“ (das sind die Voraussetzungen der Patentbarkeit) sind. Ich habe in meiner Schublade ein Paar Veröffentlichungen, die deutlich zeigen, dass 2000 oder sogar 1990 diese Synergie bekannt war. Viele Grüße !
[…] Quelle: https://aromapraxis.de/2017/06/20/die-rolle-von-aetherischen-oelen-bei-resistenten-bakterien/ […]