Dieses Foto nahm ich vor genau einem Monat bei einem Nachbarn auf: Die bezaubernden Blüten haben so geleuchtet, dass ich sie beim Vorbeifahren entdeckte und anhalten musste. Ja, hier in Südwest-Irland ist der Frühling bereits sehr weit fortgeschritten, ich hoffe nur, dass nicht wieder – wie letztes Jahr – ein abnormaler Frost anrollt. Noch erfreut uns der Golfstrom mit Kaulquappen Ende Dezember und Kamelienblüten-Pracht in den ersten zwei Januar-Wochen. Bei diesem Foto handelt sich um die “Mimose” namens Acacia baileyana (Cootamundra-Akazie), dieser bis zu 8 Meter hohe Baum ist hier in Südwest-Irland winterhart (leider nicht sehr sturmfest, was so nah am Atlantik nicht so günstig ist, auf diese Weise verlor ich vor etlichen Jahren mein eigenes Bäumchen). Das wundervoll duftende, extrem klebrige Absolue wird allerdings aus einer nahen Verwandten namens Acacia dealbata gewonnen. Ihr wissenschaftlicher Name kommt von acanthus, lat. = Dorn, Stachel und akazo, gr. = schärfen (viele Akazien sind sehr dornig); dealbatus, lat. = abgeweißt, weiß bestäubt (die Blättchen können von einem feinen hellgrauen Flaum überzogen sein).

Die schnell wachsenden Bäume sind mit Erbsen, Bohnen und Gartenwicken verwandt (Familie der Fabaceae), jedoch frostempfindlich, ansonsten wunderbar vital und sehr schnittfreundlich. Der Duft wird mit Lösungsmitteln (Hexan) extrahiert und wird dann zu einer mehr oder weniger zähen Paste, die anschließend mit Alkohol verdünnt werden muss, damit sich der traumhafte Duft gut entfalten kann. Das Absolue enthält ein Palmitinsäure-Aldehyd, dazu Anisaldehyd, Acetophenon und Methylacetophenon sowie einen besonderen Stoff, auf den ich weiter unten zurück komme. Also eher ungewöhnliche Verbindungen. Dieses Absolue wirkt stark auf die Psyche und gehört zu den absoluten Wohlfühl- und Stimmungsaufhellerdüften. Insbesondere für Menschen die eher ‚dünnhäutig‘ sind, die nicht mit Kritik umgehen können und die zart besaitet sind, fühlen sich zu diesem pudrig-einhüllenden Duft hingezogen. Der Duft ist auch aus Acacia decurrens erhältlich, und es gibt den ähnlichen Akazien-Duft aus Acacia farnesiana bei Maienfelser. Bei Farfalla gibt es eine 15-prozentige Verdünnung in Ethanol (Trinkalkohol), die man noch weiter verdünnen kann und wundervoll als Parfüm verwenden kann, unverdünnt riecht das Absolue für viele Nasen eher unangenehm. Wer sich diesen Frühjahresgruß als (fast) Naturparfüm gönnen möchte, kann sich den traumhaften Duft von Florascent Mimosa gönnen.

Ein pudrig-umschmeichelndes Körperöl mit extremem Wohlfühl-Stimmungsaufhell-Faktor ist schnell gemischt:

Eliane Zimmermann Schule für AromatherapieEnde Februar finden an der Cote d’Azur und in der Provence Mimosen-Festivals statt, was muss dort ein Duft in der Luft wabern!!! Auch bei deutschen Faschingsumzügen werden bisweilen Mimosensträußchen geworfen. Nun jedoch zur korrigierenden Nachricht: Es handelt sich bei diesen leuchtend gelben Blüten nicht um Mimosen. Die echte Mimose (Mimosa pudica) ist eine rankende Pflanze, die mich in meiner Kindheit in Brasilien stets amüsiert hat, da sie bei jeder Berührung ihre zarten Blättchen zuklappt. Ihre Blüten sind zwar auch puschelig-rund, jedoch duften sie nicht und ihre Farbe ist rosa (Foto links). Sie wächst dort buchstäblich wie ein “Unkraut”, einfach so am Wegesrand. Daneben gibt es noch circa 70 weitere echte Mimosenarten, diese sind allesamt in den Tropen oder Subtropen zu Hause.

Unser Mimosen-Absolue besteht zu gut 50 Prozent aus einem sehr spannenden Molekül, das auch aus Lebensmitteln bekannt ist: 52 % Lupeol (auch Lupenol und Fagarsterol genannt, ein Triterpenalkohol). In einer US-amerikanischen In vitro- und In vivo-Studie konnte gezeigt werden, dass der Hauptinhaltsstoff des Mimosenabsolues Lupeol (auch enthalten in Lebensmitteln wie Erdbeeren, Kohl, Mangos, Oliven, Paprika) eine signifikante Wirkung auf die Entstehungsprozesse von Prostatatumoren besitzt. Die Autoren gehen von einer guten Übertragbarkeit des Tiermodells auf Menschen aus, insbesondere um Krebszellen, die nicht mehr auf die konventionelle Behandlung ansprechen, wieder für diese zu sensibilisieren. Auch eine ganz neue Studie befasst sich mit dieser Thematik: mit Darmkrebs.

Doch bevor jetzt große Hoffnungen geweckt werden: Leider müssten große Mengen an antitumoral wirksamen ätherischen Ölen (oder deren Bestandteile) eingenommen oder gespritzt werden, so dass es zu Problemen mit der Verträglichkeit kommen würde. Jedoch im Sinne von ‘Begleitung bei Tumorerkrankungen’ und vor allem als Prophylaxe sollten wir die Freuden an gesunder Naturkosmetik und an frischen Lebensmitteln immer in Betracht ziehen. Es gibt einige Arbeiten zu diesem Themenbereich, beispielsweise:

  • Wang Y, Hong D, Qian Y, Tu X, Wang K, Yang X, Shao S, Kong X, Lou Z, Jin L. Lupeol inhibits growth and migration in two human colorectal cancer cell lines by suppression of Wnt-β-catenin pathway. Onco Targets Ther. 2018 Nov 9;11:7987-7999
  • Victor MM, David JM, Sakukuma MCK, Costa-Lotufo LV, Moura AF, Araújo AJ.Terpene Esters from Natural Products: Synthesis and Evaluation of Cytotoxic Activity. An Acad Bras Cienc. 2017 Jul-Sep;89(3):1369-1379
  • Schmidt C, Loos C, Jin L, Schmiech M, Schmidt CQ, Gaafary ME, Syrovets T, Simmet T. Acetyl-lupeolic acid inhibits Akt signaling and induces apoptosis in chemoresistant prostate cancer cells in vitro and in vivo. Oncotarget. 2017 Jul 8;8(33):55147-55161
  • Siddique HR, Mishra SK, Karnes RJ, Saleem M: Lupeol, a novel androgen receptor inhibitor: implications in prostate cancer therapy. Clin Cancer Res. 2011 Aug 15;17(16):5379-91

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