Derzeit macht eine US-amerikanische Laboranalyse von diversen ätherischen Ölen die Runde in den „unsozialen Medien“, es geht um toxische Weichmacher (Phthalate, mehr dazu unten im Artikel)) in ätherischen Ölen. Als wäre unsere Welt nicht schon verseucht genug mit unzählig vielen Alltags-Produkten aus Kunststoffen und den entsprechenden gefährlichen Weichmachern, welche unsere Hormonbalance empfindlich stören können! Nein, das reicht wohl nicht, nun wurden diese Gifte in teilweise erschreckenden Mengen in US-amerikanischen ätherischen Ölen gefunden. Veranlasst wurden diese Laboruntersuchungen von der Konsumenten-Aktivistin

Die Inhalte ihrer Website Mamavation erreichen nach ihrer eigenen Angabe jährlich Millionen amerikanischer Frauen und helfen ihnen, die Gefahren hormonschädigender Chemikalien in Alltagsprodukten zu erkennen und diese zu vermeiden (von Sport-BHs über Deos, Olivenöle, Menstruationsprodukte, Waschmittel, Computer, Babywindeln und vieles mehr) indem sie gängige Produkte aus bekannten Einzelhandelsgeschäften untersucht bzw untersuchen lässt (Links zu den vielfältigen von ihr initiierten Tests hier). Sie konnte bereits einen kleinen Erfolg gegen Monsanto aufweisen: 2015 hat die American Association of Pediatrics den skrupellosen Agrargifte-Riesen nach einem Treffen mit ihr als Sponsor rausgeschmissen. Sie habe auch die in den USA weit verbreitete Supermarktkette Target dazu bringen können, Bisphenol-Beschichtungen auf deren Kassenzettel-Thermopapier zu verbieten (zwei Jahre hatte sie dafür gekämpft, inzwischen verwenden viele US-amerikanische Unternehmen Kassenzettel ohne BPS-Beschichtung, wirklich beeindruckend).

Meine Gedanken: Ach, gäbe es doch eine so laute und unerschrockene Mama im deutschsprachigen Bereich!

Dieses Mal hat sie sich also jeweils zwei ätherische Öle der 11 in den USA beliebtesten Marken vorgenommen und diese auf auf die diversen Phthalate untersuchen lassen (Pfefferminze und Lavendel, gekauft zwischen November 2023 und Dezember 2024). Sie beschreibt und veröffentlichte die Ergebnisse in ihrem Artikel vom 11. Februar 2025.

Diese Stichproben-Untersuchung wurde in Zusammenarbeit mit Environmental Health News durchgeführt, die zusammen mit Mitgliedern von Mamavation auch für die Finanzierung sorgten. Wissenschaftliche Prüfungen wurden u.a. von Linda S. Birnbaum, Wissenschaftlerin im Ruhestand und ehemalige Direktorin des National Institute of Environmental Health Sciences und des National Toxicology Program & Scholar in Residence an der Duke University, Lehrbeauftragte an der University of North Carolina und der Yale University, durchgeführt. Die Ergebnisse sind durchaus besorgniserregend, vor allem wenn man bedenkt, dass genau die Marken mit den bedenklichsten Werten ständig die Einnahme ihrer angeblich so besonderen ätherischen Öle propagieren. Die Tests ergaben Phthalatwerte in ätherischen Ölen zwischen 40 ppb und 13.029 ppb:

  • 41 Prozent der 22 untersuchten ätherischen Öle enthielten mehr als 2.000 ppb Gesamtphthalate. Das sind 9 von 22 ätherischen Ölprodukten mit über 2.000 ppb.
  • 23 Prozent der 22 untersuchten ätherischen Ölprodukte enthielten zwischen 1.000 und 2.000 ppb Gesamtphthalate (5 von 22 ätherischen Ölen)
  • 36 Prozent der 22 angeschauten ätherischen Öle enthielten weniger als 1.000 ppb Phthalate (8 von 22 ).

Es ist durchaus überraschend, dass zwei global agierende Anbieter auffallen, die durch ihre eifrigen MissionarInnen stets und ständig vorbeten lassen, wie rein ihre Öle seien, wie besonders es sei, dass ihre Produkte stets und ständig kontrolliert würden (als wäre das nicht Industriestandard bei europäischen Öleanbietern!!!) und dass sie darum die weltbesten ätherischen Öle verkaufen würden – immer mit dem verlogenen und völlig uninformierten Hinweis, wie grottenschlecht europäische Bio-Öle von etablierten ehrlichen inhabergeführten kleinen Unternehmen angeblich seien. Auch wenn es sich um Stichproben handelt ist zu bedenken, dass eine Stichprobe aus einem mutmaßlich riesigen Lager-Behälter wie einem Fass mehr Konsumenten betreffen wird als eine Stichprobe aus einer Literflasche bei einem kleineren Unternehmen. Besorgniserregend ist, dass inzwischen Kinder zum Ziel der überdosierten (oder unverdünnten) Anwendungen geworden sind, ihnen schaden die den endokrinen Haushalt beeinflussenden Phthalate ganz besonders, schließlich befindet sich die Hormonbalance noch im Aufbau. Vielen Dank an Heilpraktikerin Sandra in Berlin für das Bekanntmachen der oben beschriebenen fürchterlichen Labor-Ergebnisse!

Fette und ätherische Öle werden in Fässern transportiert und gelagert, diese können aus Metall oder Kunststoff sein oder mit Kunststoffen ausgekleideten Materialien, solche Beschichtungen können Weichmacher enthalten (und/oder BPAs)

Jetzt stellt sich die Frage, wie diese toxischen Moleküle, in teilweise horrenden Mengen, in ausnahmslos all diesen untersuchten ätherischen Ölen – nur mit Abstufungen von „extrem“ zu „ein bisschen“ – hineinkommen. Klar ist schonmal, dass global gehandelte Massenware anders verpackt und transportiert werden muss als kleine(re) Mengen von traditionell verarbeitenden und inhabergeführten Unternehmen, welche in Liter- oder Halbliter-Aluflaschen versenden oder gar in Glasflaschen. Da es sich bei ätherischen Ölen bekanntlich (oder auch nicht bekanntlich!) um hoch konzentrierte Rohstoffe handelt, reichen bei einen großen Teil der Öle oft eine oder mehrere Literflaschen, deren Inhalt dann vom jeweiligen Anbieter auf meistens 5-ml-Glasfläschchen verteilt werden. Für Massenware werden ganze Fässer (fast immer aus Plastik) kreuz und quer und wieder zurück rund um den Globus geschickt. Mal abgesehen von der unglaublich unnötigen Belastung der Erd-Atmosphäre mit diversen Gasen bergen solche Verpackungen auch Risiken, dass Bestandteile ins jeweilige Öl übergehen – beispielsweise durch Schütteln und Rütteln und durch Hitzeeinwirkung während der Transporte.

Es könnten jedoch auch die modernen „Massenware-Container-Destillen“ verantwortlich sein, beispielsweise könnten sie durch Reinigungsmittel kontaminiert werden (zudem muss es bei Massenware zwecks Gewinnmaximierung immer schnell-schnell-schnell gehen, da kann schon mal was schief gehen (dazu Spannendes von Destillations-Fachmann Franz Niederkofler in der Podcast-Folge 74 Fakt oder Fake: Die traurige neue Welt der Naturdüfte). Es könnte an billigen Tropfeinsätzen, Deckelchen oder deren Beschichtung liegen oder an Chemikalien, die in der Abfüllanlage  eingesetzt werden (müssen). Es gibt also viele Faktoren, die zu gefährlichen Verunreinigungen führen können. Und ja, sowas kann jedes Produkt und jede Firma treffen, unsere Erde ist vom tiefsten Meergraben bis zum höchsten Berg mit Plastik verseucht. Mir ist jedoch noch keinerlei Öleanbieter in Europa unter gekommen (ich kenne die Öle wirklich vieler Anbieter aus Frankreich, Italien und auch Großbritannien), der mit einer unappetitlichen Hybris und gebetsmühlenartig seine KundInnen instruiert, ständig zu behaupten, sie würden die allerbesten Öle weit und breit anbieten. Diese Diskrepanz macht die aktuellen Laborergebnisse umso erstaunlicher.

Es wäre schön, so schön, wenn sich mal eine Insider-Person dazu bei mir melden könnte (leider werde ich bei meinen Recherchen – nunmehr seit 17 Jahren für diese Seite hier – selten von deutschsprachigen Anbietern mit Informationen versorgt, was ich sehr schade finde).

Unter anderem durch Weichmacher: Erkrankungen mit hormonellem Hintergrund häufen sich

Zur Erinnerung: Phthalat-Weichmacher sind Massenchemikalien. Jährlich werden allein in Westeuropa rund eine Million Tonnen Phthalate produziert. Das ist bedenklich, denn sie können der Gesundheit erheblich schaden. Sieben Weichmacher sind von der Europäischen Union als besonders gefährlich klassifiziert. Die 12 unterschiedlichen Phthalate, die in den Analysen von in ätherischen Ölen gefunden wurden sind auf ihrer Internetseite beschrieben. Phthalat-Weichmacher wirken giftig auf die Fortpflanzungsorgane, können die Hoden schädigen und die Spermienqualität verringern. Phthalat-Weichmacher gehören zu den hormonell wirksamen Chemikalien (Quelle BUND). Ich schrieb meinen bisher ausführlichsten Artikel hier auf dieser Seite über die dringliche Warnung vor Gefahren für die menschliche Gesundheit, die durch Mikro- und Nano-Plastik ausgelöst werden können. Mutmaßlich hat die erschreckend steigende Inzidenz von Brust- und Prostatatumoren mit den hormon-beeinflussenden Eigenschaften vieler Kunststoffe zu tun. Auch unerfüllter Kinderwunsch könnte damit zusammenhängen. Antibiotikaresistente Keime lieben Kunststoffe als „Partyraum“ und bilden lebensgefährliche Biofilme in deren Umgebung.

Hinweis: Auch wenn es von einem Öle-„Influenza“ behauptet wird: Phthalate gehören nicht zu den PFAS (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen). Beide sind jedoch synthetische Chemikalien, die in zahlreichen Alltagsprodukten vorkommen und als endokrine Disruptoren bekannt sind, die den Hormonhaushalt des Menschen beeinflussen können.

  • PFAS sind eine große Gruppe von über 10.000 chemischen Verbindungen, die durch ihre wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften sowie ihre chemische und thermische Stabilität gekennzeichnet sind (zB Teflon in Pfannen und auf Outdoor-Kleidung, Feuerlöschmitteln auch in Pizza-Kartons, Coffee-to-Go-Bechern und weiteren Lebensmittelverpackungen, siehe Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz [BMUV]). PFAS sind aufgrund ihrer Langlebigkeit als „ewige Chemikalien“ bekannt, da sie sich kaum abbauen und sich in der Umwelt sowie in Organismen anreichern können.

  • Phthalate hingegen sind Ester der Phthalsäure, die hauptsächlich als Weichmacher in Kunststoffen verwendet werden, um diese flexibler und haltbarer zu machen. Sie finden sich in Produkten wie Vinylböden (PVC), Kinderspielzeug, Kosmetika und Verpackungen. Einige Phthalate sind aufgrund ihrer reproduktionstoxischen Eigenschaften (Studie dazu) reguliert und gelten ebenfalls als besorgniserregend.

Zusammenfassend: Obwohl beide Gruppen gesundheitliche und ökologische Risiken bergen und oft gemeinsam in Diskussionen über Schadstoffe erwähnt werden, gehören Phthalate nicht zur chemischen Gruppe der PFAS (sind jedoch kein bisschen „gesünder“).

Wer mehr über Hintergründe – auch welche Sek… äh Religionsgemeinschaft hinter manchen Ätherisch-Öl-Giganten steckt – wissen möchte, schaue sich im WDR die „Science-Cops“ mal an. Wer nicht die entsprechende Doku (Un)well, auf Deutsch (Un)Gesund auf Netflix angeschaut hat, kann in einer der renommiertesten Zeitungen der Welt The Guardian nachlesen, wie Frauen beim Verarbeiten des viel gerühmten Weihrauch missbraucht werden (eines dieser überteuerten Weihrauchöle ist eine Mixtur aus sechs unterschiedlichen Weihrauch-Arten, so viel zum Thema „reine Öle“ … okay, ein Cuvée ist auch ein natürlicher Wein!). Über die Inhaltsstoffe des „Blauen Roll-on“, dessen 10 ml für 100 € angeboten wird [ach nein, man kann ihn sich zum „Einkaufspreis“ erwerben, wenn man unterschreibt] habe ich noch gar nicht berichtet, ist ja nur angedicktes Wasser mit ein bisschen Menthol, Silikon, Plastik (Acrylate), PEG und vor allem billige Mentha canadensis, billiges Copaiba und je einem Hauch Blauer Rainfarn und Blaue Kamille!!!! Rohstoffwert: keine 2 €. Genial, wer diese Lizenz zum Gelddrucken erfunden hat, Hut ab! Meine Gedanken gehen an die Damen, die sowas zum angeblichen EK von 75 € kaufen. Es würde sich lohnen, mal die grauen Zellen einzuschalten und die INCI-Deklaration zu lesen und zu verstehen. Bei soviel Geldgier bleibt mir schier die Spucke weg! Hier im englischsprachigen Raum sagt man dazu: „They are selling ice cubes to the Eskimos“ („Eiswürfel an die Eskimos verkaufen“).

HINWEIS ||| Am Mittwoch, 26. Februar 2025 um 19:00 Uhr werde ich einen Live-Online-Vortrag (ohne Aufzeichnung) zusammen mit Rita Pfeiffer von der Neurostress-Akademie halten und Tipps rund um das Thema „Schäfchen zählen war gestern, jetzt wird geschnuppert“ verraten. In unruhigen, besorgten und VER-rückten Zeiten schlafen viele Menschen schlecht – ätherische Öle können einen guten und gesunden Schlaf unterstützen – es muss (und sollte) jedoch nicht immer Lavendel sein, denn dieser Duft kann bestimmte „Themen“ ungünstig triggern. Dieser ist wichtig, da unser Körper in dieser Zeit in eine Art „Stand-by-Modus“ schaltet. Nun können angespannte Muskeln loslassen, Atmung und Puls werden ruhiger. Dabei werden unsere Energiereserven aufgeladen und das Nervensystem kann sich von Stress und Anstrengungen, denen wir tagsüber ausgesetzt sind, erholen. Mit Hilfe nachweislich entspannend wirksamer ätherischer Öle – wir werden uns einige Studien dazu anschauen – können wir sozusagen jede Nacht zum Jungbrunnen schlafwandeln. Laut Prof. Dr. Bettina Pause (Uni Düsseldorf) macht jedes Riechmolekül ein Gefühl: Es is an der Zeit, diesen urzeitlichen Mechanismus für die regenerative Entspannung zu nutzen. Infos und Anmeldung hier, die Kosten entsprechen circa einer Kinokarte (15 €).

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