Origanum vulgare L.

Dieses potenziell sehr hautreizende Öl ist seit dem Aromatherapie-Hype buchstäblich in aller Munde. Doch da Phenole, die Haupt-Inhaltsstoffe, sehr schleimhautreizend und antibakteriell wirken, sollte es nur im Fall von Infektionen angewendet werden, da sonst die Darmmikrobiota (früher: Darmflora) sehr leiden kann und somit auch das Immunsystem.

Pflanzenfamilie: Lamiaceae (Lippenblütengewächse)

Pflanzenteil: Kraut, blühendes Kraut

Haupt-Inhaltsstoff(e): 60-83 % Carvacrol, bis 10 % p-Cymen, bis 8 % γ-Terpinen, bis 4 % Thymol

Haupt-Wirkungen körperlich: stark Breitband gegen die meisten Keime wirksam, anregend, stärkt die Lebensgeister

Haupt-Wirkungen seelisch: stärkend, aufbauend

Besonders effektive Anwendung: Fußbad bei nahenden Infekten, bei andauerndem Schwächegefühl und Müdigkeit

Haltbarkeit nach Öffnen der Flasche: circa drei Jahre

Preisniveau: preiswert

Oregano, auch Echter Dost genannt, ist in Südeuropa, jedoch auch in den gemäßigten Gebieten der nördlichen Hemisphäre heimisch. Diese krautige Pflanze kann an manchen Orten sogar zum wuchernden “Unkraut” werden. Somit kann dieses ätherische Öl zu den ganz nachhaltigen Pflanzenextrakten gezählt werden.

Sein Name kommt vom zusammengesetzten griechischen Begriff, der sich aus ὄρος (óros) mit der Bedeutung “Berg” und γάνος (gános) mit der Bedeutung “Helligkeit” zusammensetzt, also “Helligkeit des Berges”. Einst war dieses getrocknete Küchenkraut als leckeres Pizza-Gewürz bekannt, leider findet man diesen Stärker der Verdauungsvorgänge kaum noch auf diesem italienischen Gericht.

Das ätherische Öl kann sehr unterschiedlich zusammengesetzt sein (siehe oben bei den Haupt-Inhaltsstoffen), diese Studie von 2023 beleuchtet das komplexe ätherische Öl ausführlich: Zinno P, Guantario B, Lombardi G, Ranaldi G, Finamore A, Allegra S, Mammano MM, Fascella G, Raffo A, Roselli M. Chemical Composition and Biological Activities of Essential Oils from Origanum vulgare Genotypes Belonging to the Carvacrol and Thymol Chemotypes. Plants (Basel). 2023 Mar 16;12(6):1344. Es gehört es in jedem Fall zu den antiseptischsten und gleichzeitig hautreizendsten ätherischen Ölen, die wir zur Verfügung haben. Es sollte niemals “einfach so”, also vorbeugend eingesetzt werden, sondern nur im Fall von Infektionen.

Auch diese Studie von 2017 befasst sich ausführlichen mit den unterschiedlichen Oregano-Art und Ölen: Leyva-López N, Gutiérrez-Grijalva EP, Vazquez-Olivo G, Heredia JB. Essential Oils of Oregano: Biological Activity beyond Their Antimicrobial Properties. Molecules. 2017 Jun 14;22(6):989

Der CO2-Extrakt von Origanum vulgare (bei Maienfelser) ist etwas anders zusammengesetzt: Er enthält einen hohen Anteil an Terpineolen, wie trans-beta-Terpineol (50 %), cis-beta-Terpineol (10 %), Terpineol-4 (10 %), dazu etwas Thymol (5 – 10 %) und nur ganz wenig Carvacrol (1 %).

Es gibt auch ätherische Öle aus

  • Origanum heracleoticum (von Oshadhi)
  • Origanum vulgare ssp. viridulum × Origanum vulgare ssp. hirtum (von Maienfelser, evtl Synonym von O. heracleoticum)
  • Origanum compactum (von Oshadhi)
  • Origanum dictamus (von Maienfelser)
  • Origanum syriacum var. syriacum (Záatar von Maienfelser eher mit Majoran vergleichbar)
  • Origanum vulgare var. kaliteri (von Maienfelser mit der spannenden Beschreibung von Dr. Daniel Pénoël)
  • Origanum vulgare var. creticum (von Maienfelser)

Ferner duften einige Pflanzen – teils aus völlig anderen Pflanzenfamilien – nach Oregano, da sie auch Carvacrol (und/oder etwas Thymol) enthalten können: ein Chemotyp von Monarda fistulosa (Wilde Indianernessel), auch ein Chemotyp von Lippia alba, ferner Plectranthus amboinicus (Jamaika-Thymian), der jedoch mehr an den Duft von Thymian erinnern kann.

Am Duft – Echter Majoran duftet mild – und vor allen an den Blütenständen lassen sich Majoran und Oregano leicht unterscheiden. Oregano, diese wunderbare Bienen-Pflanze, blüht an doldenähnlichen Gebilden, eher leicht bis deutlich rosa, manchmal jedoch auch weiß. Die meist weißen Majoranblüten entspringen “gefalteten”, fast zapfenähnlichen Gebilden.

Bei den meisten Oreganoölen handelt es sich um starke Natur-Antibiotika, diese Eigenschaft wurde bereits in den 70er Jahren in unzähligen Aromatogrammen nachgewiesen; bereits über 60 Jahre zuvor wurden diesbezüglich erste Untersuchungen durchgeführt und der Begriff Phenol-Koeffizient entstand: Seinerzeit wurden starke Desinfektionsmittel mit Oreganoöl verglichen und bewertet (1903 – beschrieben in Kapitel 3.3.1 in meinem Fachbuch Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe).

Dieses scharfe ätherische Öl kann freilich auch die „guten“ Bakterien der Darmflora angreifen, stören oder im ungünstigsten Fall auch abtöten. Die tagelange oder gar wochenlange Einnahme von Oreganoöl kann also die im Darm sitzende Mikrobiota genau so empfindlich stören wie die Einnahme von Antibiotika.

Das “normale” ätherische Öl aus Origanum vulgare ist ein sehr preiswertes Öl, es ist zu völlig überhöhten Preisen durch diverse Pyramidenmarketing-Anbieter weltweit im Handel. Leider wird es immer öfter von Menschen gutgläubig oral verwendet, sogar bei Kleinkindern, weil es vermeintlich das Immunsystem stimulieren soll. Dies ist jedoch genau so wenig der Fall wie bei Antibiotika, welche die feindlichen Bakterienattacken abwenden, jedoch nicht prophylaktisch eingenommen werden sollten. Für widerrechtliche Behauptungen wurde eines der Unternehmen, die diese gefährlichen Empfehlungen verbreiten, von der FDA abgemahnt (das ist die us-amerikanische Medikamenten und Lebensmittel-Zulassungsbehörde). Lesen Sie dazu zwischen den Zeilen in der Glosse Heiliger Oregano sei mit uns.

Zur Einnahme von carvacrol-reichem Oreganoöl sprach der tasmanische Darmmikrobiota-Experte Dr. Jason Hawrelak auf der Konferenz Botanica2018: Dr. Hawrelak erläuterte, dass bis zu 95 % der eingenommenen Phenole unseren Dickdarm erreichen können und mit den dort angesiedelten Keimen interagieren. Im positiven wie auch im negativen Sinn. Er empfahl dringend, nach einer antibiotika-ähnlichen Behandlung mit eingenommenem Oreganoöl eine Darmaufbau-Kur zu machen. Dazu in diesem Artikel mehr Informationen.

In meinem Garten ernteten Sibylle Broggi-Läubli und ich im Sommer 2021 Oreganokraut, das „wie ein Unkraut“ wuchert, wir zeigen eindrücklich, wie viel Oreganokraut in einem Tropfen Oreganoöl steckt. Würden Sie diese ordentliche Menge Oregano, die ich auf dem Bild in meiner Hand  halte, JEDEN Tag essen? Und das jeden Tag über mehrere Wochen? Darin ist weniger als 1 Tropfen Oreganoöl enthalten! Aber schauen Sie selbst!


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AiDA Aromatherapy Eliane Zimmermann

Coleus amboinicus (Lour) Spreng (oder Plectranthus amboinicus, Harfenstrauch), Familie der Lippenblütengewächse stammt ursprünglich von der Insel Ambon bei Indonesien

Jamaika-Thymian oder Cubanischer Oregano (Coleus amboinicus) ist eine andere Pflanze, mit fleischigen, haarigen Blättern, deren Öl auch reichlich Phenole enthalten kann (dazu Fotos und Informationen in diesem Artikel). In In-vitro-Experimenten konnte nachgewiesen werden, dass Oreganoöl nicht nur gegen Staphylococcus aureus wirkt, sondern dass es die Wirkung von Tetracyclin (bis zu 4-fach) verstärken kann. Die Hauptinhaltsstoffe Carvacrol und Thymol sowie das komplette ätherische Öl wirken vermutlich wie ein Effluxpumpeninhibitor (verhindert das den Vorgang des sich Resistentmachens). Die brasilianischen Autoren folgern, dass ätherische Öle geeignet sein könnten, Medikamentenresistenzen zu modulieren (Cirino IC, Menezes-Silva SM, Silva HT, de Souza EL, Siqueira-Júnior JP. The essential oil from Origanum vulgare L. and its individual constituents carvacrol and thymol enhance the effect of tetracycline against Staphylococcus aureus. Chemotherapy 2015; 60: 290–293).

Ich habe immer gute Oreganokapseln vorrätig, sie sind im Falle eines Infektes sinnvoll und können auch die Wirkung von nicht mehr wirklich ansprechenden Antibiotika erhöhen. Es konnte am Beispiel des ähnlich zusammengesetzten Öles vom Thymian gezeigt werden, dass die Anwesenheit von p-Cymen die Zellwand der Krankheitskeime kompromittiert, so dass sowohl das stark keimwidrig wirkende Carvacrol/Thymol eindringen kann als auch das Antibiotikum. Gegen das sich der Keim ansonsten wehren könnte. (siehe dazu den Artikel über Netzwerkpharmakologie und die Grafik von Marco Valussi)

Diese Kapseln können beispielsweise unterstützend eingenommen werden bei hartnäckigen Blasenentzündungen im höheren Alter, wenn Antibiotika einfach nicht mehr nachhaltig wirksam sind. Diese Kapseln sind in Bio-Qualität erhältlich (anerkanntes unabhängiges Siegel): bei Pranarom, durch den bekannten belgischen Apotheker Dominique Baudoux zubereitet. Das die Schleimhäute angreifende ätherische Öl sollte jedoch – wie erwähnt – nicht „einfach so“ eingenommen werden, sondern nur bei Infekten, und erst recht niemals unverdünnt.

Zur weiteren Information schrieb ich mit Sabrina Herber einen ausführlichen Artikel über das Pro und Contra der Einnahme von Oregano & Co mit vielen weiterführenden Links. Darin befinden sich auch Fotos einer gründlich misslungenen und schmerzhaften Behandlung einer Warze mit Oreganoöl.


Extrem intensives Bio-Oregano bei Wadi

Bio-Oregano als Lebensmittel zertifiziert von Oshadhi

Bio-Oregano von Jophiel

Oregano von Neumond

Oregano 31 % in Weingeist von Primavera


Das Produkt Kremo 058-Halspastillen (mit wässrigen Oregano- und Johannisbeerblätter-Extrakten) von Dr. Pandalis wurde in einer kleinen Pilotstudie bei Menschen mit MRSA-Infektion im Mund getestet. In der Zusammenfassung dieser Arbeit ist nachzulesen: “Die PatientInnen erhielten tgl. 3 × 2 Tbl. Kremo 058® Mundreinigungspastillen. Der initial positive Nasen- und Rachenabstrich war schon nach einer Woche überwiegend negativ. Bei 2 Patienten war die Therapie erst nach 2 Wochen wirksam. Die Abstrichkontrolle nach 3 Wochen ergab, dass alle 6 Probanden frei von MRSA waren.”

Jedoch enthält dieses Produkt NICHT Oreganoöl, sondern wässrige Extrakte des Oregano: Die Konzentration an phenolischen Verbindungen ist darin um ein Vielfaches schwächer als beim lipophilen ätherisches Öl, was sozusagen ein Hochkonzentrat ist. Somit sind solche Pastillen der empfindlichen Mundschleimhaut angepasst. Was man von “einfach so” geschlucktem Oreganoöl nicht behaupten kann.

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