Eucalyptus radiata A.Cunn. ex DC.

Nicht alle der 600 unterschiedlichen Eukalyptusarten duften so wie “medizinisch” wie Eucalyptus radiata (selten Stern-Eukalyptus genannt) oder der wesentlich bekanntere Eucalyptus globulus. Der Haupt-Inhaltsstoff der Blätter dieser zwei Arten heißt 1,8-Cineol, auch Eucalyptol genannt.

Die 600 Eukalyptus-Arten schmücken sich mit wunderschönen Blüten

Mir gefällt die Vieldeutigkeit des wissenschaftlichen Namens dieser Pflanzengattung: eu, griechisch bedeutet gut und schön; kalyptos, griechisch bedeutet bedeckt, verborgen (die harten Samenkapseln bieten Schutz vor Feuer, welches wiederum für die Keimung zwingend nötig ist); radiatus, latein bedeutet strahlend, mit Strahlen umgeben (bezogen auf die leicht strahlenförmige Anordnung der schmalen Blätter). Der “Wohlbedeckte” bedeckt und schützt uns (vor Mikroorganismen), zudem legt der überdurstige Eukalyptusbaum Sümpfe trocken, dafür wird er oft angebaut. Wenn wir erkältet sind und unsere Bronchien voller Sekret sind, hilft dieses Öl, unseren “Sumpf” trocken zu legen. Die Signatur der Pflanze passt wunderschön!

Die ätherischen Öle von Eucalyptus radiata und von Eucalyptus globulus (sowie des in Großbritannien viel angewendeten Öles aus Eucalyptus smithii) wirken sekretolytisch (schleimlösend) und entzündungshemmend auf die Atemwege, zudem auch deutlich antiviral. Ideal ist in diesem Fall, die Kapseln mit Eucalyptol in der Apotheke zu kaufen (Soledum) und nach Vorschrift einzunehmen. Zitroneneukalyptus und Eucalyptus staigeriana duften zitronig, sie sind besser für die Behandlung von erkälteten Kindern geeignet: Sie wirken zwar nicht sekretolytisch, machen jedoch Viren “das Leben schwer” (zu Eucalyptus  citriodora und E. staigeriana)

Pflanzenfamilie: Myrtaceae (Myrtengewächse)

Pflanzenteil: Zweige/Blätter

Haupt-Wirkungen körperlich: E. globulus/radiata: entzündungshemmend, schleimlösend (zu Eucalyptus  citriodora und E. staigeriana, diese wirken in geringer Verdünnung antviral sowie sanft entzündungshemmend)

Haupt-Wirkungen seelisch: E. globulus/radiata: konzentrationsfördernd; E. citriodora/staigeriana: beruhigend

Besonders effektive Anwendung: Inhalation, Vernebler

Haltbarkeit nach Öffnen der Flasche: 2-3 Jahre

Preisniveau: preiswert

Das Öl von Eucalyptus globulus wird meistens nur in irgendeiner Form rektifiziert angeboten, d.h. es wird in die Zusammensetzung eingegriffen, durchaus vorhandene reizende Moleküle werden oft reduziert oder eliminiert, der Anteil an Eucalyptol wird verändert. Darum konnte sich Eucalyptus radiata besser durchsetzen, es ist diesbezüglich besser verträglich. Die neumodische Erscheinung des weltweiten Überdosieren von ätherischen Ölen und völlig unnachhaltigem Raubbau der Natur, trug allerdings dazu bei, dass Eucalyptus radiata seit 1.1.2021 zu den bedrohten Arten gezählt werden muss (ich schrieb hier einen ausführlichen Artikel dazu). Bei Farfalla kann man sich sicher sein, dass auf nachhaltige und behutsame Ernte geachtet wird. Auch Feeling achtet auf Schutz der Erde durch ein gutes Angebot an von unabhängiger und anerkannter Stelle zertifizierter Bio-Öle.

Wie ein Küken schlüpft, so schlüpfen die ästhetischen Staubblätter nach “Wegsprengel” der kleinen stark duftenden Deckelchen aus der meistens feuerfesten Hülle

Alle Eukalyptus-Öle dürfen nur in zarter Verdünnung auf Haut und Schleimhäuten angewendet werden, da sie ansonsten hautreizend wirken können (vor allem, falls sie nicht sehr frisch nach erstmaligem Öffnen sind, sie können, je nach Herstellungsweise schnell oxidieren).

Diese eher “medizinisch” duftenden Eukalyptus-Öle nur auf den Rücken oder auf die Füße von Kleinkindern, gebrechlichen und Menschen mit obstruktiven Erkrankungen des Atemtraktes auftragen, um Atemwegsprobleme durch den “scharfen” Inhaltsstoff Cineol zu vermeiden (durch Anregung von Kälterezeptoren in den empfindlichen Schleimhäuten der Atemwege kann es zu einer Art “Schnappatmung” kommen).

Entzündungshemmend und zur Begleitung bei Corona-Infektionen der Atemwege

In den frühen Nuller-Jahren dieses Jahrhunderts befassten sich etliche Wissenschaftler mit der entzündungshemmenden Wirkung dieses wasserdurstigen Baumes, der oft zur Trockenlegung von Sümpfen ins riesigen Plantage angepflanzt wird. Spannend, dass sein ätherisches Öl bei der  “Trockenlegung der verschleimten Bronchien” hilfreich sein kann. Das brasilianische Team um Silva & al schrieben 2003 (leider mal wieder ein hässliches tierquälendes Experiment):

“Viele Arten der Gattung Eucalyptus aus der Familie der Myrtaceae werden in der brasilianischen Volksmedizin zur Behandlung verschiedener Beschwerden wie Erkältung, Grippe, Fieber und Bronchialinfektionen eingesetzt. In der vorliegenden Untersuchung haben wir die analgetischen und entzündungshemmenden Wirkungen von ätherischen Ölen aus drei Eukalyptusarten anhand verschiedener experimenteller Standardmodelle untersucht.

Anhand von essigsäureinduzierten Zuckungen bei Mäusen und thermischer Stimulation auf einer Heizplatte bei Ratten wurde gezeigt, dass die ätherischen Öle von Eucalyptus citriodora (EC), Eucalyptus tereticornis (ET) und Eucalyptus globulus (EG) in beiden Modellen analgetische Wirkungen hervorrufen, was auf periphere und zentrale Wirkungen schließen lässt. Darüber hinaus hatten diese drei  ätherischen Eukalyptusöle entzündungshemmende Wirkungen, wie die Hemmung des durch Carrageen und Dextran induzierten Ödems an den Pfoten von Ratten, der durch Carrageen induzierten Migration von Neutrophilen in die Peritonealhöhle von Ratten und der durch Carrageen und Histamin induzierten Gefäßpermeabilität zeigte.

Insgesamt deuten die Daten darauf hin, dass diese drei ätherischen Öle zentrale und periphere analgetische Wirkungen sowie neutrophilenabhängige und -unabhängige entzündungshemmende Aktivitäten aufweisen. Diese ersten Beobachtungen unterstützen die berichtete Verwendung der Eukalyptuspflanze in der brasilianischen Volksmedizin.” Silva J, Abebe W, Sousa SM, Duarte VG, Machado MI, Matos FJ. Analgesic and anti-inflammatory effects of essential oils of Eucalyptus. J Ethnopharmacol. 2003 Dec;89(2-3):277-83

Naturheilkundliche Unterstützung bei COPD

Es gibt auch etliche Studien von der Uni Bonn, in denen die entzündungshemmende Wirkung von Eucalyptol belegt wurde, dieses Molekül kann laut dem Studienleiter Prof. Dr. Uwe Jürgens Asthmatikern helfen, die Cortisonbehandlung zu reduzieren (mehr dazu hier), auch bei COPD zeigten sich gute Ergebnisse, dazu schreibt das Forscherteam (ich lasse mal die vielen Fachbegriffe stehen, um auch verantwortliche ÄrztInnen von diesem hochwirksamen Molekül zu überzeugen):

“Das schleimlösend wirksame Monoterpen(-Oxid) 1,8-Cineol, auch Eucalyptol genannt, ist ein relevanter  Bestandteil vieler Eukalyptusarten. Dieses Molekül ist für seine entzündungshemmende, antioxidative, bronchienerweiternde, antivirale und antimikrobielle Wirkung bekannt. 1,8-Cineol kann die Induktion des Interferon-Regulationsfaktors 3 (IRF3), die Kontrolle des Nuklearfaktors Kappa-Leichtketten-Enhancer aktivierter B-Zellen (NF-κB) sowie die Verringerung von Muzin-Genen (MUC2, MUC19) auslösen.

In normalen menschlichen Monozyten wurde eine direkte Hemmung der durch reaktive Sauerstoffspezies (ROS) vermittelten Schleimhypersekretion und der Steroidresistenz induzierenden Superoxide und die Entzündungsprozesse steigernden Wasserstoffperoxide mit teilweiser Kontrolle der Superoxiddismutase nachgewiesen. Durch die Hemmung von NF-κB hemmte 1,8-Cineol in relevanten Plasmakonzentrationen (1,5 µg/ml) bei normalen menschlichen Monozyten die durch Lipopolysaccharid (LPS) stimulierten Zytokine stark und signifikant. Diese sind für die Verschlimmerung (Tumornekrosefaktor alpha (TNFα), Interleukin (IL)-1β und systemische Entzündung (IL-6, IL-8) relevant.

Infektionserreger und Umweltnoxen haben über TNFα und IL-1β Zugang zum Immunsystem und induzieren Bronchitisbeschwerden und Exazerbationen der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), Asthma und Asthma-COPD-Überschneidungen. In Lymphozyten gesunder menschlicher Spender hemmte 1,8-Cineol TNFα, IL-1β, IL-4 und IL-5 und zeigte zum ersten Mal eine Kontrolle der Entzündung vom Th1/2-Typ.

1,8-Cineol in relevanten Plasmaspiegeln erhöhte in vitro additiv die Wirksamkeit der inhalativen Leitmedikamente Budesonid (BUD) und Budesonid + Formoterol, und vorläufige Daten zeigten auch eine erhöhte Wirksamkeit der durch langwirksame Muscarinrezeptor-Antagonisten (LAMA) vermittelten Zytokinhemmung in vitro.

Auf der Grundlage der präklinischen Daten zeigten frühere randomisierte kontrollierte Studien mit einer Zusatztherapie mit 1,8-Cineol (3 × 200 mg/Tag) über 6 Monate eine Verbesserung des unkontrollierten Asthmas durch eine signifikante Verbesserung der Lungenfunktion. Das nächtliche Asthma und die Werte zur Bestimmung der Lebensqualität sowie bei COPD einen Rückgang der Exazerbationen um 38,5  Prozent verbesserten sich während der Winterzeit. Dieser Bericht enthält eine Aktualisierung der Literatur über 1,8-Cineol, auch als Zusatztherapie, als therapeutisches Mittel zum Schutz und zur Kontrolle entzündlicher Atemwegserkrankungen.” Juergens LJ, Worth H, Juergens UR. New Perspectives for Mucolytic, Anti-inflammatory and Adjunctive Therapy with 1,8-Cineole in COPD and Asthma: Review on the New Therapeutic Approach. Adv Ther. 2020 May;37(5):1737-1753 Diese Arbeit kann kostenfrei hier gelesen und runtergeladen werden.

Aus der Zusammenfassung einer lesenswerten Übersichtsarbeit (Review) von 2014: “Als isolierte Verbindung ist 1,8-Cineol für seine schleimlösende und krampflösende Wirkung auf die Atemwege bekannt, wobei seine klinische Wirksamkeit nachgewiesen ist. 1,8-Cineol hat auch therapeutische Vorteile bei entzündlichen Atemwegserkrankungen wie Asthma und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) gezeigt. Dieser klinische Nachweis bezieht sich auf seine entzündungshemmende und antioxidative Wirkungsweise, die in zahlreichen vorklinischen Studien nachgewiesen wurde. Durch In vitro-Studien erlangte man zur Erkenntnis, dass 1,8-Cineol Entzündungsprozesse insofern kontrolliert, indem die Produktion von Mediatoren bei infektions- oder entzündungsbedingter Hypersekretion von Schleim reguliert wird. Eucalyptol wirkt also eher als entzündungshemmender Modifikator denn als einfaches Mukolytikum.

Laut den Autoren ist es das Ziel dieser Übersichtsarbeit, diese mit dem reinen Monoterpen durchgeführten präklinischen Studien vorzustellen und den derzeitigen Wissensstand über die Wirkungsweise von 1,8-Cineol zusammenzufassen. Auch das aktuelle Verständnis des reinen 1,8-Cineols im Vergleich zu Mischungen natürlicher ätherischer Öle, die 1,8-Cineol als Hauptverbindung enthalten, und zu Mischungen natürlicher Terpene, die als ätherische Öle bezeichnet werden, wird erörtert. Auf der Grundlage der antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften haben jüngste klinische Studien mit 1,8-Cineol erste Anhaltspunkte für den positiven Einsatz von 1,8-Cineol als Langzeittherapie zur Prävention von COPD-Exazerbationen und zur Verbesserung der Kontrolle von Symptomen von Asthma ergeben.” Juergens UR. Anti-inflammatory properties of the monoterpene 1.8-cineole: current evidence for co-medication in inflammatory airway diseases. Drug Res (Stuttg). 2014 Dec;64(12):638-46#


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Weitere ätherische Öle, die einen erheblichen Anteil an Eucalyptol (1,8-Cineol enthalten):

Vor dem Jahr 2000 wurde zunächst untersucht, wie genau die antientzündliche Wirkung abläuft. Das Team von Prof. Dr. Uwe Jürgens hatte die hemmende Wirkung von 1,8-Cineol auf die LPS- und IL1beta-stimulierte Mediatorproduktion durch menschliche Monozyten in vitro untersucht. Zum ersten Mal berichteten sie über eine dosisabhängige und hochsignifikante Hemmung der Produktion von Tumor-Nekrose-Faktor-alpha, Interleukin-1beta, Leukotrien B4 und Thromboxan B2 durch 1,8-Cineol. Es wurde der erste Bericht über einen neuen Wirkmechanismus von Monoterpenen, der darauf hindeutete, dass 1,8-Cineol ein starker Inhibitor von Zytokinen ist, der für die Langzeitbehandlung von Atemwegsentzündungen bei Asthma bronchiale und anderen steroidempfindlichen Erkrankungen geeignet sein könnte. Juergens UR, Stöber M, Vetter H. Inhibition of cytokine production and arachidonic acid metabolism by eucalyptol (1.8-cineole) in human blood monocytes in vitro. Eur J Med Res. 1998 Nov 17;3(11):508-10.

Im Jahr 2000 konnten in einigen in Vitro-Studien die antivirale Wirkung bestätigt werden, später gab es zum Covid-19-Virus einige diesbezügliche Erkenntnisse, beispielsweise von Marco Valussi, dessen Arbeiten ich sehr schätze und den ich auf diesen Seiten mehrfach erwähnte:

“Grundsätzlich können Eucalyptol und ätherische Öle, die reich an Eucalyptol sind, oder Mischungen daraus, als komplementäre Heilmittel zur symptomatischen Verbesserung von Patienten mit leichten und unkomplizierten Infektionen durch Coronaviren eingesetzt werden. Menthol wird bei Patienten mit COVID-19 nicht empfohlen, da es die Selbstwahrnehmung der Atemnot (Dyspnoe) verringern kann, was dazu führen kann, dass infizierte Patienten den tatsächlichen Schweregrad der Erkrankung unterschätzen und die ärztliche Behandlung nicht rechtzeitig in Anspruch nehmen.

Nach den vorliegenden Erkenntnissen können symptomatische Heilmittel für COVID-19, wie ätherische Öle und ihre isolierten Verbindungen, nützlich sein. Sie sind jedoch keine Alternative zur medizinischen Standardtherapie und entbinden die Patienten nicht von der Einhaltung der von den Gesundheitsbehörden angeordneten Vorsichtsmaßnahmen.” Valussi M, Antonelli M, Donelli D, Firenzuoli F. Appropriate use of essential oils and their components in the management of upper respiratory tract symptoms in patients with COVID-19. J Herb Med. 2021 Aug;28:100451  (weitere Covid-19-Tipps in diesem Artikel).

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